Balve. Die Zahl der Geflüchteten wächst. Die meisten kommen aus dem Kriegsland Ukraine. Die Stadt Balve arbeitet an Lösungen. Was läuft?
Die jüngste Ratssitzung war kurz und knapp. Wie auch anders? Die Stadtverwaltung hatte sie gut vorbereitet, und Bürgermeister Hubertus Mühling (CD) führte, wie so oft, zügig durch die Tagesordnung. Kein Wunder, dass die spannenden Themen zuletzt kamen: bei den Mitteilungen. So informierte der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Michael Bathe, über die steigende Zahl Geflüchteter im Hönnetal. Inzwischen sind es mehr als in den krisenhaft empfundenen Jahren 2015/16. Dennoch gibt sich die Stadt gelassen. Warum?
Bathe wartete mit neuen Zahlen auf. Mit 396 Geflüchteten schrammt ihre Zahl die 400er Marke. Sie wird nach Bathes Einschätzung bald gerissen. „Die Zuweisungen kommen“, sagte der Rathaus-Vize. Was heißt es? Bisher kamen Flüchtlinge vor allem auf eigene Initiative. Demnächst werden sie von der Bezirksregierung Arnsberg auf die Städte und Gemeinden im Sprengel verteilt.
„Es sind Flüchtlinge aller Nationen“, erläuterte Bathe. Die größte Gruppe stammt indes aus der Ukraine. Das Land ist in diesem Februar von Russland angegriffen worden.
Bathe verwies auf private Initiativen, Geflüchtete im Hönnetal aufzunehmen. So hatten im März die Balver Schützen einen Konvoi organisiert. Er brachte – nach einer großherzigen Spendenaktion – Hilfsgüter ins Kriegsgebiet. Zugleich retteten die Schützen und ihre ehrenamtlichen Unterstützer aus Wirtschaft und Gesellschaft vor allem Mütter und ihre Kinder aus umkämpften Gebieten. Die gebürtige Ukrainerin Natalya Franz, die im Haus Drei Könige arbeitet, hatte gedolmetscht.
Die Evangelische Gemeinde Balve hatte schnell ein Flüchtlingscafé im Gemeindehaus eingerichtet. Es findet in der Regel alle 14 Tage statt. Presbyterin Jutta Wilmes spielt dabei eine wichtige Rolle.
Eine wichtige Rolle haben auch Privatleute gespielt – mit der Bereitstellung von Wohnraum.
Bathe sagte, es gebe immer noch engagierte Privatleute. Dennoch sehen Politik und Verwaltung die Stadt Balve in der Pflicht, zusätzlichen Wohnraum anzubieten. Das geschieht gerade. Der Sonderklassentrakt der ehemaligen Hauptschule werde „schrittweise“ umgebaut, sagte Bathe. Den Abschluss der Arbeiten erwartet er im kommenden Monat.
„Balve ist gut dran im Vergleich zu anderen Städten“, fasste Bathe zusammen. Hintergrund: Der Städte- und Gemeindebund NRW hat vor kurzem Alarm geschlagen. Vor allem das Ruhrgebiet befürchtet, im Winter an seine Belastungsgrenzen zu kommen.
Mehr Stellen im Sozialamt
Mühling meinte, noch sei Balve „kommod aufgestellt“. Sein Blick in die Zukunft fiel aber mit Blick auf weitere Zuwanderung skeptischer aus: „Wenn das so weitergeht, werden wir uns im November, Dezember darüber unterhalten müssen, wie wir Wohnraum akquirieren.“
Die Verwaltung stimmte die Politik zudem darauf ein, dass der Stellenplan im Sozialamt erweitert werden müsse. Das habe mit dem Zuwachs an Geflüchteten zu tun, aber auch mit dem erwartbar größeren Kreis an Wohngeldberechtigten. Hintergrund: Die Bundesregierung will nicht nur mehr Wohngeld zahlen, sondern auch die Gruppe der Berechtigten vergrößern. Auf Rat und Rathaus wartet viel Arbeit.