Balve. Trägerwechsel beim Altenheim St. Johannes: KKiMK geht, Caritas kommt. Sie tilgt Schulden und will investieren. Um wie viel Geld geht es?

Das Altenheim St. Johannes in Balve hat einen neuen Träger. Vom 1. Januar an übernehmen der Caritasverband Arnsberg-Sundern sowie die Gesellschaft CariPro die Senioreneinrichtung am Brucknerweg von der St. Marien gGmbH. Für die Katholische Kirchengemeinde St. Blasius endet eine lange Leidensgeschichte. Pfarrer Andreas Schulte glaubte am Freitag beim Pressegespräch im Rathaus gar, mit dem Trägerwechsel komme ein „Stück Weihnachten nach Balve“.

Altenheim St. Johannes Balve
Altenheim St. Johannes Balve © WP | jürgen overkott

Gesellschafterstrukturen von Unternehmen gelten als höhere Form von Mathematik. Die St. Marien gGmbH wird bis zum 31. Dezember 2020 mehrheitlich getragen von den Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK). Die gGmbH hält 51 Prozent der Anteile. Die Gemeinde St. Blasius kommt auf 47 Prozent. Der Rest von zwei Prozent gehört der Cura GmbH.

Im neuen Jahr greift eine neue Struktur. Der Caritasverband Arnsberg-Sundern übernimmt 89 Prozent der Anteile. Die CariPro GmbH aus dem Umfeld des Erzbistums Paderborn besitzt elf Prozent.

Den Wechsel hat der Geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstand, Jürgen Känzler, maßgeblich vorangetrieben. Das betonte Kirchenvorstand Ludger Terbrüggen. Känzler ist Wirtschaftsjurist.

Fakt ist: Das Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) des Landes NRW gilt seit Oktober 2014. Es sieht in Seniorenheimen eine Einzelzimmerquote von 80 Prozent vor. Diese Quote ist in der Balver Einrichtung bis heute nicht erreicht. „Derzeit können aufgrund der Bestimmungen des WTG nur 66 der 70 möglichen Plätze belegt werden“, stellte der kaufmännische Vorstand der Caritas, Marek Konietzny, fest.

Mehr als pure Wirtschaftlichkeit

Der Kirchengemeinde war das bekannt. Sie wollte das ändern. Doch der bisherige Mehrheitsgesellschafter stellte sich, wie der Kirchenvorstand ein ums andere Mal beklagte, quer. In diesem Sommer zog der Kirchenvorstand Konsequenzen. Altenheim-Geschäftsführer Thomas Wülle musste gehen. Ihm folgte Henning Eichhorst.

Heimleiter Franz-Josef Rademacher mit Bauplänen: Das war vor zwei Jahren. Der Kirchenvorstand ärgerte sich über den Mehrheitsgesellschafter KKiMK, der Investitionen vor sich herschob.  
Heimleiter Franz-Josef Rademacher mit Bauplänen: Das war vor zwei Jahren. Der Kirchenvorstand ärgerte sich über den Mehrheitsgesellschafter KKiMK, der Investitionen vor sich herschob.   © WP | Alexander Lück

Der Kirchenvorstand ging noch weiter. Er wollte einen Neuanfang. Mehr als 30 Bewerber wollten das Heim übernehmen. Känzler: „Am Ende blieb eine Handvoll über.“

Der neue Betreiber Caritasverband hat mit einem Konzept überzeugt, dass sich nicht nur an Wirtschaftlichkeit ausrichtet. Der Vorsitzende des Caritas-Verbandes, Friedhelm Wolf, sagte, wichtig seien der Erhalt der Gebäude-Substanz, die angebotenen Dienstleistungen sowie die Zufriedenheit von Mitarbeitern wie Angehörigen. Erträge sollen reinvestiert werden. Der Hochsauerlandkreis habe die Caritas als familienfreundlichen Arbeitgeber ausgezeichnet.

Caritas-Vorstand Christian Stockmann verwies darauf, dass das Altenheim St. Johannes nicht allein mit Herausforderungen umgehen müsse. Es könne auf die Unterstützung der übrigen sechs Häuser des Verbandes in der Region zählen.

Die Caritas übernimmt vom Heim 2,2 Millionen Euro Schulden. Genauso viel kostet der Neubau des Pfarrheims. Geschäftsführer Konietzny kündigte Investitionen von insgesamt sechs Millionen Euro an. 4,5 Millionen Euro will er für die Sanierung des 25 Jahre alten Gebäudes locker machen. 1,5 Millionen Euro sind demnach für den Erweiterungsbau vorgesehen.

Für die mehr als 60 Mitarbeiter ändert sich vorerst nichts. Die Gehälter sind tariflich festgelegt. Die Dienstpläne bleiben zunächst bestehen. Allerdings gebe es im kommenden Jahr ein Qualitätsmanagement . Daraus können sich Änderungen ergeben.