Garbeck/Budapest. Vor Ungarns Wahl liegt Spannung in der Luft. Regierungschef Orbán gilt als autoritär. Was erlebt Wahlbeobachterin Maike Schulte aus Garbeck?

Vor der Wahl lag Spannung in der Luft. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán gilt als autoritär und kremlnah. Kein Wunder, dass Ungarns Urnengang am Sonntag von internationalen Wahlbeobachtern besonders aufmerksam begleitet wurde. Mit dabei war die Garbeckerin Maike Schulte (26). Wie war’s?

3. April, Ungarn, Budapest: Viktor Orban, Ministerpräsident von Ungarn, dankt jubelnden Anhängern während einer Wahlparty in Budapest, Ungarn. Erste Teilergebnisse der ungarischen Parlamentswahlen zeigen einen deutlichen Vorsprung für die rechtsgerichtete Partei des putinfreundlichen Nationalisten Orban, der eine vierte Amtszeit in Folge anstrebt.
3. April, Ungarn, Budapest: Viktor Orban, Ministerpräsident von Ungarn, dankt jubelnden Anhängern während einer Wahlparty in Budapest, Ungarn. Erste Teilergebnisse der ungarischen Parlamentswahlen zeigen einen deutlichen Vorsprung für die rechtsgerichtete Partei des putinfreundlichen Nationalisten Orban, der eine vierte Amtszeit in Folge anstrebt. © dpa | Petr David Josek

Der Tag danach, 11.23 Uhr. Die Westfalenpost erreicht die Studentin der Kommunikationswissenschaften – Studienort: Bamberg – in Ungarns Hauptstadt Budapest. Maike Schulte klingt so munter, als habe sie gerade drei Wochen Urlaub gemacht. Das Gegenteil war der Fall. „Wir haben in dem Zeitraum von 4.30 bis 3.30 Uhr gemeinsam mit allen Teams 143 Wahllokale besucht.“ Das klingt nach der Kraft der zwei Herzen. „Ach“, sagt sie leichthin, „ich komme mit wenig Schlaf zurecht.“ Die Wahl jedenfalls beschert ihr keine schlaflose Nacht.

+++ ORBÁN VOR DER WAHL IN UNGARN +++

Wohngemeinschaft in Budapest

Rückblende. Sonntag, 18.05 Uhr. Die Wahl nähert sich ihrem Ende. Um 19 Uhr werden die Wahllokale geschlossen. Geöffnet haben sie bereits morgen um sechs.

„Wir haben 24 Beobachter“, erzählt Maike Schulte über ihr Team, das zu einer internationalen Nicht-Regierungsorganisation gehört. Wie viele Länder sind vertreten? Maike Schulte zählt nach. Sie kommt auf 23 unterschiedliche Länder. Die Studentin wohnt in einer Wohngemeinschaft der Wahlbeobachter mitten in Budapest. Koordinatoren wie sie sind dort untergebracht, und der Vorstand der Organisation, sieben Leute. „Wir sind mit Vorlauf und Nacharbeiten zwei Wochen da, wir arbeiten aber an der Mission seit dem 1. Dezember.“ Wie sieht ihre Aufgabe aus?

„Wir sprechen vor allem mit jungen Leuten“, entgegnet Maike Schulte. Die allgemeine Wahlbeobachtung übernimmt eine Organisation namens ODIHR. „Wir beobachten den ganzen Tag, und wir beobachten den ganzen Prozess, die Eröffnung der Lokale, die Wahlprozesse an sich, aber auch die Schließung der Wahllokale und die Auszählung der Stimmen.“ Welche Eindrücke sind hängengeblieben?

+++ UNGARNS ORBÁN VOR VIERTER AMTSZEIT +++

„Wir sind überall sehr freundlich empfangen worden“, erwidert Maike Schulte. „Auch die Organisation der Wahllokale hat einen sehr professionellen Eindruck gemacht, und zuverlässig.“ Lediglich sei hohe Wahlbeteiligung sei zuweilen unterschätzt worden. Mancherorts habe drangvolle Enge geherrscht.

Balve, Bamberg, Budapest – wie geht’s weiter? Maike Schulte denkt international. Sie ist Mitglied in der fächer- und länderübergreifenden Studierendenorganisation AEGEE: „Da habe ich Zugang zu dem europäischen Thema erhalten.“ Maike Schulte will dran bleiben. Heimat Hönnetal, sie bleibt unvergessen. Maike Schulte zieht es immer wieder zurück – zu Familie und Freunden.