Balve/Menden. Ausgerechnet Balves gute Stube schließt. Darum macht die Mendenerin Katharina Hohmann den „Drostenkeller“ dicht.
Die Mail war kurz und knapp. Doch ihr Inhalt war brisant. Gastronomin Katharina Hohmann teilte am Samstagmittag mit, dass sie den „Drostenkeller“ in Balve schließe - und zwar kurzfristig. Die 36-jährige Mendenerin hielt angesichts von Corona-Lockdown und kriegsbedingter Inflation nur drei Jahre durch.
+++ „DROSTENKELLER“ IN BALVE: DER HERZBLUT-START +++
„Hiermit möchte ich Sie darüber informieren, dass ich das Restaurant Drostenkeller mit schwerem Herzen schließen werde, bereits zum 31. Oktober 2022. Das Zusammenwirken verschiedener Aspekte, unter anderem Personalmangel, erlaubt mir leider keinen Weiterbetrieb. Die vergangenen drei Jahre waren sehr herausfordernd, leider zu herausfordernd. 2019 übernahm ich den Drostenkeller. Viele Balver freuten sich sehr, als das Restaurant nach Jahren des Leerstands und mehreren Anläufen, neu eröffnete. Ich bedanke mich sehr bei allen Gästen für ihre Aufgeschlossenheit und das gemeinsame Teilen der Leidenschaft für gutes Essen und Gastfreundschaft. Es war eine Freude, unseren Gästen hochwertige Gerichte in einem - dank des Gewölbes - einzigartigem Ambiete anzubieten.“
Der „Drostenkeller“ galt als gute Stube im Herzen der Herzen, in 1a-Lage. Die Nachricht kommt zur Unzeit. Erst am Freitagabend hatte der Festspielverein Balver Höhle mitgeteilt, den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr eben nicht auf einem Krippenspiel auf dem Drostenplatz zu bereichern.
Standort-Faktor
Bei Politik, Verwaltung, Stadtmarketing sowie Sparkasse und Volksbank müssten die Alarmglocken schrillen, wenn ein derartiges Angebot wegfällt. Ein gutes Restaurant zählt zu den weichen Standortfaktoren, um Unternehmen und Fachkräfte anzuwerben. Ein Leerstand in bester Lage darf als Alarmsignal gewertet werden.
Energiekrise plus Fachkräftemangel
Hintergrund: Die Gastro-Gewerbe ist seit Beginn der Corona-Pandemie mit den damit verbundenen Einschränkungen in einer Dauerkrise. Zuletzt verstärkten die explodierenden Kosten für Gas und Strom die wirtschaftlichen Probleme vieler Betriebe. So stellte der Branchenverband Dehoga NRW am 17. Oktober in einer Pressemeldung fest: „Die Energiekrise bleibt das beherrschende Thema.“ Der Verband forderte schnelle Entlastung der Branche bei den Rechnungen für Gas und Strom.
+++ „DROSTENKELLER“ IN BALVE: SO LIEF DER BETRIEB AN +++
Zudem wies der Verband auf bleibenden Fachkräftemangel hin: „Für die gastgewerblichen Unternehmen wird es zunehmend schwerer, geeignete Arbeitskräfte zu finden, auch wenn in den zehn Jahren vor der Corona-Pandemie im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe rund ein Drittel neue Jobs entstanden sind. Der Bedarf war deutlich höher. Die Abwanderung aus dem Gastgewerbe zwischen 2020 und 2022 hat den Arbeitskräftemangel deutlich verschärft.“