Balve. Das Car-Sharing-Projekt der Balver Werbegemeinschaft hat eine Zusage über Förderung aus dem Leader-Topf der EU erhalten. Was ist geplant?

In Balve soll ein zentrales E-Car- und E-Bike-Sharing-System aufgebaut werden. Dahinter steht die Balver Werbegemeinschaft. Am Montag kam der Bewilligungsbescheid für Fördergelder aus dem Leader-Topf der Europäischen Union für den ländlichen Raum, wie die Balver Leader-Managerin Annika Kabbert auf Anfrage der Westfalenpost sagte. 128.000 Euro müssen gestemmt werden. Leader zahlt 65 Prozent der Kosten.

Was soll entstehen? Die Werbegemeinschaft denkt an ein nutzerfreundliches, ausbaufähiges Carsharing- System auf Handy-App-Basis mit zentralen Ladesäulen und mietbaren Fahrzeugen entstehen. Sie denkt an abgasfreie E-Autos und E-Kompakträder - im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Akku-betriebene Fahrzeuge sind - wie es im Antrag hieß – eine Alternative, die sich im ländlichen Mittelgebirgsraum anbieten. Hierzu sollen zunächst zentral am Drostenplatz zwei Ladesäulen installiert und dauerhaft zwei E-Fahrzeuge stationiert werden, die per Handy-App gebucht werden können.

Zielgruppen: Kunden können zu Fuß oder mit dem Rad die Innenstadt besuchen und dennoch ihren Wocheneinkauf erledigen und die Waren per Carsharing nach Hause transportieren. Außerdem soll Kunden, die bereits ein E-Auto haben, die Möglichkeit haben, an der Ladesäule ihr Auto aufzuladen.

„Langfristig wollen wir so erreichen, dass Bürger auf den (Neu-)Kauf eines Zweitwagens verzichten können“, hieß es. „Ältere Menschen sollen bei der Entscheidung, im hohen Alter noch einen Neuwagen anzuschaffen, eine Alternative haben.“ Per Car-Sharing könnte ein Kauf überflüssig werden. „Junge Menschen sollen ihren Heimatort als innovativ erleben, da sie hier Mobilitätskonzepte wiederfinden, die sie vom Besuch in der Großstadt her kennen“, hieß es.

Vorbild Menden: Bastian Hollmann freut sich über den E-Car-Sharing Gutschein der Fahrschule Körling und probiert schon mal das Stromtanken aus. Rene Körling (Fahrschule Körling) und Philipp Haberle (Stadtwerke Menden) fördern E-Mobilität bei Führerschein-Absolventen.
Vorbild Menden: Bastian Hollmann freut sich über den E-Car-Sharing Gutschein der Fahrschule Körling und probiert schon mal das Stromtanken aus. Rene Körling (Fahrschule Körling) und Philipp Haberle (Stadtwerke Menden) fördern E-Mobilität bei Führerschein-Absolventen. © Stadtwerke Menden

Als Angebot für Touristen, die beispielsweise die Balver Höhle in unserem Ort aufsuchen, können die Fahrzeuge für tagestouristische Ausflüge, zum Beispiel in die anderen Städte der heimischen Leader-Region, genutzt werden. Balve sei „sehr gut“ an das Netz der Deutschen Bahn angeschlossen. Touristen könnten bei einem entsprechenden Carsharing-Angebot auf die Anreise mit dem privaten Pkw verzichten, wodurch wiederum Parkraum geschont und Umweltbelastung durch Abgase reduziert werde.

Beispiel Attendorn: Die alte Hansestadt sieht Lastenräder als Alternative zum Auto. Sie fördert die Anschaffung dieses E-Bike-Typs.
Beispiel Attendorn: Die alte Hansestadt sieht Lastenräder als Alternative zum Auto. Sie fördert die Anschaffung dieses E-Bike-Typs. © Hansestadt Attendorn

Ziel der Werbegemeinschaft: Sie will die Attraktivität des Einkaufstandortes Balve aufrecht erhalten und, besser noch, stärken.

Die Werbegemeinschaft denkt bereits weiter. Sie plant, das Konzept auf die umliegenden Ortsteile von Balve auszuweiten, um sie besser mit dem Ortskern zu verbinden und den dortigen Rückgang des Lebensmitteleinzelhandels abzufedern. „Die Nahversorgung durch lokale Anbieter soll so sichergestellt werden“, hieß es.

Wie soll das funktionieren? Die Werbegemeinschaft beabsichtigt, in den Ortschaften weitere Fahrzeuge in Form von zunächst drei E-Kompakträdern zu stationieren. Sie sollen den einigermaßen fitten Bewohnern der Ortsteile die Möglichkeit geben, mit dem Fahrrad in Balve einzukaufen.

Um die Betreuung der Fahrzeuge in den Ortschaften sicherzustellen, sind Kooperationen mit örtlichen Vereinen und Entscheidern geplant.

Welche Rolle spielen heimische Unternehmen in dem Konzept? Sie sollen Zugriff auf die Fahrzeuge haben, um als sogenannte Ankermieter eine Grundauslastung der Fahrzeuge sicherzustellen. So sollen nach und nach Fahrzeugpools abgebaut werden. Langfristiger Effekt wären eine Verringerung der Fahrzeugdichte und infolgedessen auch der Abgas-Belastung, hofft die Werbegemeinschaft.

Das Buchungssystem sei ausbaubar und könne schrittweise etwa um weitere E-Bikes erweitert werden, die dann ebenfalls zu touristischen Zwecken wie Tagesausflüge in die Nachbarorte an der Sorpe genutzt werden können.

Die Werbegemeinschaft als Projektträger erhofft sich vom „Carsharing in Balve“ eine positive Wahrnehmung in der Bevölkerung und Strahlkraft über den Ortskern hinaus. Außerdem sollen die einzelnen Projektbausteine möglichst von ortseigenen Firmen umgesetzt werden.

Das Projekt soll zunächst zwei Jahre lang laufen.