Balve. Renovierungsarbeiten in der Piuskirche erwiesen sich unvermutet als Schatzsuche. Was Kirchenvorstand Ludger Terbrüggen & Co. entdeckt haben.
An der Piuskapelle in Balve tut sich einiges. Der Kirchenvorstand und weitere Helfer haben rund um und im Gotteshaus aufgeräumt und aufgehübscht, eine besondere Tafel restauriert. Für das nächste Projekt suchen sie noch Unterstützung.
„Das ist sicher einer der schönsten Orte Balves“, sagt Kirchenvorstand Ludger Terbrüggen. Aber das Gotteshaus (1877 fertiggestellt zu Ehren von Papst Pius IX., auch als Zeichen gegen den damaligen preußisch-protestantischen Zeitgeist) und seine unmittelbare Umgebung müssen auch gepflegt und in Schuss gehalten werden. Seit Herbst 2019 waren Mitglieder des Kirchenvorstand St. Blasius, aber auch andere fleißige Helfer, etwa aus den Reihen der Balver Schützen, immer wieder zu Arbeitseinsätzen hier hin gekommen. An diesem Wochenende steht ein weiterer Einsatz an.
Am Mittwochvormittag kommt Dr. Uwe Bathe mit einer wertvollen und schweren Fracht in seinem Bulli zur Piuskapelle. Bathe stammt aus Beckum, lebt nun in Engelskirchen bei Gummersbach, wo er als Kunsthistoriker und Restaurator tätig ist. Bathe hat in seinem Betrieb eine große Gedenktafel bearbeitet. Sie listet alle 43 aus Balve und umgebenden Dörfern stammenden Soldaten auf, die im Ersten Weltkrieg fielen. 1921 wurde diese Tafel durch den Balver „Kriegerverein“ angefertigt, hing im damaligen Hotel Kohne, landete später beinahe im Müll. Nach einer Station im Rathaus kam sie in die Piuskapelle. Aber der Zahn der Zeit nagte an der Ehrentafel, der Kirchenvorstand ließ sie restaurieren. „Es hatte sich Schimmel gebildet. Gereinigt haben wir zum Beispiel mit Wattestäbchen und einer Alkohollösung“, berichtet Bathe von insgesamt über 50 Arbeitsstunden.
Die verblasste Schrift wurde durch Vergoldung hervorgehoben. Viele der aufgelisteten Familiennamen der Gefallenen sind in Balve immer noch gut bekannt. Deshalb wollen die Beteiligten das zum Ausgangspunkt weiterer historischer Nachforschungen machen. „Da gibt es echt bewegende Geschichten“, weiß Ludger Terbrüggen.
Nun hängt die Gedenktafel wieder in der Piuskapelle. Dort erstrahlen im neuen Glanz auch ein Kreuz samt Corpus sowie Figuren des Heiligen Josef und der Gottesmutter Maria. Private Spender machten die Restaurierung möglich.
Doch das ist längst nicht alles. Die ehrenamtlichen Helfer haben außerdem in Handarbeit die Bänke abgeschliffen, neu lackiert und eine neue Treppe eingebaut. Mehr noch: Bäume wurden beschnitten, Blumen geplanzt, zwei neue Fahnenmäste und Lampen installiert, Bänke und Tische aufgestellt, der Pavillon in Schuss gebracht, neue Wege angelegt, eine große Rasenfläche geebnet. An der Kapelle wurde auch Wlan installiert, so dass Übertragungen von Gottesdiensten künftig per Livestream möglich sind.
Zwei besondere Stücke Stoff
Beim Aufräumen des Dachbodens der Piuskapelle wurden zwei besondere Stücke Stoff entdeckt: Prozessionsfahnen. Eine ist dem Heiligen Aloysius, die andere dem Patron des Erzbistums Paderborn, dem Heiligen Liborius, gewidmet. Eine Textilrestauratorin schätzt das Herstellungsjahr der beide Fahnen ungefähr auf 1905.
Woher die beiden Fahnen kommen, welche Gruppe oder Verein sie womöglich spendete oder nutzte? Da kann Terbrüggen nur die Schultern zucken. Klar sei aber, dass man es mit echten Schätzen zu tun habe, deren Erhalt auf jeden Fall wünschenswert sei. Sie haben hochwertige Brokatstickereien und ausdrucksstarke Darstellungen der beiden Heiligen. Eine Restaurierung soll circa 3500 Euro kosten.