Balve. Biken ist Volksbewegung geworden. Kein Wunder, dass Balve beim Wettbewerb „Stadtradeln“ mitmacht: Premiere. Welche Ziele setzt sich die Stadt?
Vor Jahren war’s ein Ding wie Naturfreunde wie Otmar Hermanns und Sabine Biehs-Romann vom Verein „Hönnetal im Wandel“. Sie sind seit jeher, sobald es das Wetter einigermaßen erlaubt, mit ihren Fahrrädern unterwegs.
Oder es war eine Freizeitangelegenheit für locker organisierte wie Pedalo Vitalo. Sie sausen seit Jahren schon durch Balves tiefen Tann.
Inzwischen aber hat sich die Szene gewandelt. Das beste Beispiel lieferten die Organisatorinnen des Babywaldes in Mellen bei der Vorstellung des Projekts am 1. Juni. Drei Damen zogen mit ihren Rädern zur Vogelstange im Dorf in einem Tempo hoch, als müssten sie bei der Tour de France eine Ausreißergruppe einfangen – und das mit Baby an Bord. Der Grund fürs Zweirad-Sausen war naheliegend: machten’s möglich. Kurzum: Radfahren ist – Corona sei Dank – zur Volksbewegung geworden.
Die CDU hat das bereits im jüngsten Wahlkampf erkannt. Im vorigen Sommer radelte die Kandidatenschar durchs Stadtgebiet. Zudem machte der damalige Ratskandidat Robin Vorsmann im Verein mit Bürgermeister Hubertus Mühling Wahl-Werbung am Dorfteich in Langenholthausen.
Die Stadt Balve knüpft an die neue Lust aufs Kurbeln an. Sie beteiligt sich zum ersten Mal in ihrer Geschichte am Projekt „Stadtradeln“. Was andernorts längst Standard ist, ist im Hönnetal neu. Worum geht’s?
Anna Schulte vom kommunalen Innenstadtbüro: „Bei diesem Wettbewerb geht es darum, 21 Tage lang möglichst oft auf das Fahrrad umzusteigen und viele Alltagswege mit dem klimafreundlichen Verkehrsmittel zurückzulegen. In Balve können alle, die hier leben, arbeiten, einem Verein angehören oder eine Schule besuchen, im Zeitraum vom 18. August bis 7. September 2021 Kilometer sammeln und damit ein Zeichen für mehr Radverkehr und Klimaschutz setzen.“
Anna Schulte hat neben der Bürgerschaft Kommunalpolitikerinnen und Politiker im Blick. Sie seien aufgerufen, „als gutes Vorbild voranzugehen und insbesondere bei kurzen Wegen auf das Auto zu verzichten“.
Jeder kann ein Team gründen oder einer Mannschaft beitreten, um an dem Wettbewerb teilzunehmen. Anna Schulte und ihre Kollegin Mailin Schulte sind durchaus ehrgeizig: „Jeder Kilometer zählt, um Balve schon im ersten Stadtadeln-Jahr weit oben im Ranking zu sehen.“
Teilnehmer am Wettbewerber dürfen sich von der Aussicht auf Preise locken lassen. Zugleich werden sie mit gutem Gewissen belohnt. Radfahren schützt messbar die Umwelt: Im Verkehrsbereich sei „ein hohes Einsparpotenzial von klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen vorhanden“, heißt es. Das Innenstadtbüro rechnet vor: „Wenn circa 30 Prozent der Kurzstrecken bis sechs Kilometer in den Innenstädten mit dem Fahrrad statt mit dem Auto gefahren würden, ließen sich bundesweit etwa 7,5 Millionen Tonnen CO2 vermeiden.“
Damit nicht genug. Der Mendener Kardiologe Dr. Volker Menz erklärte schon vor Jahren in der Westfalenpost, warum sich Ausdauersport wie das Biken segensreich aufs Herz auswirkt. Alle im bekannten Studien kamen zu dem Ergebnis, dass mäßige körperliche Anstrengung von 30 Minuten pro Tag Krankheiten in Herz-Kreislauf-System und Lunge verhindern. Mehr noch: Bewegung, so Menz, könne das menschliche Leben statistisch gesehen um mehrere Jahre verlängern.
Ausbau der Infrastruktur
Balve müht sich seit Jahren, die Infrastruktur für den Velo-Verkehr zu verbessern. So wurde im September vorigen Jahres der Hönne-Radweg freigegeben. Er verbindet Balves Innenstadt mit Wocklums Vorzeigeobjekten Reitstadion und Luisenhütte. Mühling hoffte im Rat am Mittwoch darauf, dass der Lückenschluss beim Hönneradweg „innerhalb der nächsten vier, fünf Jahre“ gelinge. Es wird Zeit.