Balve/Menden. Corona bedeutet für die handwerkliche Ausbildung bei Lhoist eine besonder Herausforderung. Welche Antworten hat das Unternehmen?

Die Urkunden im Ausbildungszentrum von Kalk-Hersteller Lhoist in Oberrödinghausen sprechen eine deutliche Sprache. Es sind viele, und die Auszeichnungen decken einen langen Zeitraum ab. Doch bedeutet eine ruhmreiche Vergangenheit automatische glorreiche Gegenwart und, mehr noch, glanzvolle Zukunft?

Feinarbeit im Lhoist-Ausbildungszentrum
Feinarbeit im Lhoist-Ausbildungszentrum © WP | jürgen overkott

Werksleiter Stefan Flügge hat eingeladen. An seiner Seite sitzen im Besprechungsraum Ausbildungsleiter Stephan Szyszka und atb-Chef Jörg Buchgeister. Die firmenübergreifende Besetzung der Runde ist bewusst gewählt. Lhoist hat sich vor knapp 20 Jahren schon entschieden, trotz schrumpfender Belegschaft weiter auszubilden. Aus der Lehrlingswerkstatt wurde ein überbetriebliches Ausbildungszentrum. Inzwischen arbeitet Lhoist mit zehn Partnern aus dem Hönnetal zusammen, vorwiegend Industriebetriebe wie Balver Zinn Josef Jost aus Garbeck, aber auch die Stadtwerke Menden gehören dazu.

22 Azubis stecken in Prüfungen

Lhoist ist stolz auf seine Tradition. Flügge betont, das Unternehmen stehe kurz vorm 125-jährigen Jubiläum, Ausbildungschef Szyszka verweist darauf, das Ausbildungsgebäude sei 65 Jahre alt. „Ausbildung“, betont Flügge, „besitzt für uns einen extrem hohen Stellenwert.“ Mehr als 85 Prozent der Belegschaft habe einst als Stift im Betrieb angefangen.

Lhoist bietet heimischen Unternehmen Zusammenarbeit bei der Ausbildung an. Werksleiter Stefan Flügge (rechts), atb-Chef Jörg Buchgeister aus Lendringsen
Lhoist bietet heimischen Unternehmen Zusammenarbeit bei der Ausbildung an. Werksleiter Stefan Flügge (rechts), atb-Chef Jörg Buchgeister aus Lendringsen © WP | jürgen overkott

Inzwischen hat sich der Ausbildungsmarkt geändert – und das gleich in doppelter Hinsicht. Früher bewarben sich Schulabgänger bei den Firmen, heute bewerben sich die Firmen bei den jungen Leuten. Das neue Online-Portal abzubi-menden.de dient als augenfälliges Symbol eines sich wandelnden Marktes. Obendrein sorgt die Corona-Pandemie dafür, dass sich die Ausbildung anpassen muss. Gibt es in Oberrödinghausen, wie andernorts, einen Digitalisierungsschub. Die Praktiker antworten mit einem klaren Jein.

„Auszubildende haben ein YouTube-Video von unserem Betrieb gedreht“, berichtet Szyszka. Flügge und Buchgeister betonen aber, beim Handwerk komme es auf die richtigen Handgriffe an. „Das kann man nur vor Ort lernen“, weiß Buchgeister. Kein Wunder, Lhoist bietet Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik an, und zum Industriemechaniker. Insgesamt 65 künftige Fachkräfte lernen das. 22 von ihnen stecken gerade in Prüfungen.

Trotz der Konzentration auf die Praxis: Corona hinterlässt Spuren in der Ausbildung, „Wir mussten die Gruppen trennen, die Arbeitszeiten verschieben, und die Pausenzeiten“, erläutert Szyszka. Das traditionelle Teambuilding funktioniert vorerst nicht mehr.

Dennoch blicken Lhoist und seine Partner nach vorn. Sie werden weiter ausbilden. Selbst in diesem Jahr gibt es für Schulabgänger Chancen. „Im Metallbereich“, weiß Flügge, „ist noch Luft.“

Mehr Informationen aus dem Hönnetal: www.wp.de/staedte/balve