Balve. Ernte gut, alles gut. So sieht die Zwischenbilanz von Familie Albersmeier aus. Allerdings gibt es noch Risikofaktoren.
Zum zweiten Mal in Folge ist der Sommer heiß und trocken. Die Getreideernte ist in vollem Gange, und wie in jedem Jahr eine Periode im landwirtschaftlichen Jahreslauf, die eine große Herausforderung für Mensch und Material darstellt. Die „Westfalenpost“ besuchte zusammen mit Hubert Sauer, dem Vorsitzenden des landwirtschaftlichen Ortsvereins, in der Helle den Hof von Ortslandwirt Conrad Albersmeier.
Niedrige Restfeuchte entscheidend
Getreide ist in Deutschland normalerweise von Mitte Juni bis Ende August erntereif. Der Erntebeginn richtet sich nach der Restfeuchte des Getreides. Ein Feuchtigkeitsgehalt von weniger als 15 Prozent ist optimal. Notfalls kann auch bei höherem Feuchtigkeitsgehalt gedroschen werden. Dann muss es unter Einsatz von Energie getrocknet werden. 2017 wurden nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes 47,9 Millionen Tonnen Getreide und Raps geerntet, 2018 im Dürresommer jedoch nur 35,6 Millionen Tonnen.
Zurück zur Helle. Der Himmel ist an diesem Tag etwas milchig, und eine leichte Schwüle liegt in der Luft. Die Dreschmaschine steht still auf einer Wiese.
Es ist kaum zu glauben, aber Hubert Sauer erklärt, obwohl in den letzten Wochen kaum ein Tropfen Regen gefallen ist: „Es ist zu feucht zum Ernten, da liegen wir bei der Restfeuchte des Getreides über 15 Prozent. Beim Raps dürfen es sogar nur neun Prozent sein.“ Würde Albersmeier nun ernten, müsste er sein Getreide teuer nachtrocknen.
„Um 12 Uhr haben wir noch gedacht, dass es heute klappt“, so Sauer. Man habe Verträge mit den Abnehmern, und Abweichungen in der Restfeuchte wirkten sich ungünstig auf den Preis aus.
Inzwischen kümmert sich der frischgebackene Junglandwirt Tim Noelle aus Werdohl um die neue Dreschmaschine. Bei geöffneten Abdeckungen gibt sie den Blick auf ihr Inneres frei. Sie ist erstaunlich sauber. „Wir müssen immer den Klaff – so werden Staub und Spreu, die sich in der Maschine bei der Ernte absetzen, genannt – sorgfältig entfernen, denn bei Temperaturen von fast 40 Grad und Funkenschlag durch einen Stein kann die Maschine in Flammen aufgehen“, erklärt Tim Noelle, der sein letztes Lehrjahr bei Albersmeiers absolviert und seine Prüfung vor der Landwirtschaftskammer mit Bravour bestanden hat.
Gesamtergebnis steht noch nicht fest
Die Maschine darf auf öffentlichen Straßen nur mit einer Sondergenehmigung bewegt werden. Das 5,60 Meter breite Mähwerk hängt dann hinten dran. Zur Wartung müssen die Maschine nach Werl. Sie muss die Körner, die in einem Tank landen, sauber von Spreu und Stroh trennen. Das Stroh fällt hinten heraus und wird später zu Rundballen gepresst. „Mit dieser Maschine dreschen Conrad Albersmeier und ich gemeinsam jedes Jahr circa 180 Hektar“, so Hubert Sauer, „wir machen das ohne Lohnunternehmer.“ Dieses Jahr liege der Schwerpunkt auf Gerste, Weizen und Raps. Je nach Fruchtfolge können aber auch andere Getreide auf den Feldern stehen.
Nach der Ernte wird das Getreide gereinigt, wenn nötig im heißen Luftstrom nachgetrocknet, was im nassen Sommer 2017 notwendig war. Dann wird es gelagert. Konrad Albersmeier sen. kommt mit einem Messgerät und prüft noch einmal zusammen mit Tim Noelle die Qualität. „Alles bestens“, stellen beide fest. Conrad Albersmeier ist mit der Ernte bis jetzt zufrieden. „Das Getreide war in diesem Jahr zehn bis 14 Tage eher erntereif als normal. Die Gerste ist hervorragend. Der Weizen ist je nach Niederschlagsmenge und Untergrund unterschiedlich. Aber das Gesamtergebnis kennen wir erst, wenn die Zahlen untereinander stehen. Dann erst sieht man, was unter dem Strich rausgekommen ist“, sagt der Landwirt verhalten zuversichtlich, „jetzt hoffen wir, dass die Luft morgen so trocken ist, dass wir die Ernte fortsetzen können.“