Balve . Kathrin Heinrichs hat in Balve ein Heimspiel. Das Pfarrheim ist voll, Erwartungen sind groß. Was bringt der Abend, was bringt ihr neuer Krimi?
Heimspiel im neuen Zuhause. Mit ihrem Abend bei Kolping, der wie gewohnt halb Lesung, halb Kabarett ist, hat nun auch Kathrin Heinrichs das Pfarrheim St. Blasius für sich eingeweiht. Das Publikum weiß, was es erwarten darf, und kommt voll auf seine Kosten.
Autobiografische Züge
Bei Kathrin Heinrichs ist man das ja gewohnt: Vieles in ihren Geschichten und Krimis ist autobiografisch, Romanfiguren sind anhand echter Vorbilder geformt, Geschildertes beruht auf Beobachtungen aus dem Alltag und wird ergänzt um eine Menge Fantasie und Humor. Und manchmal kommen dann die Zufälle dazu, die eben nur das Leben schreiben kann. Für ihren neuen Krimi „Am Ende zu viel“ hat Heinrichs die Figuren, es ist der dritte Band dieser Reihe, alleine in ihrem Kopf erschaffen. Und dann erfährt sie in der Pause Neues an ihrem Bücherstand: Da berichtet eine Zuhörerin, gar nicht weit weg von Balve, da gebe es jemanden, der genauso heißt wie einer der Protagonisten im Buch. Da muss Kathrin Heinrichs lachen: „Richten Sie ihm bitte schöne Grüße aus und vor allem, dass diese Figur auf keinen Fall nach ihm entworfen ist.“ Man mag es ahnen, der Mensch dieses Namens wird von der Autorin nicht durchweg positiv dargestellt.
Turbulente Ermittlungen nach mysteriösem Todesfall
Überhaupt wird es turbulent in „Am Ende zu viel“, dessen Figuren schon bekannt sind: Rentner Anton, seine Pflegerin Zofia, ein befreundeter Bestatter und Antons Sohn Thomas, Polizist, machen sich daran, einen mysteriösen Todesfall aufzuklären. Das alles in der Kulisse des sauerländischen Dorflebens und im Spannungsfeld der Verlockungen aus der Großstadt. Denn diese möchte Thomas womöglich wieder gegen das beschauliche Landleben mit den vielen gut bekannten Gesichtern und dem mutmaßlich intakten Vereinsleben eintauschen.
Passagen vom Anfang des Buches trägt Kathrin Heinrichs am Freitagabend im Balver Pfarrheim vor und macht sicher den ein oder anderen neugierig, weiter zu lesen. Mancher jedenfalls nutzt die Gelegenheit, in der Pause oder im Anschluss das Buch gleich zu erwerben und sich von der Autorin signieren zu lassen.
Enge Verbindung zum Kolpingforum
Eingeladen zu dieser Lesung hat wieder die Kolpingsfamilie Balve. „Ich weiß gar nicht mehr, ob Kathrin Heinrichs uns dann immer darauf anspricht oder wir sie“, sagt Bernward Midderhoff, der Vorsitzende, schmunzelnd. Denn die Bande sind natürlich eng, die gemeinsamen Veranstaltungen schon lange gut eingespielt. 2021 konnte man die Lesung aus dem ersten Coronajahr nachholen. Nun weihte Kathrin Heinrichs quasi auch das kürzlich eröffnete Pfarrheim an der Blasiuskirche für sich ein. Es dürfte kaum das letzte Gastspiel hier gewesen sein. „Es ist schön wieder hier zu sein“, sagt in der Pause die gebürtige Langenholthauserin, die seit vielen Jahren Wahl-Mendenerin ist.
Volles Haus
Ihre Fans hat sie hier wie dort. Und so verwundert es nicht, dass die etwa 100 bereitgestellten Stühle fast komplett besetzt sind. Obwohl es Anfang der Woche noch gar nicht danach aussah, wie Bernward Midderhoff erzählt. Vielleicht ein Merkmal der aktuellen Phase der Pandemie: man überlegt sich erst kurzfristig ob und was man in seiner Freizeit erleben möchte. Gleiches erlebte die Balver Bücherei auch kürzlich bei einer Lesung: kaum Vorverkauf, der Raum dann aber rappelvoll. Das Motto gab Heinrichs zu Beginn vor: „Egal wie misslich die Lage ist, es gibt immer auch was Schönes.“
Der Corona-Hund
Ob nun die Aussichten trüb sind oder der Rückblick auf zwei einschränkende Jahre noch sehr frisch. Heinrichs plaudert deshalb darüber, dass sich die Familie einen Corona-Hund angeschafft habe. Und der habe sich, wegen der überragenden Fortschritte von Hund und Frauchen, nun schon zum vierten Mal für den Anfängerkurs in der Hundeschule qualifiziert. Und die Autorin gibt weiteren Einblick ins Familiengeschehen. Kürzlich sei sie erstmals Großmutter geworden: „Ommma, natürlich mit drei M.“ So viel Sauerland muss sein. Auch sonst dreht sich vieles um ihre wohlbekannten und beliebten Schilderungen des Dorflebens, ob nun im neuen Krimi rund um Rentner Anton. Oder bei einem verdächtigen Todesfall beim Maibaumaufstellen. War das spätere Opfer hier möglicherweise im Auftrag chinesischer Immobilienhaie unterwegs? Es geht dann auch noch um turbulente Hochzeitsfeiern und um Telefongespräche, die man unfreiwillig in der Bahn mithört. Zwei Stunden lang bleibt kein Lachmuskel beschäftigungslos. Ein letztes Beispiel, als die Autorin von dem Ritual erzählt, bei Beerdigungen für denjenigen zu beten, der als nächstes dann zum Schöpfer heimkehren wird: „Das ist doch ein bisschen wie Brautstrauß werfen.“ Nicht wenige werden sich nach diesem Abend wohl schon auf Kathrin Heinrichs nächstes Heimspiel in Balve freuen.
Der Glauser-Preis
Im Sommer hat Kathrin Heinrichs den Glauser-Preis verliehen bekommen. Nicht einfach eine Wald- und Wiesenauszeichnung irgendeiner VHS wie sie schmunzelnd erzählt: „Den wollen tatsächlich alle Krimiautoren haben.“
„Am Ende zu viel“ ist Ende August erschienen. Das aktuelle Werk aus ihrer beliebten und großen Vincent Jakobs-Reihe heißt „Aus dem Takt“.
Wer Kathrin Heinrichs noch mal in unmittelbarer Balver Umgebung erleben möchte hat am 20. Oktober dazu Gelegenheit in Neuenrade oder am 3. November in Iserlohn oder am 10. Novemberg in Neheim. Weitere Termine auf ihrer Homepage kathrin-heinrichs.de.