Balve. Das DRK kann sich kaum vor Altkleider-Spenden retten. Dabei ist die Kleiderkammer wegen Corona geschlossen. Was tun?
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) kann sich derzeit kaum vor Altkleider-Spenden retten. Doch zugleich darf der Sozialverband die Kleiderkammer im Garbecker Gewerbegebiet Braukessiepen vorerst nicht öffnen. Wie geht es weiter?
„Wir beobachten, dass das Aufkommen von Altkleider-Spenden im Augenblick sehr hoch ist“, sagte DRK-Sprecher Matthias Maslow im Gespräch mit der „Westfalenpost“, „wir vermuten, dass die Leute wegen der Corona-Krise viel Zeit zum Aufräumen haben.“
In der Regel werden gebrauchte Textilien, zuweilen auch ausgemusterte Schuhe, in Müllsäcken in die DRK-Container – etwa an der Mittelstraße in Balve – geworfen. Im vorigen Herbst erlebten die Ehrenamtlichen des DRK beim Öffnen der Säcke manch böse Überraschung. Nicht selten musste Müll aussortiert werden. Maslow mochte manchmal nicht glauben, was kurzerhand im oder vorm Container entsorgt wurde: „Manchmal waren alte Autositze dabei“, erinnerte er sich. Ist es dabei geblieben?
„Der Müllanteil ist zuletzt gegen null gegangen“, freute sich der DRK-Sprecher, „es geht schon längere Zeit so. Ob der Müllanteil weiter so gering bleibt, ist abzuwarten.“ Doch wie sehr passen bei den Spendern gute Absicht und gute Tat zusammen?
Sehr gut, wie Maslow findet. Der Anteil brauchbarer Kleidung und Schuhe liege über 90 Prozent: „Es wird alles verwendet, was irgendwie verwendet werden kann.“ Lediglich ein verschwindend geringer Anteil der Spenden sei so wenig nutzbar, dass er als Lumpen im Schredder landet. Doch selbst Stofffetzen sind in einer Kleidersammlung besser aufgehoben als im Hausmüll. Darum kümmert sich ein gewerblicher Textilverwerter, mit dem das DRK schon seit längerem zusammenarbeitet. „Die Lumpen werden zu neuen Produkten, die von der Autoindustrie verwendet werden“, weiß Maslow.
Die Qualitätsprüfung der Textilien übernehmen üblicherweise ältere Mitglieder des DRK. Der Kreis zählt, je nach Verfügbarkeit, 15 bis 20 Personen. Die Helfer verbinden ihre Einsätze gern mit einem nachmittäglichen Kaffeetrinken. So zumindest war es, bevor die Corona-Pandemie übers Land hereinbrach. In jüngster Zeit fiel das gemeinschaftliche Sortieren aus. Die DRK-Senioren zählen zur Risikogruppe – und müssen demnächst stärker geschützt werden als andere Bevölkerungsgruppen. „Sobald das Kleider-Sortieren wieder machbar ist, werden wir das wieder aufnehmen“, versicherte Maslow. Doch wie geht das Rote Kreuz aktuell mit den wachsenden Kleider-Bergen um?
Kapazitäten im Zwischenlager, noch
Die Spenden kommen in ein Zwischenlager. „Wir haben noch genügend Kapazitäten“, betont Maslow, wohl wissend, dass auch Reserven irgendwann ausgeschöpft sind.
Das DRK jedenfalls ist daran interessiert, die Textilien wieder an den Mann oder an die Frau zu bringen. Denn der Bedarf war selbst in Zeiten der Vollbeschäftigung da. Der Verband arbeitet eng mit der Stadtverwaltung zusammen, um Bedürftige punktgenau zu versorgen. Im Mittelpunkt stehen Empfänger von Hartz IV oder Grundsicherung, aber auch Asylsuchende. Dennoch betont Maslow, dass Bedürftigkeit lediglich eine Frage mangelnden Geldes sei: „Nach Gebäudebränden kommen Leute zu uns, weil sie plötzlich dringend Kleidung brauchen – von der Hose bis zu einer kompletten Ausstattung.“
Das System Kleidersammlung braucht Helfer, um zu funktionieren. Corona hat verdeutlich, wie das Angebot des DRK für Bedürftige vom Ehrenamt der älteren Generation lebt. Der Verband ist daran interessiert, dass die ergrauten Ehrenamtler ihre Arbeit nach der Pandemie fortsetzen. Zugleich wirbt das Rote Kreuz um jüngere Mitglieder. „Das gilt aber nicht nur für die Kleidersammlung“, hebt Maslow hervor, „das gilt für die Rot-Kreuz-Arbeit im Allgemeinen.“ Interessenten können sich via Homepage www.drk-balve.de melden. Telefonisch ist der Vorstand erreichbar unter Telefon 02375-910047.