Küntrop. Bültmann zählt zu den stillen Stars. Küntrops Global Player will weiter zur Champions League zählen. Daher ist Ausbildung für die Firma wichtig.
Käsehäppchen, Kanapees, Karriere: In Zeiten des Fachkräftemangels tut Maschinenbauer Bültmann in Küntrop mehr für Azubis. Das Unternehmen zählt zu den stillen Stars. Tatsächlich ist es, weltweit vertreten, ein Global Player.
„Familien herzlich willkommen“, hieß es in Küntrop beim Unternehmen Bültmann. Zum Start des Ausbildungsjahres waren nicht nur die neuen Azubis zur Betriebsführung eingeladen – auch Freundinnen und Eltern durften sich ein Bild des Betriebes machen, der die berufliche Heimat für sechs neue Auszubildende sein wird.
Firmeninhaberin Petra Bültmann-Steffin begrüßte fünf junge Männer – eine junge Frau fehlte leider krankheitsbedingt –, die sich für die Berufe Mechatroniker, Industriemechaniker und Technischer Produktdesigner entschieden haben.
Zahlreiche Besucher schauten sich eine Powerpointpräsentation zur Firmengeschichte an, zur Produktpalette und den technischen Möglichkeiten, die ein Maschinenbauunternehmen dieser Größenordnung hat. Petra Bültmann-Steffin beeindruckte mit Weltkarten, auf denen der Aktionsradius des Global Players zu sehen war. Hauptabnehmer der riesigen Anlagen ist Mexiko. Aber auch nach China, Indien und innerhalb Europas werden die Anlagen geliefert - 80 Prozent davon für die Automobilbranche. „Der Trend zum Elektro- oder Wasserstoffauto hat keinen großen Einfluss auf unsere Produktion“, erklärte Petra Bültmann-Steffin. So sei jedes Fahrzeug, egal mit welchem Antrieb, weiterhin auf exakte Metallteile angewiesen.
Wie die Maschinen zum Herstellen und Ziehen, Zerspanen, Schälen, Richten oder Anspitzen fertig aufgebaut beim Kunden arbeiten, war eindrucksvoll in einem Film zu bestaunen. Dessen hätte es gar nicht bedurft: Beim Rundgang durch die Produktionshalle waren gewaltige Maschinenstraßen zu betrachten, die als Endprodukt millimetergenau bearbeitetes „Halbzeug“ liefern – Rohre, Stangen und Profile.
Hier bildet Christian Bathe die Industriemechaniker aus. Um die künftigen Mechatroniker kümmert sich Christian Levermann, der Azubi Tim Anker gleich eine elektrische Schaltung vorführen ließ. Nach nur zehn Tagen wusste der 16-Jährige die richtigen Schalter und Hebel zu bedienen und alles vor großem Publikum zu erklären. „Mit dem Mechatroniker sind bei uns erstmalig zwei Berufe zusammengeführt worden“, sagte die Firmeninhaberin, „früher bildeten wir Elektriker und Industriemechaniker einzeln aus.“
In der Denkzentrale im ersten Stock werden die Produktdesigner ausgebildet. Hier brüten sie neben Ingenieuren, moderner: „Bachelor“ oder „Master of Science“, vor Bildschirmen, und, ganz klassisch, über meterlangen technischen Zeichnungen. Ausbilder Benjamin Scholz ließ ein Modell einer Produktionsanlage aus dem 3-D-Drucker herumgehen.
Antworten auf Fachkräftemangel
Die allgemeine Sorge um mangelnden Nachwuchs bei Fachkräften kennt auch das Unternehmen Bültmann – und entwickelte neue Konzepte. Bültmann-Steffin, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Bruder leitet, erklärte: „Wir pflegen einen engen Kontakt mit der Hönnequellschule und der städtischen Realschule in Balve.“
Anlagen- und Maschinenbauer Bültmann bietet Neuntklässlern dreiwöchige Praktika, die Lehrlinge erhalten Blockunterricht in Lehrwerkstätten. Bültmann arbeitet mit der Fachhochschule Südwestfalen zusammen. Es gibt Werkstudenten. Patrick Schymanietz, bereits im zweiten Lehrjahr, studiert parallel zur Ausbildung. Alle zwei Wochen fährt der 21-Jährige für Vorlesungen und Prüfungen nach Hagen. Mit diesem besonderen, auch besonders anstrengenden Weg, hat der künftige Bachelor of Science beste Chancen auf eine Karriere bei Bültmann.