Balve. Fairer Handel geht mal durch den Magen, und mal macht das Thema kreativ. Wie Grundschulen schwere Inhalte einfach vermitteln.
Als erste Stadt im Märkischen Kreis ist Balve als Fair-Trade-Stadt ausgezeichnet worden. Das war 2014. Fairer Handel in einer globalisierten Welt ist jedoch ein abstraktes, vielschichtiges Thema. Davon lassen sich die Grundschulen Garbeck und Beckum nicht schrecken. Gerechtigkeit wird kindgerecht erklärt. Wie geht das?
„Es ist wichtig, die Kinder frühzeitig für das Thema Fair-Trade zu sensibilisieren“, betont Petra Köhler, die Leiterin der Grundschule Beckum. Warum? Fairer Lohn und geregelte Arbeitszeiten sind für viele Deutsche wichtig. Doch nicht jeder Arbeitnehmer auf der Welt genießt diese Privilegien. Billigpreise bei deutschen Händlern, heißt es, werden nicht selten mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern erkauft.
Wer fair einkaufen möchte, muss sich mit diesen Problemstellungen befassen. Nach dem Motto „Früh übt“ sich wollen Grundschulen in Balve den Kindern Begriffe wie Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit schon in jungen Jahren vermitteln.
Die Grundschulen Garbeck und Beckum haben sich für ihre Fair-Trade-Arbeit zertifizieren lassen. So So gibt es in Schulpausen getrocknete Mangos und Bananenchips aus fairem Anbau. Wer vergibt die Zertifikate, und was muss eine Schule dafür leisten?
Hinter dem Zertifikat steht eine Kampagne namens Fairtrade-Schools. Sie wird vom Verein Trans-Fair getragen: einem Bündnis von kirchlichen und sozialen Organisationen, das sich für gerechten Handel mit dem globalen Süden stark macht, darunter die katholische Hilfsorganisation Misereor und der Evangelische Entwicklungsdienst. Die Kampagne „Fairtrade-Schools“ verankert das Thema fairer Handel im Schulalltag. Seit dem Kampagnenstart 2012 hat sich eine bundesweite Schulbewegung entwickelt, die das Engagement von Kindern und Jugendlichen für Nachhaltigkeit fördert, eigenständiges Handeln bestärkt und die Vernetzung motivierter Akteure unterstützt.
„Wir bemühen uns, die jungen Schüler dazu zu animieren, über den Tellerrand zu blicken“, sagt Schulleiterin Köhler im Gespräch mit der Westfalenpost. „Andere Kinder genießen nicht die gleichen Privilegien wie sie.“
Auch unter Corona-Bedingungen laufe das Fair-Trade-Programm in der Schule weiter – wenn auch in abgespeckter Form. Schüler der dritten und vierten Klasse haben grundsätzlich die Möglichkeit, einer Fair-Trade-AG beizutreten. Die AG beschäftigt sich sowohl mit dem Logo, das auf Fair-Trade-Ware zu sehen ist als auch mit den Hintergründen. Die Teilnehmer beschäftigen sich mit den Produkten und dem Lohn, den zum Beispiel Waldbauern bekommen. Um welche Beträge geht es da eigentlich? Anschließend erstellen die Teilnehmer der AG unter anderem Plakate und geben ihr Wissen auch Erst- und Zweitklässlern weiter. „Die meisten Schüler finden die Thematik toll und auch ergreifend. Im Optimalfall gehen die Kinder mit Mama und Papa durch den Supermarkt und weisen sie darauf hin, welche Produkte fair hergestellt wurden“, erzählt Petra Köhler.
Preise belohnen Kreativität
Der Fair-Trade-Gedanke bleibt nicht auf den Unterricht beschränkt. Die Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt Balve hat erst kürzlich einen Malwettbewerb für Kinder von fünf bis zwölf Jahre veranstaltet. Unter dem Motto „Die Welt fair-ändern, was kann ich tun?“ konnten Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Sowohl die Grundschulen als auch Haupt- und Realschule haben die Ausschreibung des Wettbewerbs digital an ihre Schüler weitergeleitet. Die Teilnehmer wurden in zwei Altersklassen unterteilt. Die erste Gruppe umfasste Kinder von fünf bis acht Jahre, die zweite Gruppe Kinder von neun bis zwölf Jahre. Ihnen winkten Lob, Anerkennung und tolle Preise. Die Aktion wurde von der Sparkasse unterstützt. Mit gutem Grund: Das kommunale Geldinstitut setzt selbst auf Nachhaltigkeit.