Balve/Volkringhausen. 388 Tage Corona: Die Stadt lud den Rat zu einer Zeitreise durch die Krise ein. Dabei gab es Lob und Tadel. Was wurde kritisiert?

Die Stadt Balve hat dem Rat im provisorischen Ratssaal Schützenhalle Volkringhausen einen umfangreichen Bericht zur Entwicklung der Corona-Fallzahlen und zu den Folgen der Pandemie für öffentliches Leben, Verwaltung und Kita-Betreuung gegeben. Es war eine Zeitreise durch 388 Tage Pandemie. Dabei offenbarten sich Glanz und Elend.

Lob fürs DRK & Co.: CDU-Ratsherr Jörg Roland
Lob fürs DRK & Co.: CDU-Ratsherr Jörg Roland © WP | jürgen overkott

Bürgermeister Hubertus Mühling startete in der Gegenwart – mit dem unrühmlichen Höhepunkt der Fallzahlen. Anfang Mai schnellte die Zahl der Erkrankten in Balve explosionsartig auf 50. Dabei galt die Stadt, neben Schalksmühle, lange als „Sonne im Gewitter“, wie UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt blumig feststellte. Noch Ende März – da hatte der Märkische Kreis bereits drei Maßnahmen zur Eindämmung der Krise ergriffen – waren in Balve unterdurchschnittlich wenige Corona-Erkrankungen bekannt. Damals lag sie bei 18 Fällen. Daran blieb es zunächst. Das änderte sich ausgerechnet in dem Moment, als die Bundesnotbremse greifen sollte. Ausbrüche gab es im engen Flüchtlingsheim, aber auch bei Treffen einiger Familienverbände. Inzwischen sieht Mühling, wie auch er blumig bemerkte, „einen Lichtschimmer am Ende des Tunnels“. Wie kam’s?

Antworten lieferte DRK-Schatzmeister Bernhard Krämer. Er war im Rat das Gesicht des kommunalen Testzentrums im leeren Räumen der Hauptschule am Krumpaul. Die Einrichtung wurde, wie Krämer bilanzierte, im März binnen weniger Tage gewissermaßen aus dem Boden gestampft. Stadtverwalter, Ärzte, Apotheker sowie Ehrenamtler von DRK und Maltesern, die Feuerwehr nicht zu vergessen, kamen fix zum Ergebnis. Der Erfolg gibt ihnen recht. Krämer berichtete von einer „ständig wachsenden Nachfrage“. Die Zahl der Tests dürfte in Kürze die 4000er Marke überschreiten. Krämer: „Wir wollen jedem Testwilligen ein Angebot machen.“ Damit sollen die „Zeitbomben“ (Krämer) ohne Symptome entschärft werden. Bisher wurde das Team in vier Fällen fündig. Wie läuft die Arbeit?

Beliebte Treffpunkte zeitweilig sperren: Cay Schmidt (SPD)
Beliebte Treffpunkte zeitweilig sperren: Cay Schmidt (SPD) © WP | jürgen overkott

„Die Arbeit wird vollständig ehrenamtlich organisiert“, sagte Krämer. Ein riesiges Team packt an: 57 Aktive, dazu sieben Reservisten. CDU-Ratsherr Jörg Roland: „Das ist aller Ehren wert.“

Lediglich zehn Bußgeldbescheide

Rathaus-Vize Michael Bathe nahm die Ratsfraktionen mit zum Beginn der Pandemie. Damals, im Frühjahr vorigen Jahres, gab es den ersten Lockdown. Die Stadtverwaltung musste interne Arbeitsabläufe weitgehend neu erfinden. Das Zauberwort hieß „Home-Office“. Das Angebot, stellte Bathe fest, sei „gut angenommen“ worden. Das interne Corona-Management habe funktioniert. Es habe nur einen Corona-Fall in der Verwaltung gegeben.

Sorgen macht Bathe indes eine Notbremse des Landes für Kitas, die ihren Namen nicht verdient. Die Kita „Kinder-Reich“ in Garbeck, beispielsweise, sei wieder fast voll.

Voll ausgelastet ist auch das Ordnungsamt. Bathe musste sich aber von der Opposition kritische Fragen gefallen lassen. Sie wunderte sich, dass es zuletzt lediglich zehn Bußgeldbescheide gegeben habe. CDU-Fraktionsvize Mathias Jedowski hielt gegen. SPD-Fraktionschef Cay Schmidt brachte eine zeitweilige Sperrung beliebter Versammlungsorte ins Gespräch, um Vandalismus und Vermüllung zu stoppen.

CDU-Fraktionsvize Mathias Jedowski (Mitte) nahm die Verwaltung in Schutz.
CDU-Fraktionsvize Mathias Jedowski (Mitte) nahm die Verwaltung in Schutz. © WP | jürgen overkott

Tatsächlich besteht Handlungsbedarf. Das jüngste Beispiel lieferte die Polizei am Donnerstag. Am Mittwoch wurde demnach festgestellt, dass Unbekannte Täter eine Bike-Station der Stadt hinter einem Supermarkt an der Hönnetalstraße demoliert haben. Die Polizei sucht Zeugen: Telefon 02373-9099-0.