Mellen. Rot-Weiß Mellen hat am langen Wochenende einen Grund zu feiern. Zum 100-Jährigen gibt es jede Menge Programm.

Bilder brauchen oft keine Worte; sie erzählen stumm, aber beredt – wie das Foto der Gründungsmannschaft von Rot-Weiß Mellen. Der Verein feiert am Wochenende corona-bedingt sein 100-Jähriges nach. Das runde Leder rollt seit 1920.

Der Erste Weltkrieg ist gerade mal zwei Jahre vorbei. Das Kaiserreich ist Geschichte. Eine Republik ist entstanden. Die jungen Helden der neuen Zeit tragen kurze Hosen, und sie treten vor einen Lederball. Die männliche Jugend hat das Fußball-Fieber gepackt. Dass der neue Sport aus England stammt, vom einstigen Kriegsgegner, spielt keine Rolle. Die junge Generation will nur spielen. Sie hat derart viel Lust auf den neuen Mannschaftssport, dass sie keine großen Ansprüche an den Platz stellt. Zwei Tore, zwei Mannschaften, ein Ball – das reicht.

In Mellens Gründungsteam sind Franz Schneider, Johannes Schulte, Franz Steinberg, Clemens Schulte, Alois Köper, Karl Schierhoff, Josef Antoni, Josef Köster, Willi Schmidt, Josef Steinberg, Franz Schierhoff. Aus der Pöhler-Truppe formt sich ein Verein. Am 29. Dezember ist es soweit. Eingeladen hat Albert Stüppard. 32 Kerle kommen. Das Treffen findet in der Gaststätte Steinberg statt; sie dient künftig als Vereinslokal. Der Verein heißt übrigens noch nicht Rot-Weiß Mellen, das kommt später, anfangs nennt sich der Club Ball-Spiel-Club Mellen. Vielmehr ist aus der Frühzeit nicht bekannt. „Durch die Kriegs- und Nachkriegswirren“, heißt es in der Chronik von 1972, „sind fast sämtliche Unterlagen verloren gegangen.“

Schnitt. Klaus Linnepe ist Vereinsvorsitzender, aber das Gesicht vor Ort ist oft Otmar Hermanns. Er fasst die Geschichte des Vereins zusammen. Es fällt auf, dass die Vereinsgeschichte immer wieder mal unterbrochen wird – etwa durch den Zweiten Weltkrieg. 1947 startet der Verein neu. Nur vier Jahre später ist schon wieder Schluss. Aufbau hin, Kriegsgefangenschaft her – der Verein gehen die Mitglieder aus. 1958 starten rund 50 Mellener einen neuen Versuch unter neuem Namen. Rot-Weiß Mellen entsteht. Nur zwei Jahre entsteht auch der Sportplatz. Mellen erlebt, wie ganz Deutschland, einen Babyboom. Die Zahl junger Fußballfans ist so groß, dass der Verein 1962 kurzerhand eine Jugendabteilung gründet.

Der Verein steht aber nicht nur für Sport; er steht auch für Geselligkeit. Wer jeck ist, feiert mit Rot-Weiß Mellen Karneval. „Das kam in der Bevölkerung gut an“, weiß Otmar Hermanns.

Neues Wohngebiet, neue Spieler?

Mellens Fußballer können aber nicht nur feiern – sie können auch ackern. Mit Erfolg: 1972 steigt die erste Mannschaft in die Kreisliga A auf. „Das ist die höchste Klasse gewesen, die Rot-Weiß Mellen erreicht hat“, stellt Otmar Hermanns fest. 1978 stellt der Club Kontakt zur niederländischen Fußballern in der Partnerstadt Heerde her. Die Vereine besuchen sich gegenseitig. Derzeit ruht der Kontakt. Doch Besuch aus Heerde hat sich im September zum Stadtfest in Balve angesagt.

Rot-Weiß Mellen erlebt aktuell den demografischen Wandel. Es gibt weniger Kinder und Jugendliche im Dorf. Der Verein sucht, wie inzwischen auch auf der Erwachsenen-Ebene, die Zusammenarbeit mit Nachbarclubs. Dennoch gibt es Hoffnung. Im Dorf ist gerade ein Neubaugebiet entstanden: Op’m Plasse. Die ersten Häuser sind bezogen. Ihre Bewohner sind junge Familien.

EXTRA: DIE HIGHLIGHTS IM SOMMER

Corona-bedingt feiert Rot-Weiß Mellen sein 100-jähriges Bestehen nach.

Das lange Festwochenende beginnt am Donnerstag, 16. Juni, um 10 Uhr mit einem Freizeitturnier auf dem Sportplatz.

Am Samstag, 18. Juni, gibt ab 12.30 Uhr volles Programm, ebenfalls im Freiluft-Wohnzimmer des Vereins am Schützenheim. Ein Jugendturnier beginnt um 12.30 Uhr. Um 16 Uhr folgen die Senioren. FC Hövel, SuS Beckum kicken mit den Gastgebern; die drei Vereine bilden künftig eine Spielgemeinschaft.

Um 19 Uhr steigt der Club von isotonischen Getränken auf Gehopftes um. Die Jubiläumsfeier findet im Kaminraum der Schützen sowie in einem Zelt statt.

Ein weiterer Höhepunkt des Vereinslebens steht am Sonntag, 4. September, an: der Burgberglauf für Läufer und Walker. Die Veranstaltung wird von der Westfalenpost präsentiert. Informationen sind im Netz zu finden: rw-mellen.de