Balve/Menden/Arnsberg. In Eisborn wächst die Angst, von Steinbruch und A 46 umzingelt zu werden. Wie viel ist da dran?

Die Aufregung war groß. Es klang wie Krieg. In Eisborn kamen Gerüchte auf, das Dorf werde künftig „eingekesselt“ vom Mammut-Steinbruch und nun auch noch vom geplanten Lückenschluss der A 46 zwischen Hemer und Menden, Wickede und Arnsberg. Was ist dran? Die Westfalenpost ging auf Spurensuche.

Straßen NRW

Der Neubau großer Straßen ist vielerorts so beliebt wie Fußpilz. Das „Projekt A46sieben“ (Bürokraten-Jargon) weckt besonders viel Argwohn. Es ist nicht nur ein Großbauprojekt; es ist obendrein noch kompliziert. Würden die Pläne dereinst Wirklichkeit, ginge eine Autobahn in eine Bundesstraße über. Fürs Teilstück Hemer-Menden zeichnet die neugegründete Autobahn GmbH des Bundes verantwortlich, fürs Teilstück Menden-Neheim der Landesbetrieb Straßen NRW. Kein Wunder, dass Straßen NRW längst in die Offensive gegangen ist mit einer eigenen Internetseite. Der Suchbegriff, logisch, lautet „Projekt 46sieben“. Straßen NRW hat gar einen eigenen Medienmann eingestellt: Michael Schmitz.

Gibt es eine Südtrasse, die Hemer und Hüsten via Asbeck und Eisborn verbindet? Michael Schmitz: „Das Projekt 46sieben befindet sich in der sehr frühen Phase der Linienfindung.“ Er könne augenblicklich nicht einmal genau sagen, wo die Südtrasse herführe. Für Schmitz heißt das: „Eisborn wird derzeit also nicht von einer Trasse berührt. Gleichwohl liegt der Ort an der südlichen Grenze des Untersuchungsraumes von 46sieben. Sollte sich in weiteren Schritten eine Betroffenheit des Stadtgebietes von Balve, sprich: Eisborn, konkretisieren, wird die Kommune in den Beteiligungsprozess einbezogen.“ Das sei beim derzeitigen Stand der Planung nicht abzusehen. Passiert gar nichts im Bereich Asbeck/Eisborn? Autobahn GmbH und Straßen.NRW haben nach einer europaweiten Ausschreibung zwei Fachbüros mit der Erfassung der Tierwelt beauftragt. Zudem steht eine Umweltverträglichkeitsprüfung an – auch im südlichen Teil des Untersuchungsraumes von „46sieben“. Eine europaweite Ausschreibung soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen sein.

Der Bürgermeister

Bürgermeister Hubertus Mühling hat eine klare Meinung zum Autobahn-Weiterbau: „Ich habe immer für den Weiterbau der A 46 votiert, da dieser Weiterbau das obere Hönnetal näher an das Autobahnnetz bringt und unsere Standortvorteile noch besser herausstellt.“ Zum Planungsstand der möglichen Führung der Autobahn gebe es momentan nur Untersuchungsräume, aber keine Trassen. Daher könne Balve „noch gar nicht“ im Kreis der betroffenen Städte sein. Das sei bei einer Vorplanung „ein normaler Vorgang“. Das beunruhige ihn nicht.

Die Opposition

Lorenz Schnadt kandidiert für die UWG in Eisborn.
Lorenz Schnadt kandidiert für die UWG in Eisborn. © WP | jürgen overkott

UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt hat im Kommunalwahlkampf alles auf eine Karte gesetzt. Er glaubte, dass der Streit um den geplanten Ausbau des Lhoist-Steinbruchs in Eisborn entscheide, wer Bürgermeister werde. Deshalb kandidierte der Garbecker in Eisborn. Er holte er immerhin ein respektables Ergebnis. Wie sieht Schnadt das Autobahn-Projekt? Der Wirbel im Dorf um die angebliche Trasse kommt ihm „etwas zu dramatisch“ rüber. Wenn die A 46 so verlaufe wie angedacht, sei Eisborn kaum davon betroffen – im Gegensatz zu Böingsen. Der Ebberg wirke wie eine Lärmschutzwand. Schnadt würdigte die Bemühungen der Straßenplaner, die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Die angedachte Trasse führe durch ein Gebiet mit wenigen Einwohnern. Das sei „ein gangbarer Weg“. Zudem biete die A 46 für Balve mehr Chancen als Risiken. Bisher sei die Stadt weit weg von einer Autobahn. Schnadt zur Westfalenpost: „Ich bin für die A 46. Denn: Autobahnen dürfen nicht im Niemandsland aufschlagen.“

Die Wirtschaft

Der Märkische Arbeitgeberverband (MAV) hat Mitglieder in Balve und Neuenrade befragt. MAV-Sprecher Dr. Andreas Weber: „Nahezu alle Teilnehmer der Blitzumfrage sprechen sich für eine der Trassen aus, etwa die Hälfte für die Südtrasse über Asbeck/Eisborn, die andere Hälfte für die Nordtrasse durch das Ruhrtal. Für die Südtrasse spreche eine bessere überregionale Anbindung der Region. Im Norden vermuten Teilnehmer der Umfrage insgesamt mehr Verkehr und damit auch mehr Bedarf. „Mir sind beide Trassen recht“, bringe es ein Mitglied auf den Punkt: „Hauptsache es wird endlich gebaut.“

Mehr Informationen aus dem Hönnetal: www.wp.de/staedte/balve