Mellen. Eine Brasilianerin in Mellen. Was macht man als Au-pair-Mädchen in der Freizeit? Singen im Chor! „Mambo“ statt Bossa Nova.
Was macht ein Au-pair-Mädchen aus Brasilien abends in Mellen? Die Antwort lautet: Die junge Frau wird Mitglied in einem Chor. Diana Radavelli hat es genauso gemacht.
„Ich bin im Februar angekommen, und bin ich fast ein Jahr in Deutschland geblieben“, sagte die 19-Jährige der WESTFALENPOST. Deutschland heißt: Mellen. „Ich hatte eine liebe Familie mit drei süßen Kindern. Ich habe die Familie im Internet gefunden.“
Bekannte und Freunde im neuen Ort musste Diana Radavelli aber erst einmal finden. Ihr Gastmutter, die namentlich nicht genannt werden will, half. Sie erzählte ihrem Au-pair-Mädchen, in Mellen gebe es einen Chor, einen modernen Chor, den gemischten Chor „Melodie“.
„Es hat mich sehr interessiert, weil ich neue Leute kennenlernen und die deutsche Sprache in Musik üben konnte“, wie Diana Radavelli es formuliert. Tatsächlich gilt Musik als gutes Mittel, eine fremde Sprache leichter zu lernen. Chorleiter Daniel Pütz greift beispielsweise bei seinem Kinderchor darauf zurück. Er singt auch englische Texte.
Für Diana Radavelli war die deutsche Sprache aber nur ein bisschen fremd. Dafür nennt sie einen guten Grund: „Meine Region hier in Brasilien war von Deutschen kolonialisiert.“ Deshalb lernte sie bereits in der Schule Deutsch. Mehr noch: In Diana Radavellis Heimatstadt wird sogar Platt gesprochen Selbst ihre Mutter kann es. Diana Radavelli aber gesteht, kaum Platt zu verstehen: „Deutsch war besser für mich.“
Alle Leute sangen sehr schnell
Wie war’s im Chor? „Anfangs sehr schwierig, weil alle Leute sehr schnell sangen und ich das nicht konnte.“ Diana Radavelli hörte zuerst nur zu. Später aber traute auch sie sich zu singen. Mit Erfolg: „Nach ein paar Proben habe ich es bereits geschafft, der Gruppe zu folgen.“
Der Gastsängerin aus Brasilien machte das zeitgemäße Repertoire der Chors viel Spaß. Kathrin Heinrichs hat das frische Programm von „Melodie“ Mellen in ihrem aktuellen Krimi „Aus dem Takt“ gewürdigt – allen voran die Grönemeyer-Nummer „Mambo“. Diana Radavelli: „Ich mag die deutsche Popmusik sehr. Die Stücke sind der internationalen Musik . Ich habe ein paar deutsche Lieder auf (dem Online-Streamingdienst, Red.) Spotify. Ich höre gerne zu und übersetze in meinem Kopf. So kann ich von den Liedern lernen.“ Diana Radavelli selbst liebt „Auf uns“ von Andreas Bourani. Sie lernte den Song im Chor kennen: „Ich finde die Texte sehr schön.“
Begeistert war die Hobby-Sängerin auch von Balve, von Hönne-Dom und Fachwerk-Charme. Aber auch die ländliche Umgebung gefiel Diana Radavelli. Sie ist gern in der Natur: „Deshalb habe ich viele Spaziergängen im Wald und am Sorpesee gemacht.“ Begeistert war die Brasilianerin zudem von der Balver Höhle. Nicht nur sie: „Meine Freunde in Brasilien waren beeindruckt, als ich ihnen die Bilder von der Höhle schickte.“ Die Höhle bleibt Diana Radavelli für immer im Gedächtnis, weil sie für sie mit dem Schützenfest verbunden ist. Diana Radavelli: „Ich habe viel getanzt!“
Dann macht die Südamerikanerin den Balvern ein Kompliment, das im Hönnetal sogar nachts die Sonne aufgehen lässt: „Was mich überraschte, waren die Leute. Hier in Brasilien haben mir alle gesagt, dass die Deutschen unfreundlich Menschen sind und nicht lächeln. Ist mir anders passiert. Die Leute, die ich traf, waren immer freundlich. Ich habe Freundschaften geschlossen, die ich für immer behalten werde.“
Diana Radavelli sagt im Rückblick: „Die Erfahrung in Deutschland hat mir sehr gut getan.“ Dem Au-pair-Mädchen tat der Chor gut, und dem Chor tat Diana Radavelli gut. Chorleiter Pütz: „Sie ist sehr herzlich verabschiedet worden.“