Balve. Nur wenige Balver prägten ihre Stadt im 20. Jahrhundert so sehr wie Theodor Pröpper. Jetzt ehrt die Stadt den Ehrenbürger. Er starb vor 40 Jahren.
Eine Stadt ehrt einen Ehrenbürger mit großem Aufwand. Theodor Pröpper wird bereits am heutigen Freitag, 19 Uhr, in der Pfarrkirche St. Blasius mit einem Liederabend geehrt. Der offizielle Festakt indes steht erst tags drauf an – nach der Vorabendmesse um 17 Uhr ebenfalls im Sauerland-Dom. Auch wenn Pröpper vor 40 Jahren starb, ist er immer noch in der Stadt präsent – als Bronzerelief am Hoffmeisterbrunnen. Wer war dieser Mann?
Erstbesuchern im Pfarrarchiv St. Blasius zeigt Hausherr Rudolf Rath gern ein Schwarz-Weiß-Porträt des Künstlers und Kommunalpolitikers: Die Profilansicht zeigt einen gestandenen Herrn in formeller Kleidung, Sakko und Krawatte, Wind zaust die schlohweiße Künstlermähne. Pröppers Blick lässt Neugier wie Skepsis erkennen. Sein Mund ist leicht geöffnet, ganz so, als wolle er etwas sagen.
Tatsächlich hatte Pröpper den Balvern zu Lebzeiten eine Menge zu sagen, und Freunden der Geschichte von Balve und Hönnetal sagt er noch heute etwas.
Orgelsätze für „Sursum Corda“
Pröppers Lebensweg steht für den gelebten Traum der bürgerlichen Gesellschaft, durch Fleiß und Leistung aufzusteigen. „Geboren wird er am 26. Mai 1896 in Balve. Hier besucht er die Volksschule, absolviert anschließend eine Maler- und Anstreicherlehre beim Vater“, fasst Pröpper-Kenner Dr. Wolf Kalipp Kindheit und Jugend des großen Balvers zusammen. Der Dortmunder Kulturwissenschaftler zeichnet Pröppers Lebensweg weiter: „Von 1912 bis 1914 bildet er sich an der Kirchenmusikschule in Paderborn weiter. Organist an St. Blasius wird er als ,Spielmann Gottes’ ab 1914 zunächst unter Pfarrer Franz Amecke – 55 Jahre lang – und vertieft seine musikalische Ausbildung durch Privatstunden.“ Nach seinem Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg studiert Pröpper an der Staatlichen Akademie der Tonkunst in München 1924/25 – mit Auszeichnung.
Pröpper prägt katholische Kirchenmusik weit übers Hönnetal hinaus. Das Orgelbuch zum Paderborner Diözesangesangbuch „Sursum Corda“ gilt laut Kalipp als Pröppers „größter Hit“. Es liege „auf jeder Orgelbank“. Andere sagen, sein größer Hit sei das „Balver Lied“. Immerhin singen es Balves Schützen regelmäßig. Fakt ist: Pröppers musikalisches Werkverzeichnis umfasst mehr als 50 Opuszahlen, darunter eine plattdeutsche Messe, zyklische Werke größeren Umfangs, Orgelmusik über Kirchenlieder und die einmaligen Vertonungen und Klaviersätze zu seinem Sauerländischen Liederbuch „Klingemund“. Pröppers Werk mit Musik und Texten bringt es auf 244 Titel. Mehr noch: „Als Autor und als Komponist äußerst produktiv, schreibt er in Hochdeutsch und Siuerländer Platt“, notiert Kalipp.
Heimatverbundenheit zeichnet Pröpper als Anreger der Balver Höhlenspiele und – 1921 – als Gründer der Balver Heimwacht aus, lange als deren Vorsitzender. Zudem gründet er, mit Franz Hoffmeister, den Sauerländer Heimatbund.
Zivilcourage beweist Pröpper, Mitglied des katholischen Zentrums, 1934. Er legt die Ämter in Heimatbewegung und Stadtrat aus Protest gegen nationalsozialistische Gleichschaltung nieder und setzt sich für einen diffamierten jüdischen Bürger ein. Bürgersinn zeigt er auch nach dem Zweiten Weltkrieg als Balves stellvertretender Bürgermeister.
Pröpper erhält internationale Ehrungen. Balve schenkt ihm 1964 die Ehrenbürgerschaft, Bundespräsident Heinrich Lübke, Sauerländer wie Pröpper, heftet ihm 1966 das Bundesverdienstkreuz an.
Pröpper heiratet 1938 seine Schülerin Anna-Maria Dransfeld, bald beleben die Kinder Kunigunde, Thomas und Stefan das Pröpper-Haus. Am 3. August 1979 heißt es in der „Hönne-Zeitung“: „Hollet en Ohm an – Haltet den Atem an.“ Am 31. Juli starb Pröpper, 79 Jahre alt.