Balve. Trägerwechsel bei der Kita „Arche Noah“: Pfarrerin Antje Kastens war top vorbereitet. Dennoch sagte der Ausschuss ESDS nur im Prinzip Ja. Warum?
Pfarrerin Antje Kastens war, wie es im modernen Personaler-Deutsch heißt, fokussiert. Vor der Sitzung des Ratsausschusses ESDS traf sie noch letzte Absprachen mit Presbyterin Jutta Wilmes. Vor Sitzungsbeginn im Rathaus machte sich die Pfarrerin Notizen auf der Sitzungsunterlagen. Für sie war der Tagesordnungspunkt 6 alles andere als Routine. Es ging um den Trägerwechsel der Kita „Arche Noah“.
30 Jahre lang hatte die Evangelische Gemeinde Balve hat die Einrichtung ehrenamtlich gemanagt. Doch angesichts immer stärkerer Verrechtlichung der Arbeit war es Pfarrerin und Presbyterium zu viel. Wegen einer Schulung zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ hatte die Gemeinde ihre Teilnahme am Stadtfest sausen lassen, wie Jutta Wilmes der Westfalenpost bereits vor längerem erzählt hatte. So ernst ist es der Gemeinde.
Doch bald soll’s ein neuer Träger richten: die Diakonie Ruhr-Mark. Die Gemeinde hatte sich mit langem Atem darauf vorbereitet. Bereits Tage vor der Sitzung des ESDS hatte Pfarrerin Kastens erklärt, dass die Vorarbeiten bereits seit anderthalb Jahren laufen. Parallel dazu hatte die Gemeinde Ratsmitglieder in die Kita eingeladen, um sich ein Bild zu machen.
Die Einrichtung genießt einen guten Ruf. Auf der Warteliste stehen 53 Kinder. 33 Mädchen und Kinder werden im Gebäude an der St. Johannesstraße behutsam gefördert.
Dabei haben Pfarrerin und Presbyterium einen gesellschaftlichen Wandel beobachtet. Inzwischen sind 30 Kinder über Mittag in der Einrichtung. Lediglich drei Kinder werden von Erziehungsberechtigten abgeholt. Übermittagbetreuung bedeutet zusätzlichen Aufwand – in einer Zeit des Fachkräfte-Mangels.
CDU-Sprecher Alexander Schulte betonte, wie wichtig der Stadt Balve die Vielfalt der Träger sei. Ausschusschef Marco Volmer lobte die Vorabinformation der Kommunalpolitik durch die Gemeinde.
Dennoch mochte der Ausschuss den Trägerwechsel nicht blanko absegnen. Alexander Schulte riet zum Abwarten, bis das Landesjugendamt die Diakone als Freien Träger für die Einrichtung anerkannt habe. Dann sei eine 100-Prozent-Förderung der Kita möglich. Die Zustimmung gilt als Formsache.
Pfarrerin Kastens hob auf die Erfahrung der Diakonie beim Management von inzwischen zehn Kitas im Märkischen Kreis ab. Die Klausel des Ausschusses sah sie aber nicht kritisch. Nachdem dem einstimmigen Votum des ESDS drehte sie sich um zu den Presbytern im Zuschauerbereich – und lächelte.