Balve/Arnsberg. In Balve und Essen wurden Menschen vor drei Jahren in ihren Wohnungen brutal überfallen. Am Montag beginnt der Prozess am Landgericht Arnsberg.

Mancher Zeitgenosse rieb sich die Augen. Fakt ist: Zwischen zwei brutalen Überfallen in Balve und in Essen und dem Prozess gegen den zweiten Tatverdächtigen liegen drei Jahre. Was ist da passiert?

Der Fall: Am 1. Februar 2016 wurde ein Ehepaar (damals 58 und 55 Jahre) in Balve brutal zusammengeschlagen, gefesselt und geknebelt. Die beiden Täter erbeuteten 2000 Euro Bargeld, zwei Mobiltelefone und ein Fernglas. Ähnlich ging das Duo am 12. Februar 2016 in Essen vor. Beute: 150 Euro in bar und ein Smartphone.

Knapp zwei Wochen später überfielen die Täter auf ähnliche Weise einen Wohnungsinhaber in Essen. Die Räuber erbeuteten 150 Euro und ließen das Opfer eingeschlossen zurück.

Die Polizei ermittelte zwei Polen als mutmaßliche Tatverdächtige – auch dank Hilfe aus der Bevölkerung, die ebenso schnell wie präzise auf Fahndungsfotos reagierte.

Ein 35-jähriger Beschuldigter war im Mai 2017 in Polen verhaftet und sechs Wochen später in Frankfurt/Oder überstellt worden. Seit Juli 2017 saß er in der Justizvollzugsanstalt Hamm.

Acht Jahre Haft für 35-Jährigen

Der 35-Jährige wurde im Januar 2018 vom Landgericht Arnsberg wegen schweren Raubes, schwerer Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu acht Jahren Haft rechtskräftig verurteilt.

Ein 40-jähriger Angeklagter, wie der bereits verurteilte 35-Jährige Pole, muss sich jedoch erst am kommenden Montag, 21. Oktober, vor dem Landgericht Arnsberg verantworten. Warum verstrich zwischen Tat und Prozess so viel Zeit?

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Gerichtssprecherin Leonie Maaß sagte der Westfalenpost auf Anfrage: „Der zweite Angeklagte ist erst in diesem Frühjahr in Polen gefasst worden. Er wurde nach Deutschland ausgeliefert und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.“

Der Prozess gilt keineswegs als Routine. Bereits am Prozess gegen den 35-jährigen Täter hatte der Vorsitzende Richter der 2. Großen Strafkammer festgestellt: „Solch brutale Überfälle haben wir nicht regelmäßig auf der Tagesordnung.“ An eine so grausame Tat in Balve könne er sich nicht erinnern.

So erlitt der damals 55-jährige Balver einen Nasenbein- und Rippenbruch. Das Paar leidet bis heute an den Folgen des Überfalls. Die Ehefrau des Balvers vor Gericht: „Jeden Montag um halb zehn denke ich daran.“