Wocklum. Die Kläranlage in Wocklum braucht neue Steuerungstechnik. Das erfuhr der Betriebsausschuss vor Ort. Und das war längst nicht alles.

An einer Stelle hat man eine wunderschöne Aussicht auf einen idyllischen Teich, die Enten, die hier schwimmen, und auf die Hügel von Balve im Hintergrund. Und hat fast schon wieder vergessen, dass man nur wenige Meter entfernt gerade noch einen ziemlich unangenehmen Geruch in der Nase hatte. Die Kläranlage in Wocklum hat für die Stadt natürlich eine wichtige Funktion. Nun hat sie deshalb der Betriebsausschuss unter die Lupe genommen – zumal 2019 der zwölfte Trockensommer in Folge war.

Betriebsausschuss besichtigt Kläranlage Balve
Betriebsausschuss besichtigt Kläranlage Balve © Alexander Lück

„Wir wollten mal wieder schauen, was sich hier in den letzten Jahren getan hat“, erklärte der Betriebsausschussvorsitzender Jörg Roland beim Ortstermin. Der letzte offizielle Besuch des Betriebsausschusses ist gute zehn Jahre her.

Roland ging aber auch kritisch mit dem eigenen Gremium ins Gericht, von dem - ihn selber eingeschlossen - zu dem Besichtigungstermin nur insgesamt vier Ausschussmitglieder gekommen waren. „Das hätten durchaus etwas mehr sein können“, so Roland.

Die Führung durch die Kläranlage in Wocklum übernahmen des Betriebsmeister Winfried Schüttler sowie Klaus Kruse, der Leiter des Regionalbereiches Nord beim Ruhrverband, der hier in der Region für die Aufbereitung des Trinkwassers ebenso wie des Abwassers zuständig ist. „Das hier sind unsere besten Mitarbeiter“, erklärte Klaus Kruse lachend der Gruppe beim Blick in das Belebungsbecken. Auch wenn man diese gar nicht sieht. Millionen von Bakterien und Mikroben fressen hier die Schmutzstoffe des Abwassers. Dafür muss das Wasser mittels großer Rührwerke immer in Bewegung gehalten und außerdem mit zusätzlichem Sauerstoff versetzt werden – was übrigens beim Stromverbrauch der Anlage der deutlich größte Faktor ist. Gut ein Viertel der benötigten Energie aber wird mit Photovoltaik direkt vor Ort selber erzeugt. „Für so einen Betrieb kein schlechter Wert“, erklärte Kruse.

Belebungsbecken, hier wird der Schmutz im Abwasser von Mikroorganismen verarbeitet
Belebungsbecken, hier wird der Schmutz im Abwasser von Mikroorganismen verarbeitet © Alexander Lück

Bis zu 240 Liter Abwasser kann das Klärwerk in der Sekunde aufnehmen. Was darüber hinaus kommt – dafür braucht es aber schon Starkregen – landet im Regenüberlaufbecken, das 1200 Kubikmeter fasst.

Nach den Rechen, die die ersten groben Verschmutzungen ausräumen sowie einem Sandfang, kommt dann das bereits angesprochene Belebungsbecken mit den Bakterien und Mikroben. Winfried Schüttler hatte alle Vorgänge zunächst auch an dem Schaltpult in seiner Zentrale erläutert.

Klaus Kruse verwies darauf, dass wir in den heimischen Breitengraden nun den zwölften Trockensommer in Folge zu Kenntnis nehmen mussten – und 2019 noch einmal trockener war als 2018. Kruse wies deshalb auf die Wichtigkeit der Talsperren des Sauerlandes als Wasserspeicher für die Menschen hier bis weit hinein ins Ruhrgebiet hin.

Die Kläranlage in Wocklum in ihrem jetzigen Zustand ist etwas mehr als 20 Jahre alt. Im Einzugsbereich des Werkes (der neben Balve noch Teile von Neuenrade umfasst) gibt es keine Schwerindustrie und damit für die Aufbereitung des Wassers nicht die technischen Höchstschwierigkeiten die Kläranlagen anderswo meistern müssen.

Die Sache mit dem Mikroplastik

Genau kontrolliert wird vor dem Abfluss in die Hönne natürlich trotzdem – und zwar am Ablauf aus den sogenannten Schönungsteichen (mit den angesprochenen Enten als Bewohner), wo das Wasser noch einmal gut 40 Stunden verweilt, die letzten chemischen Vorgänge oder Absetzprozesse stattfinden.

Betriebsausschuss besichtigt Kläranlage Balve
Betriebsausschuss besichtigt Kläranlage Balve © Alexander Lück

Trinkwasserqualität hat das kühle Nass hier dann aber ausdrücklich nicht, erklärten Schüttler und Kruse auf Nachfrage. Das sei ja auch nicht die Aufgabe eines Klärwerkes.

Die gesetzlichen Vorgaben aber sind dennoch streng, werden auch immer wieder etwa durch die Wasserrahmenrichtlinie angezogen. Was auch den Betreiber der Kläranlage zum Handeln zwingt. Eine große Investition in die Bausubstanz, etwa neue Becken, ist aktuell nicht nötig und vorgesehen eher mittelfristig, erklärt Klaus Kruse den Besuchern. „Aber um die Steuerungstechnik werden wir uns kümmern müssen.“

Konkret erklärte Kruse, dass neue Vorgaben im Sinne des besseren Umweltschutzes demnächst etwa eine höhere Sauerstoffzuleitung in die Belebungsbecken erforderlich machen könnte. Das wiederum koste mehr Strom – und mehr Geld.

Wie es denn hier vor Ort mit einer Belastung durch Mikroplastik aussehe, wollte Ausschussvorsitzender Jörg Roland, die aktuelle Diskussion in der Öffentlichkeit aufgreifend wissen. Da konnte Winfried Schüttler nur mit den Schultern zucken. „Ich weiß gar nicht, wie man so etwas hier messen könnte.“