Balve/Hemer. Neues aus der Vergangenheit. Hobby-Forscher aus Balve, Hemer, Menden und Ennepetal haben eine neue Höhle entdeckt. Sie steckt voller Geheimnisse.

Bestseller-Autor Frank Schätzing würde das Gemeinschaftswerk wohl als das Ergebnis von „Schwarmintelligenz“ bezeichnen, als das Ergebnis gemeinschaftlichen, erfolgreichen Grübelns. In einer gemeinsamen Aktion haben die Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland Hemer und der Naturhistorischer Verein Hönnetal (NHV) mit Unterstützung durch Höhlenforschern des Arbeitskreis Kluterthöhle aus Ennepetal eine Bachschwinde in der Nähe des Dorfes Brockhausen auf Hemeraner Boden gesichert. Das teilte der Vorsitzende des NHV, Andreas Kolarik, mit.

Was, bitte, ist eine Bachschwinde? Fachleute verstehen darunter eine Öffnung in der Geländeoberfläche, an der ein fließendes oder stehendes Gewässer versickert und unterirdisch weiterfließt. Ein anderes Wort für Bachwinde ist Ponor. Der Ponor ist eine typische, in vielen Regionen der Erde auftretende Karsterscheinung und tritt daher häufig in Regionen auf, deren Untergrund aus Kalkstein besteht – wie im Hönnetal. Schlucklöcher, die in den für Karstgebiete typischen Sinkhöhlen liegen, werden als Ponordolinen bezeichnet. Was haben Kolarik & Co. entdeckt?

Ihnen gelang nach eigenen Angaben „die Entdeckung einer etwa 20 bis 25 Meter langen und acht Meter tiefen Höhle. Weitere Fortsetzungen sind hier durchaus möglich“.

Die Entdeckung der neuen Höhle ist die Hobby-Forscher keineswegs das Ende ihrer Arbeit, sondern vielmehr lediglich der beginn. „Die Erforschung wird auf die Sommermonate verschoben, da die Bachschwinde ziemlich feucht ist, was eine Erforschung deutlich erschwert“, meinte Andreas Kolarik. „Schon jetzt lässt sich sagen, dass es sich bei der neu entdeckten Höhle um eine kleine Besonderheit handelt. Nur knapp unter der Erdoberfläche befindet sich anstehender Kalkstein, mit einem typischen tropischen Kalkrelief, welches durch den Bach selektiv reaktiviert wurde. In dieses Relief hat das Wasser über viele Jahrtausende einen Profilgang gegraben. Absolut ungewöhnlich für eine Bachschwinde.“

Damit nicht genug. Durch das „noch sehr aggressive Wasser“ seien in der Höhle Fossilien freigelegt worden. Davon zeugen laut Kolarik die Überreste von Stromatoporen, Korallen, Muscheln und Turmschnecken. Mehr noch: „Auch die angetroffenen Sedimente in der Höhle sind beachtenswert. So finden sich neben den korrodierten Kalk Blöcken zahlreiche Steine aus den Honseler Schichten und rotleuchtende Roteisen-Steine“, jubilierte Andreas Kolarik.

Forscher machen weiter

Die Erforschung der „Grabenponor“ getauften Höhle wird weiter durch die drei Vereine erfolgen. Andreas Kolarik: „Man darf gespannt sein auf die weiteren Erkenntnisse, die der Höhle entlockt werden können.“