Balve. Heike Guth-Mindhoff sieht Geselligkeit als Schlüssel zu einer gesunden Senioren-Gesellschaft. Ihre Schlussfolgerung überrascht.

Balves Stadt-Gesellschaft altert im Durchschnitt. Bereits jetzt ist ein Drittel der Bürger älter als 60 Jahre. Heike Guth-Mindhoff vom Verein Treffpunkt Demenz setzt sich schon seit Jahren mit der Senioren-Gesellschaft auseinander. Sie fordert einen Senioren-Kümmerer. Er soll alle Angebote für Ruheständler bündeln und überdies Mittler sein für Bürgern, Politik und Verwaltung.

Treffpunkt Demenz bittet im Gesundheitscampus zum Nikolaus-Nachmittag.
Treffpunkt Demenz bittet im Gesundheitscampus zum Nikolaus-Nachmittag. © wp-archiv | sven paul

Vorbeugung ist besser als Therapie: Das ist unter Ärzten, Pflegern und Therapeuten längst Allgemeingut geworden. Mit Vorbeugung meinen sie in der Regel Sport, zumindest Tanz. Heike Guth-Mindhoff geht einen Schritt weiter. Sie sieht auch Geselligkeit als Schlüssel. Ihre Logik: Geselligkeit macht zufrieden, und Zufriedenheit hilft Menschen, gerade Senioren, so gut es geht, gesund zu bleiben.

Heike Guth-Mindhoff bezieht sich auf einen Roman-Titel von Johannes Mario Simmel. „Niemand ist eine Insel“ heißt er. Der Titel sei gleichbedeutend mit selbst gemachter Einsamkeit, sagt Heike Guth-Mindhoff. „Das betrifft junge Menschen, Familien im Berufsleben und auch alte Menschen.“ Sie betont: „Es gibt wirklich viele tolle Angebote in Balve, und man muss auch nicht einsam sein. Es gibt viele Vereine und Betätigungsmöglichkeiten.“

Heike Guth-Mindhoff ist überzeugt davon, dass die Wurzel selbst gemachter Einsamkeit von Senioren in deren Berufsleben zurückreicht: „Man ist berufstätig, man hat Stress, muss vieles organisieren, hat Kinder und Familie oder kranke Menschen zu versorgen. So bleibt kein Privatleben mehr, und die verbleibende Zeit kann nicht genutzt werden, um seine Sinne zu fördern. Man ist froh, dass man seine Ruhe hat. Man verlernt die soziale Kompetenz und sieht auch die anderen nicht, die das gleiche Problem haben. So gehen die Menschen ins Alter, haben soziale Kontakte verlernt. Selten wird man von sich selber aus aktiv.“

Der Treffpunkt Demenz organisierte in diesem Sommer einen Ausflug zur Sorpe. 
Der Treffpunkt Demenz organisierte in diesem Sommer einen Ausflug zur Sorpe.  © wp-archiv | Treffpunkt demenz

Heike Guth-Mindhoff glaubt, für Senioren könne ehrenamtliche Tätigkeit eine Chance sein, neue soziale Kontakte zu knüpfen: „Senioren können viel! Sie können sich in Vereinen engagieren, Sportgruppen oder Fitness-Studios besuchen, sich ehrenamtlich einbringen, anderen Helfen (die es nicht mehr selber können).“

Broschüre sowie Online-Plattform

Heike Guth-Mindhoff fehlt allerdings eine Broschüre sowie eine Online-Plattform, die die Angebote bündeln – und obendrein eine Person, bei der alle Angebote zusammenlaufen, die Angebote wie Einkaufs- und Klöntage oder Mitfahr-Bänke organisiert oder Förderungen beantragt. „Das geht nicht ehrenamtlich! Das ist ein Arbeitsplatz, der geschaffen werden sollte.“

In größeren Städten gebe es bereits Senioren-Kümmerer, meint Heike Guth-Mindhoff. Denkbar sei auch, Balve und Neuenrade zusammen zu bearbeiten. Aber eine(r) müsse es in die Hand nehmen: „Sonst wird nur geredet, und niemand fühlt sich zuständig!“

Heike Guth-Mindhoff und die Betreuer des Treffpunktes Demenz haben mit einem ähnlichen Konzept nach eigenen Angaben in der Betreuung schon gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist dem Team, Menschen körperlich und geistig beweglich zu halten. Aber auch alltagspraktische Kniffe und Geselligkeit dürfen nicht zu kurz kommen.

Das Ergebnis, glaubt Heike Guth-Mindhoff, sei eine Gesellschaft, die im Durchschnitt länger zufrieden und gesund bleibe.