Balve. Balve will mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen. Daher bat die CDU Balve zu einer Info-Veranstaltung. Wieso sie so erfolgreich war.

Auftrag und Ziel sind klar, angesichts der Krisen dieser Tage umso mehr: die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien. Diese Dringlichkeit scheint auch in Balve bekannt zu sein, wie die Resonanz auf einen Informationsabend der heimischen CDU zeigt. Ein Experte des des NRW-Landesverbandes Erneuerbare Energien zeigte Zwischenstände auf für Balve, Potenziale und die Hürden, die immer noch manches bremsen. Der große Saal im Restaurant „Zur Höhle“ war komplett besetzt, eilig wurden am Montagabend noch weitere Stühle herbeigeschafft für die am Ende knapp 60 Zuhörer.

In Balve gibt es Luft nach oben

Eine Resonanz, die den Balver CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Hubert Sauer sehr freute und zeigt, wie dringlich das Thema Erneuerbare Energien ist. Nicht nur durch die Preisexplosion bei Energie in der jüngsten Zeit. Als Gast war Christian Mildenberger gekommen, Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen Landesverbandes Erneuerbare Energien.

Windrad im Beckumer Feld. Balves Rat hat inzwischen die Vorrangfläche Beckumer Feld aufgehoben. Damit wird der Weg frei für mehr Windräder im Balver Stadtgebiet.
Windrad im Beckumer Feld. Balves Rat hat inzwischen die Vorrangfläche Beckumer Feld aufgehoben. Damit wird der Weg frei für mehr Windräder im Balver Stadtgebiet. © WP | Marcus Bottin

Auch wenn Hubert Sauer einleitend dargelegt hatte, die Stadt Balve stehe bei der Nutzung erneuerbarer Energien im kreisweiten Vergleich ziemlich gut da, so hatte Mildenberger Zahlen mitgebracht, die verdeutlichen, dass es noch Luft nach oben gibt. Für die Hönnestadt legte der Referent dar, dass aus Solarenergie aktuell lediglich sechs Prozent des Balver Strombedarfs erzeugt werde.

Sonnenstrom von Dächern und Freiflächen

Vor allem sei der Ausbau der Photovoltaik in den letzten Jahren nur noch schleppend vorangekommen, 372 PV-Dachanlagen nannte Mildenberger insgesamt im Gebiet. Dächer, auch Freiflächen bieten demnach noch viel ungenutztes Potenzial. „Das Solardach soll das neue Normal werden“, betonte der Referent, selbst eine Pflicht bei Neubauten findet er sinnvoll. Als er in die Runde der Zuhörer fragte, wer den selber schon eine PV-Anlage besitze, ging grob überschlagen gut ein Viertel bis ein Drittel der Hände in die Höhe. Christian Mildenbergers Appell: „Jetzt ist eine gute Zeit, dieses Thema anzugehen.“

Der Fraktionsvorsitzende Alexander Schulte erinnerte die Versammlung an den kürzlich gestellten Antrag der CDU im Stadtrat, künftig alle städtischen Dächer mit Photovoltaik auszustatten. Unter anderem könnten dazu auch die Schützenhallen gehören.

Rückenwind für Windkraft

Das zweite Thema dieses Abends war die Windkraft. Die Vorrangfläche Beckumer Feld ist von der Politik bekanntlich gerade aufgehoben worden, wie Sauer erinnerte. Zum aktuellen Stand teilte Mildenberger mit, Balve komme in diesem Bereich aktuell auf nicht ganz zwölf Prozent bei der Stromerzeugung. Potenzial gebe es noch für weitere Windräder, auch wegen des vergleichsweise großen Waldanteils der Stadt. Für den Ausbau der Windkraft sei nun von Seiten der Politik der Weg eingeschlagen, dass Flächen für Windräder durch den Regionalplan festgesetzt werden können.

Die andere Möglichkeit sei aber die bessere aus Sicht der Kommunen: proaktiv Flächen ausweisen. Mildenbergers Empfehlung deshalb an Entscheidungsträger der Stadt: „Bringen Sie genügend Flächen in eine Positivliste. Dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Regionalplan noch weitere Windenergieflächen ausweist.“ Gemeint damit solche, die in einer Stadt womöglich auf wenig Zustimmung stoßen.

Modell Genossenschaft

Mehrere Zuhörer hatten Nachfragen an den Referenten, bevor der Informationsabend nach etwas mehr als einer Stunde im Restaurant „Zur Höhle“ endete. Als großes Problem für den seiner Meinung nach viel zu schleppenden Ausbau der Erneuerbaren Energien nannte Mildenberger mehrfach zu hohe bürokratische Hürden sowie langwierige Prozesse und Genehmigungen. Das Sicherheitsdenken vieler Verantwortlicher sei zu groß: „Das ist Wahnsinn.“ Mildenberger: „Wir sollten mutiger sein, nicht nur versuchen immer auf der sicheren Seite zu sein, sondern uns auch trauen, Fehler zu machen.“ Nur mit Mut und mehr Geschwindigkeit kämen die Erneuerbaren Energien weiter voran. Und alles andere bedeute irgendwann ziemlich sicher einen Verlust an Wohlstand. Und mit entsprechenden Modellen der Beteiligung, ob an PV-Anlagen oder Windrädern, zum Beispiel in Form von Genossenschaften könnten auch die Stadt und ihre Bürger ganz direkt finanziell profitieren.

DER REGIONALPLAN

Mit dem neuen Regionalplan wird für die Genehmigung von Windkraftanlagen künftig die Bezirksregierung zuständig sein, nicht mehr die Kreise und Landräte, erläuterte Christian Mildenberger. Was bei den Beteiligten auch auf Zustimmung stoße, wie er beteuerte. Was dann widerum der im Publikum ebenfalls anwesende Landrat Marco Voge bestätigte.