Balve. Es ist Liebe pur. Der 41-jährige Sebastian Keil hat einen Balve-Song geschrieben. Er misst sich mit den ganz Großen – Stimmwackler inklusive.
Ist hier womöglich eine neue Hymne für die Stadt Balve entstanden? Sebastian Keil hat eine Ode an seine Heimat verfasst. Und misst sich dabei gleich mit den ganz Großen.
„Vielleicht ist Hamburg ja ‘ne Perle, und Berlin ‘ne sexy Stadt“, lautet die erste Refrainzeile, die Lieder oder Selbstbeschreibungen über diese beiden Metropolen aufgreift. München und Köln, die beiden anderen deutschen Millionenstädte, finden auch sofort danach ihren Platz. „Darunter mache ich es nicht“, lacht Sebastian Keil über den Vergleich, den er zwischen diesen Städten und dem etwas kleineren Balve in seinem Song gezogen hat. Und man mag es ahnen: Die Stadt an der Hönne, Keils Heimat, kommt in den Vergleichen gar nicht so schlecht weg. Auch, weil der Komponist auch in weiter Ferne immer daran denken muss, wo sein Zuhause ist. „Ich müsste eigentlich auch mal einen Song über Balve machen“, so beschreibt der 41-Jährige seine Gedanken aus diesem Sommer. Und setzte das Vorhaben dann auch in die Tat um.
Hönnetal, Höhle und Kirche
Hönnetal, Höhle, Kirche, Schützen, Chor etc. Alles, was Keil im Text nennt, hat einen persönlichen Bezug. Die Landschaft, die er liebt. Die Feste, die er mitfeiert. Die Gemeinschaft der vertrauten Gesichter, die er so schätzt. Ganz besonders ist eine Zeile, die das Balver Lied von Theodor Pröpper aufgreift. Von den Häusern der Balver Hauptstraße, die alle ein anderes Gesicht haben. „Wenn ich durch die Straße gehe, denke ich immer an diesen Zeilen.“
Geboren im Marienkrankenhaus, zog es Sebastian Keil dann in die weite Welt bevor er 2009 mit Frau und den beiden Töchtern wieder in die Geburtsstadt zurückkam. Immer begleitet hat ihn dabei die Musik. Schon während des Studiums schrieb er Lieder und nahm diese auf. Keil arbeitet als Lehrer für Deutsch und Religion am Käthe Kollwitz-Berufskolleg in Hagen. Und auch hier ist er musikalisch unterwegs, etwa in der Lehrerband.
Für den Abschluss einer seiner Klassen hat er vor einigen Jahren den Song „Käthe Kollwitz sagt Tschüss“ geschrieben. Und der hat sich zu einer kleinen Hymne der Schule entwickelt und gehört nun zu jeder Abschlussfeier einfach dazu. Aber auch speziell für einzelne Kurse komponierte Sebastian Keil Lieder. Die etwa die gemeinsame Zeit und besondere Erlebnisse an der Schule aufgreifen. Und die man vielleicht auch nur versteht, wenn an in diesem Kurs dabei gewesen ist. Weil der Pädagoge seinen Schützlingen die Musik als dauerhaftes Andenken überlassen wollte, rief er schließlich den eigenen Youtube-Kanal ins Leben. Und natürlich ist auf diesem nun auch sein Balve-Song „Vielleicht ist Hamburg ja ‘ne Perle – Mein Lied für Balve“ erschienen. Am Dienstagabend, mit einem Countdown der Internetplattform. Die Zuhörerschaft, die dieses Ereignis live verfolgte, so erzählt Keil, blieb zwar im einstelligen Bereich. Am Donnerstagnachmittag aber näherte sich die Zahl der Aufrufe des Videos schon der 200er-Grenze.
Aufnahme zu 100 Prozent selbstgemacht
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Wie alle anderen auch ist der Balve-Song von Sebastian Keil hundert Prozent „Do it yourself“. Das häusliche Büro des 41-Jährigen ist das Tonstudio. Mit Keyboard und Laptop nimmt er alles auf, auch den Schlagzeugrhythmus etwa. Der Text für den Song entstand an nur einem Nachmittag. Überhaupt auch für sein anderes Schaffen gilt: Die Texte sind das Wichtigste. Sie entstehen in der Regel zuerst. Das musikalische Format ist dann ein elektronisch angehauchter Popsong mit einfacher, eingängiger Melodie wie die vorliegende Komposition, auch mal was rockiges oder eine Ballade. Seine größte Inspiration und seine Lieblingskünstler sind Liedermacher, Udo Jürgens oder A-Capella-Bands wie die Wise Guys. Dass ein Deutschlehrer intelligente und gut gestrickte Text mag, kann dabei wenig verwundern. „Es soll in der Musik nicht immer nur um Liebe gehen.“
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Was den Sound betrifft, so erzählt er grinsend, probiert er einfach viel aus. „Meine Musikerlehrer-Kollegen an der Schule sagen, dass ich manchmal komische Akkorde und Akkordfolgen verwende.“ Aber egal, genau das ist vielleicht das Besondere. Er habe schließlich auch keine professionelle Ausbildung am Instrument, sagt Keil, er sei dafür überzeugter Autodidakt.
Stimmwackler bleiben drauf
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Die Stimme wird ganz natürlich aufgenommen, ohne Überarbeitung. Auch kleine Stimmwackler bleiben bei der Aufnahme drauf. „So ist es wenigstens authentisch.“ Keil hat auch schließlich nur die Freizeit übrig, die Beruf und Familie ihm lassen. Deshalb wird dieses Projekt auch seinen kleinen Rahmen behalten. Ein ganzes Album mit Balve-Songs ist nicht zu erwarten.
Während die Gattin, so erzählt Keil mit einem Lachen, gar nicht der größte Fan von seinem musikalischen Schaffen ist, sind seine Kinder zu dem Balve-Song etwas positiver eingestellt. „Die finden ihn schön. Aber auch kitschig.“ Kurze Pause. „Aber das stimmt ja auch.“
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