Balve. Digitalisierung steht für die schöne, neue Unterrichtswelt. Wo sind iPads sinnvoll, wo sind ihre Grenzen? Ortstermin in der Grundschule Garbeck.

Digitalisierung des Unterricht hat im Balver Stadtgebiet auch die Grundschulen erreicht. Nach Angaben des städtischen Fachbereichsleiters müssen sich rechnerisch etwas vereinfacht zwei Kinder ein iPad teilen. Ein Gespräch über die schöne, neue Grundschulwelt mit Garbecks Schulleiterin Dorothe Gastreich-Kneer und ihrer Digitalexpertin Karin Schnepp.

Was war Ihr erstes Schreibgerät?

Dorothe Gastreich-Kneer Bei mir waren es tatsächlich noch Tafeln, dazu einen Griffel, Schwämmchen und Tafellappen.

Karin Schnepp Bei mir war das nicht mehr so. Wir hatten als erstes Bleistifte. Daran hat sich nicht viel geändert. Wir nehmen immer noch zuerst Bleistifte, später wird der Füller eingeführt.

Welche Rolle spielen Schreibgeräte, die ein Lernerlebnis zum Anfassen vermitteln?

Karin Schnepp Ich finde das sehr wichtig. Ich habe im Moment das erste Schuljahr, die Igel-Klasse. Mir ist sehr wichtig, dass die Kinder erst mal die richtige Stift-Haltung lernen und mit Zetteln arbeiten. Zwischendurch arbeiten wir auch mit iPads. Aber ich finde es ganz wichtig, dass die Basics erst mal vorhanden sind.

Ich hatte früher im Kindergarten Wachsmalstifte, um die Feinmotorik zu trainieren. Welche Erfahrungen bringen Kinder heute mit?

Karin Schnepp Sehr unterschiedlich! Es gibt einige Kinder, die schon gut Linien einhalten können. Sie sind schon recht fit. Und es gibt Kinder, bei denen man mehr oder weniger bei null anfängt. Wie halte ich einen Stift? Wie halte ich eine Schere?

Dorothe Gastreich-Kneer Das Schulen der Feinmotorik ist ein ganz wichtiger Faktor. Die Schrift lernen, die Handschrift erwerben – all das aktiviert die beiden Hirnhälften. Das darf man nicht schludern.

Ich höre heraus, dass die Bedienung eines iPads die Handschrift nicht ersetzen kann.

Karin Schnepp Ergänzen ja, ersetzen nein. Auf keinen Fall.

Dorothe Gastreich-Kneer Bei uns galt schon immer das Prinzip: Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Das ist eine langfristige Sache. Sonst funktioniert sie nicht.

Es wäre billig, sich über iPads lustig zu machen, so als ob jetzt Computer-Spiele in den Unterricht einzögen. Welches pädagogische Ziele werden mit iPads verfolgt?

Karin Schnepp Es geht darum, die Kinder fit zu machen, sich mit neuen Medien zurechtzufinden. In den höheren Klassen geht es schon darum, wie man im Internet recherchieren kann. Es ist tatsächlich so, dass viele Kinder zuhause mit dem Tablet ihrer Eltern umgehen. Wir versuchen den Kinder einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Geräten zu vermitteln. Tablets gehören ja inzwischen zur Lebenswirklichkeit.

Das hört sich so an, als wolle die Grundschule den Kindern eine Teilhabe an digitalen Möglichkeiten verschaffen. Wie viele Kinder haben denn noch gar keine Erfahrung mit iPads oder Smartphones?

Karin Schnepp Gar keins! Ich glaube, inzwischen gibt es in allen Familien ein Gerät.

Die Durchdringung der Haushalte ist bei 100 Prozent angekommen.

Karin Schnepp Das heißt nicht unbedingt: ein eigenes Handy oder ein eigenes Tablet. Wir erleben es so, dass meist die Eltern ein Handy haben.

Wie viele Kinder dürfen ein eigenes Handy mit in die Schule nehmen?

Dorothe Gastreich-Kneer Bei uns ist das verboten.

Das wollte ich hören. Aber: Warum?

Karin Schnepp Aus verschiedenen Gründen. Wir wollen vermeiden, dass sich die Kinder gegenseitig überbieten mit den neuesten Modellen...

Dorothe Gastreich-Kneer ...und wir wollen vermeiden, dass sie im Unterricht abgelenkt sind.