Benkamp. Corona-Krise hin, Tönnies-Affäre her: Verbraucher vertrauen zunehmend auf regionale Fleischproduzenten wie Clemens Gödde. Er investiert jetzt.

Die Coronakrise und daran anschließende Skandale um große Schlachthöfe haben bei vielen Hofläden und regionalen Metzgereien für steigende Umsätze gesorgt. Bei Familie Gödde in Benkamp ist das nicht anders. Sie hofft auf Nachhaltigkeit dieser Entwicklung, auch deshalb, weil gerade in einen neuen Schweinestall investiert wird. Im Oktober wird er in Betrieb genommen.

Landwirt Clemens Gödde mit einigen seiner Schweine. Sie bekommen im Oktober einen neuen Stall.
Landwirt Clemens Gödde mit einigen seiner Schweine. Sie bekommen im Oktober einen neuen Stall. © WP | Alexander Lück

Der Baufortschritt lässt sich von der B 229 aus bestens beobachten, das Gebäude mit einer Fläche von etwa 1500 Quadratmetern steht nahe der Straße. Nur noch noch wenige Arbeiten im Innern, zum Beispiel an der Elektrik, sind zu erledigen.

Etwa zwei Monate alte Ferkel, 800 insgesamt, die aber erst nach und nach und nicht alle auf einen Schwung kommen werden. Über die Haltungsform hat man sich im Familienbetrieb viele Gedanken gemacht, Ställe in Süddeutschland angeschaut.

Der neue Bau in Benkamp ist zur Südseite offen, schafft so ein Außenklima im Stall, andererseits ist die Fläche für die Tiere komplett überdacht. Ein Vorhang kann die Boxen in eine Innen- und Außenbereich trennen. In dem mit zwei Drittel der Fläche größeren Innenbereich finden die Tiere auch ihr Futter, das Familie Gödde aus eigenem Getreide gewinnt. Geschlossen wird dieser Vorhang etwa bei starkem Wind, gerade Durchzug mögen Schweine gar nicht, ebenso wenig große Kälte. Der Außenbereich des Stalls ist etwa dafür gedacht, wenn die Tiere ihr Geschäft zu erledigen haben.

Im Sinne des Tierwohls auch wichtig: Stroh ist angesagt. „Das liegt zwischen der konventionellen und der Bio-Haltung“, erklärt Kathrin Gödde.

Transparenz in der Landwirtschaft: Kolpingforum auf Hof Gödde 
Transparenz in der Landwirtschaft: Kolpingforum auf Hof Gödde  © WP | Livia Krimpelbein

Das macht sich grundsätzlich auch beim Preis. Viele landwirtschaftliche Familienbetriebe entscheiden sich für solche Formen. „Und wir glauben, dass unsere Kunden diesen Schritt mitgehen.“ Denn schon bislang hat ein Teil der Schweine hier so gelebt, der größere noch in konventioneller Haltung. Coronaausbrüche und überhaupt die Diskussionen um Arbeitsbedingungen und Tierwohl in Schlachthöfen haben auch bei Göddes zu einer Steigerung der Nachfrage geführt. Und dazu, dass Kunden vermehrt nach der Herkunft des Fleisches und den Lebensbedingungen fragen. Transparenz bieten sie gerne, erklärt die Familie.

Bestand wird vergrößert

Der offene Stall lade künftig zu einem Blick hinein förmlich ein. Genauso verweist man auf die kurzen Wege, die ihre Schweine bestreiten, wenn es dann auf den letzten Weg in Richtung Schlachthof geht. „Ich glaube schon, dass sich viele Menschen nun mehr Gedanken machen“, sagt Clemens Gödde. Seine Frau ergänzt: „Nach einzelnen Skandalen in den letzten Jahren haben wir schon kurze Nachfragesprünge erlebt. Aber dieses Mal scheint die Entwicklung nachhaltiger zu sein.“

Die Corona-Krise hat die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte wie Kartoffeln wieder attraktiv gemacht. Das erlebt Familie Gödde in ihrem Hofladen gerade (Archiv).
Die Corona-Krise hat die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte wie Kartoffeln wieder attraktiv gemacht. Das erlebt Familie Gödde in ihrem Hofladen gerade (Archiv). © WP | Kai Kitschenberg

Bislang leben in den alten Ställen 500 Schweine, der Bestand wird also auf 800 deutlich erhöht. Dass die Nachfrage dafür auch nachhaltig ausreichend hoch bleibt, darauf hofft die Familie. Hat aber seit Beginn der Coronapandemie in ihrem Hofladen auch abseits der tierischen Produkte ein Plus ein Kunden festgestellt.

Manches wie Kartoffeln stammt aus eigenem Anbau, andere Produkte von Produzenten der Regionen, über die Göddes aber auch genau Bescheid wissen. Gerade zu Anfang der Pandemie im Frühling sei der Ansturm im Hofladen riesig gewesen, habe den Familienbetrieb an die Belastungsgrenze gebracht. „Mittlerweile ist es wieder etwas ruhiger geworden“, sagt Clemens Gödde. „Aber auf jeden Fall mehr als vor Corona.“