Balve. Kirche und Kino: Das ist kein Widerspruch. Im Gegenteil, sagt Pastor Naton. Was der Cineast gegen den grassierenden Corona-Frust empfiehlt.
Was hat Grusel-Genie Alfred Hitchcock mit mittelalterlichen Fresken in der katholischen St.-Blasius-Kirche zu tun? Mehr als mancher Zweifler glauben will: Das sagt Pastor Christian Naton. Er weiß, wovon er spricht. Der begeisterte Cineast arbeitet gern mit Filmexperten im Erzbistum Paderborn. Genau deshalb war er im Februar beim Berliner Kinofestival „Berlinale“. Dort holte er sich Anregungen für die Gemeindearbeit. Im Kampf gegen corona-bedingte Langeweile setzt er, logisch, auf gute Filme.
Rückblende. Die Verbindung von Kirche und Kino hat Tradition. Die katholische Kirche setzte bereits im Mittelalter auf die Macht der Bilder – in dem Bewusstsein, dass die Mehrheit der Menschen nicht lesen konnte. Die vor einigen Zeit restaurierten Fresken in der Blasius-Kirche, beispielsweise, erzählen die Kreuzigungsgeschichte: ein dreiteiliger Bibel-Comic. Ähnliches zeigen der Hochaltar in Affeln, Fresken in Altenaffeln. Kein Wunder, dass die Kirche bereits früh fasziniert nach Hollywood blickte – oder zumindest nach Babelsberg bei Berlin.
Nahaufnahme. „Ich bin nach Berlin gefahren, weil ich vorhabe, im Raum Balve das Medium Film einzusetzen“, erläutert der Cineast. „Ich habe in früheren Gemeinden immer mal mit Filmen gearbeitet, immer in Kontakt mit kirchlichen Einrichtungen wie der Akademie in Schwerte.“
Großaufnahme. Fakt ist: Hönnetaler müssen weit fahren, wenn sie ins Kino wollen, nach Menden, Altena, Iserlohn. Das Film-Angebot im Stadtgebiet ist übersichtlich. Die Evangelische Gemeinde Balve veranstaltete vor Corona regelmäßig ein „Kinderkino“. Ähnliche Pläne für Mellen machte das Virus zunichte. Die Kfd St. Blasius veranstaltete einmal einen Kino-Abend für Frauen. Doch dabei soll es nicht bleiben. Der Film-Freund hat Ideen. Dafür sucht er Mitstreiter. Er selbst sieht sich als Teamspieler. Doch Corona legt seine Pläne bei schönstem Frühlingswetter auf Eis – vorerst. Eines ist sicher: Fortsetzung folgt.
Nahaufnahme. Beim Gespräch mit der „Westfalenpost“ im Besprechungsraum des Pastoralen Zentralbüros in Balve liegt ein Bildband auf dem Tisch. Er ist Thriller-König Alfred Hitchock gewidmet. Das Cover zeigt Schauspielerin Tippi Hedren mit angstgeweiteten Augen – eine Szene aus dem 60er-Jahre-Schocker „Die Vögel“.
Drei Hitchcock-Filme
Der Band ist Programm. Pastor Naton kennt sich in der Film-Geschichte aus, er liebt Klassiker.
Für die WP hat er Tipps zusammengestellt, eine Menge Tipps. Wundersamerweise passen sie dennoch auf die Rückseite einer Postkarte. Was empfiehlt der Pastor?
Drei Hitchcock-Filme finden sich auf der Liste: „Das Fenster zum Hof“ spiegelt das Corona-Kontaktverbot amüsant. „Immer Ärger mit Harry“ nimmt ein schweres Thema leicht: den Tod. „Über den Dächern von Nizza“ gibt corona-geschädigten Stubenhockern Urlaubsfeeling „mit schönen Menschen, schönen Bildern und schöner Landschaft“. Pastor Natons Botschaft: Lachen ist die beste Medizin.