Balve. Junge Paare und Familien aus teuren Großstädten zieht es in die Balver Heimat. Doch die kann kaum noch Häuser oder Grundstücke bieten.
Eigenheime in Balve liegen aktuell voll im Trend, aber sie sind ebenso rar wie nachgefragt. Von einer Stadtflucht wollen heimische Immobilienmakler zwar nicht sprechen, doch beobachten sie seit längerem eine erhöhte Nachfrage nach Einfamilienhäusern im ländlichen Bereich.
Nachfrage verstärkt sich im Lockdown
Es ist ein Trend, der schon vor der Corona-Krise einsetzte, aber mitunter seit dem ersten Lockdown im März 2020 eine neue Qualität erreicht hat: Junge Familien zieht es fort aus den Großstädten, das Wohnen in den ländlich geprägten Teilen des Sauerlands ist wieder gefragt. Und Balve findet sich unter den Städten im Märkischen Kreis, die besonders weit oben auf der Liste als Wunschwohnort stehen.
Balve, Menden und Neuenrade im Trend
„Vorrangig sind es Menschen, die nicht unbedingt mit Balve, aber mit dem Sauerland verwurzelt sind und die nach einem Studium in einer Großstadt nun mit der Familie ein Eigenheim auf dem Land suchen“, erklärt der Balver Immobilienmakler Felix Butterweck. Seiner Erfahrung nach stehen Balve, Neuenrade und Menden derzeit hoch im Kurs, Ballungszentren wie die Kreisstädte Iserlohn und Lüdenscheid wären überwiegend uninteressant für Familien, die nach Baugrundstücken und Eigenheimen suchten. „Werdohl und Altena gehen überhaupt nicht mehr – Einfamilienhäuser in Plettenberg hingegen eher“, sagt Butterweck.
Rückkehrer wissen um Attraktivität
Dass es zum großen Teil „Sauerland-Rückkehrer" sind, erklärt er sich damit, dass diese Menschen halt "wissen, worauf sie sich nun einlassen". Sie wüssten um die Freizeit- und Nahversorgungsangebote vor Ort und darum, dass diese etwa nicht vergleichbar seien mit denen in den Großstädten. Wer Eigentum in Balve sucht, der habe zumeist zuvor länger in Dortmund, Köln, Münster oder Düsseldorf gewohnt. Attraktive Zinsen und vergleichsweise niedrige Immobilienpreise lockten die Kaufinteressierten in die Region.
Freie Immobilien rasch wieder vergeben
Das bestätigt der Balver Immobilienmakler Dirk Rohleder: „Nach Ein- und Zweifamilienhäuser in Balve herrscht ein regelrechter Run unter jungen Ehepaaren.“ Das Problem sei allerdings, dass das Angebot mit der hohen Nachfrage nicht Schritt halte. "In Balve stehen keine neuen Bauflächen zur Verfügung, und wenn einmal eine Immobilie zum Verkauf steht, dann ist sie zumeist nach wenigen Wochen auch wieder weg“, berichtet der Makler.
Balver Markt wie leergefegt
Das ist auch das Problem, dass der Balver Tobias Pröpper vom Immobilienbüro Fischer & Schäfer kennt. „In Balve sind kaum Immobilien verfügbar, der Markt ist geradezu leergefegt“, sagt Pröpper. Im Immobilienbüro, das seinen Hauptsitz in Dortmund hat, beobachte er zunehmend, dass Menschen zwischen 25 und 40 Jahren die Rückkehr in die Region beschäftige, auch in seinem privaten Bekanntenkreis sei das ein großes Thema. „Die Leute sind damals zum Studium in Städte abgewandert, die das bieten konnten, was Balve beispielsweise nicht hatte. Da standen großstädtische Angebote im Fokus. Jetzt, wenn die Leute Familien gründen, zieht es sie zurück“, erklärt Pröpper. Er berichtet etwa von einem jungen Paar - „Er ursprünglich aus Lüdenscheid, sie aus Werl“ - das Balve zuvor gar nicht kannte, aber nun begeistert von der Idee, in der Hönnestadt zu wohnen, hier ein Eigenheim suche.
Appell an die Stadt Balve: Aktiver werden
In Städten wie Dortmund kosteten Immobilien gleicher Größe und Ausstattung das Vier- bis Fünffache wie in Balve. Daher sei es allein schon erschwinglicher und attraktiver, hier ein Haus zu kaufen, wo der Quadratmeterpreis aktuell zwischen 5 und 7 Euro liege. Der Boom auf dem Immobilienmarkt sollte laut Tobias Pröpper auch der Stadt Balve bei ihren Marketingbemühungen zu denken geben, um aktiver zu werden und sich mit mehr Angeboten als lebenswerte Stadt zu empfehlen.