Balve. Der Coronavirus belastet Hotels und Gaststätten. Geschäftsreisende stornieren Buchungen. Zudem fürchtet die Branche die Geisterliga Bundesliga.

Dunkle Wolken hingen überm Hönnetal. Die Szene hatte symbolischen Charakter. Dehoga-Vize Lars Martin verlieh Familie Vanselow am Mittwochmorgen eine Urkunde für ihr aufgewertetes Angebot. Haus Recke darf künftig mit der Kategorie Drei Sterne Superior für sich werben. Doch der fröhliche Anlass konnte nicht darüber hinwegtäuschen. dass das Coronavirus das Hotel- und Gaststättengewerbe im Stadtgebiet erwischt hat.

Haus Recke darf ab sofort mit der Kategorie Drei Sterne Superior werben: Maria Vanselow, Lars Martin (Dehoga), Ulli und Annette Vanselow (Eigentümer-Familie, von links).
Haus Recke darf ab sofort mit der Kategorie Drei Sterne Superior werben: Maria Vanselow, Lars Martin (Dehoga), Ulli und Annette Vanselow (Eigentümer-Familie, von links). © WP | jürgen overkott

Lars Martin sprach Klartext: „Es ist ganz dramatisch. Ich habe mit Betrieben, auch hier in der Region gesprochen, die jetzt schon über 150.000 Euro Umsatzeinbußen haben, weil Veranstaltungen abgesagt werden – auch wenn Balve, selbst Hagen keine Messestädte sind.“

Im Winter lebt das heimische Hotelgewerbe von Geschäftsreisenden und Monteuren. Lars Martin: „Wir haben viel Industrie, die aus China Zulieferungen erhalten. Dort wurde die Produktion ‘runtergefahren. Geschäftsreisen sind deutlich weniger geworden. Westfalenweit haben wir Betriebe, die über 80 Prozent Umsatzeinbuße haben. So weit sind wir hier Gott sei Dank noch nicht.“

Haus-Recke-Chef Ulli Vanselow: „Bei uns werden reihenweise Zimmer abgesagt: alles Geschäftsleute.“ Eine Schreckensvision wäre für ihn, wenn die Bundesliga als Geisterliga ohne Publikum zu Ende ginge. Immerhin steigen etliche Fußballfans wegen der vergleichsweise günstigen Preise in Binolen ab, wenn Borussia Heimspiele hat.

Ina Friedriszik vom Haus Drei Könige in Balve beklagt „50 Prozent weniger Zimmerbelegung sowie 50 Prozent Zimmerstornierungen: und das alles sehr kurzfristig“. Es sei derzeit nichts mehr planbar.

Das Team der Antoniushütte gibt sich entspannt. Doch ganz ohne Folgen ist die Corona-Debatte auch in Eisborn nicht. Links nach rechts: Viola Hövelborn, Annett Berggrün, Britta Spiekermann
Das Team der Antoniushütte gibt sich entspannt. Doch ganz ohne Folgen ist die Corona-Debatte auch in Eisborn nicht. Links nach rechts: Viola Hövelborn, Annett Berggrün, Britta Spiekermann © WP | Alexander Lück

Britta Spiekermann von der Antoniushütte in Eisborn muss ebenfalls Stornierungen hinnehmen: Zwei Tagungen fallen aus, und eine Firmen-Runde mit Gästen aus dem Ausland. „Im Augenblick ist es entspannt“, meinte die Hotel-Chefin, „für uns ist diese Zeit auch in der Branche eine Fastenzeit Ein Gast meinte: Bevor ich ins Stadion oder ins Konzert gehe, gehe ich nach Eisborn. Da ist die Welt noch in Ordnung.“

Weniger Umsatz in Hotels bedeutet auch weniger Umsatz in der Gastronomie. „Selbst Einheimische sagen inzwischen: Essen gehen ist uns zu heikel. Viele Gäste haben Angst, vor die Tür zu gehen.“ Ulli Vanselow hat das inzwischen selbst erlebt: „Wir hatten eine Geburtstagsfeiern – die wurden jetzt abgesagt.“

Lächeln und Winken

Ulli Vanselow versucht Gästen die Angst zu nehmen, indem er Desinfektionsmittel bereitstellt. Dabei hat er allerdings bedrückende Erfahrungen gemacht. Ulli Vanselow: „Ich habe kürzlich Desinfektionsmittel besorgt. Nach einer Viertelstunde waren alle weg.“ Britta Spiekermann sieht ihren Betrieb gut aufgestellt. Desinfektion sei wichtig, aber auch Abstand halten. „Wir lächeln und winken uns lieber zu.“