Balve. Premiere bei der Evangelischen Gemeinde Balve: Klaudia Botschar probt ein Krippenspiel mit Kindergarten-Kindern. Muss sie einen Sack Flöhe hüten?
Es weihnachtet in Balves evangelischer Kirche, unverkennbar. Hirten versammeln sich vorm Altar, auch ein kleiner Engel kommt, mit einem großen Weihnachtsstern. Er leuchtet am dämmrigen Montagnachmittag. Die kleine Schar probt ein Krippenspiel. Das Besondere daran erklärt Presbyterin Klaudia Botschar: „Erstmalig, nach ein paar Jahren, bieten wir in diesem Jahr ein Krippenspiel für die ganz Kleinen an. Es war ein Wunsch von einigen Eltern aus der Gemeinde. Einige Kinder waren früher einfach außen vor.“
Für Klaudia Botschar ist es auch eine Premiere. „Ich habe noch nie ein Krippenspiel geleitet. Eigentlich mache ich Diakonie und Frauenhilfe. Aber seit letztem Jahr mache ich auch den Kindergottesdienst“, gesteht sie. Die Presbyterin wächst mit der Aufgabe. Ein Team hilft ihr.
„Wir wollen diesmal auch Kinder im Kindergarten-Alter ansprechen, und Kinder in den ersten Schuljahren, bis zehn, elf.“ Besondere Situationen erfordern besondere Lösungen. „Die ganz Kleinen können sich keine langen Texte merken“, weiß Klaudia Botschar. Sie ließ sich eine Lösung einfallen: Es gibt zwei Erzähler, darunter eine Hirten-Oma. „Sie erzählt es ihrem Enkel. Bei uns wird Gleichberechtigung gelebt“, erzählt Klaudia Botschar augenzwinkernd.
Gleichberechtigung an der Krippe
Die biblische Weihnachtsgeschichte wird aus den Augen der Hirtenschar erzählt. Sie sieht Seltsames, weiß es kaum zu deuten, aber die Hirten-Oma ahnt: Das Geschehen muss etwas mit dem verheißenen Messias zu tun haben. Die zweite Stimme gehört dem Enkel der Großmutter.
Die übrigen Darsteller müssen lediglich spielen, und sie spielen mit Hingabe. Es ist ein Pantomimenspiel, kinderleicht. „Es ist überhaupt nicht schwer, die Kleinen zum Spielen zu bringen“, hat Klaudia Botschar herausgefunden. „Sie haben einfach unheimlich viel Spaß dabei.“ Bühnenangst, Lampenfieber – was, bitte, ist das?
Ob sich das am Heiligen Abend ändert? Wer weiß. „Wir spielen im Familiengottesdienst um 15 Uhr“, berichtet Klaudia Botschar. Danach, um 17 Uhr, sind die Jugendlichen dran. Ihr Krippenspiel hat in der Gemeinde eine lange Tradition.
Das schönste Geschenk
Eine lange Tradition in der Gemeinde hat auch die Eltern-Beteiligung. Das ist selbst bei der Aufführung der Vorschul- und Grundschulkinder so. Ob Stern mit LED-Beleuchtung oder Schaf auf Rollen, Holzscheite vorm Altar – Eltern, auch Großeltern, helfen fleißig mit. Das gilt auch für die Kostüme. „Im Zweifelsfall improvisieren wir ein bisschen.“https://www.wr.de/staedte/balve/besuch-in-bethel-und-pfarrerin-kastens-alter-gemeinde-id227420891.html
Sie halten sich buchstäblich im Hintergrund. Auch bei den montäglichen Proben ab 16 Uhr sitzen sie in den Kirchbänken, während sich ihr Nachwuchs die weihnachtliche Botschaft spielerisch aneignet.
Vorm Altar üben knapp zehn Kinder. „Ich hatte ja mit ein paar mehr gerechnet“, sagt Klaudia Botschar. Folgerichtig darf die Darsteller-Zahl noch wachsen. „Die Hauptrollen sind natürlich vergeben. Aber wir können noch jede Menge Statisten gebrauchen“, fügt sie hinzu, „Hirten und Engel.“ Zugleich verspricht sie, dass niemand fürchten muss, lediglich ein Kulissenschieber zu sein.
Interessierte Mädchen und Jungen dürfen darauf vertrauen, in eine entspannte Gruppe zu kommen. Nicht mal bei der Besetzung der Hauptrollen kam es zu Eifersüchteleien. Und das gilt bei Theater-Inszenierung als Ausnahme.
Zwei Proben gibt es noch, dazu die Generalprobe. Und dann folgt die Premiere am Heiligen Abend. Klaudia Botschar freut sich schon drauf. Sie sagt: „Was gibt es Schöneres als leuchtende Kinderaugen?“ Für die Presbyterin sind sie das schönste Geschenk.