Balve. Olaf Keul fährt leidenschaftlich gern Bike. Er will sich den Fahrspaß nicht durch Fahrverbote verderben lassen. Jetzt organisiert er eine Demo.
Augen, heißt es, sind der Spiegel der Seele. Spiegel? Bei Olaf Keul sind es eher Frontleuchten, besser noch: Fernlicht. Wenn der 49-Jährige übers Motorradfahren spricht, leuchten seine Augen wie Strahler. Allerdings geht bei ihm sofort das Licht aus, wenn er laut über geplante Fahrverbote für beliebte Biker-Strecken nachdenkt. Das gefällt ihm gar nicht. Olaf Keul weiß, dass er mit seiner Haltung nicht allein ist. Das will er zeigen – mit einer Demo. Fordert der stadtbekannte Zweirad-Fan freie Fahrt für Raser?
Wir haben uns für 17 Uhr verabredet. Mit dem Gespräch beginnt für den gebürtigen Iserlohner der Feierabend. Kurz vor unserem Treffen ruft er an. Er werde sich, sagt er, etwas verspäten, vermutlich um zehn Minuten. Das klingt nicht nach Bleifuß. Wenn „Keule“, so lautet sein Spitzname, fährt, ist auf dem Highway keineswegs die Hölle los. In der Redaktion erzählt er, dass er seine Weg zum Arbeitsplatz nach Plettenberg mit dem Diesel zurücklegt, gemächlich und sparsam.
Seit 1992 sitzt Olaf Keul auf Bock. Er ist ein Spätberufener. Der Autoführerschein war zuerst da, aus praktischen Gründen. Olaf Keuls Motorräder indes sind Spaß-Objekte. Inzwischen hat er drei Stück. In Olaf Keul schlägt ein Sammlerherz.
Benzin statt Blut
Wenn das Wetter so sommerlich warm und so sonnig ist wie bei unserem Gespräch, dann kann durch Olaf Keuls Adern kein Blut mehr fließen – es muss Benzin sein. In solchen Situation drängt es ihn zur Garage. Sein heimlicher Liebling, der Cafe-Racer mit den kurzen Stummellenkern, muss bewegt werden: „Einfach raus und durch die Gegend, und wenn es nur eine halbe Stunde ist.“
Allerdings ungern durchs Hönnetal: „Das ist viel zu schmal.“ Für Olaf Keul ist der Kohlberg der Kurven-Star. Aber er lässt es ruhig angehen.
Doch dieses Vergnügen will er sich im Sauerland nicht nehmen lassen. Er zahle Steuern fürs Bike: „Und deswegen will ich nicht eingeschränkt werden.“ Außerdem sieht Olaf Keul das Gleichbehandlungsgebot verletzt: Laute Motorräder sollen ausgebremst werden, laute Autos hingegen nicht.
Natürlich weiß Olaf Keul, dass es in der Biker-Szene „einige Voll-Idioten gibt, die meinen, sie müssten den Kohlberg hoch- und runterprügeln“. Diese Gruppe sieht er als „schwarze Schafe“. Olaf Keul hat nichts dagegen, wenn Tempo- und Lärmsünder bestraft werden. Aber er hat etwas dagegen, wenn mit Fahrverbote eine Art Kollektivstrafe verhängt werde.
Dagegen will Olaf Keul etwas tun. Für den 23. August hat er eine Demo gegen die geplanten Fahrverbote angemeldet. Die „Motorradfreunde Sauerland“ unterstützen ihn dabei, mit Rat und Tat. Bei der Motorrad-Demo kümmern sie sich um die Verkehrssicherung des Konvois: „Ich habe schon unheimlich viele positive Rückmeldungen.“
Bei aller Leidenschaft für Freiheit auf zwei Reifen – kann sich der Biker in die Lage lärmgepeinigter Anwohner von Motorradstrecken versetzen? Er kann.
Olaf Keul weiß, dass Motorrad-Hersteller ein Teil des Problems sind. Sie haben in jüngerer Zeit Donnervögel auf den Markt gebracht, die das erlaubte Lärm-Limit von 95 Dezibel übersteigen – legal. Die Lösung des Problems hat für Olaf Keul zwei Seiten. Zum einen sieht er die Hersteller in der Verantwortung, leisere Maschinen anzubieten. Zum anderen sieht der Biker die EU in der Pflicht, den Lärmpegel von Fahrzeugen gesetzlich zu beschränken.
Und er selbst? Olaf Keul und die „Motorradfreunde Sauerland“ wollen die Widerspenstigen zähmen, gemeinsam mit der Polizei.