Garbeck. Der Landtagsabgeordnete Marco Voge (CDU) macht sich in Garbeck, was das Handwerk für Fachkräfte von morgen tut. Johannes Wortmann hat einen Plan.

Der Weg nach oben führt über hölzerne Treppen. Schritt für Schritt zum beruflichen Erfolg. Landtagsabgeordneter Marco Voge machte im Rahmen seiner Sommertour am Montag Station bei Wortmann Massivholztreppen in Garbeck. In einer Mischung aus Hightech und überliefertem Handwerk entstehen hier individuelle Treppenkonstruktionen. Dabei ging es um die Frage, wie man junge Leute wieder vermehrt für das Handwerk begeistern kann. Seniorchef Johannes Wortmann jedenfalls hat für Schüler(innen) eine klare Antwort, wenn er um einen Rat gebeten würde.

„Studium oder Ausbildung? Dann empfehle ich doch eher die Ausbildung. Man verdient sofort eigenes Geld, hat dann einen Abschluss in der Tasche, mit dem Meister vielleicht recht schnell noch einen weiteren. Und dann kann man immer noch studieren.“

Balve Mellen Johannes Wortmann Schreinerei Marco Voge, MdL Sandra Pawlas, Chefin Agentur für Arbeit, Iserlohn Gudrun Schmitz-Raphael, Jobcenter © Alexander Lück, 22.7.2019    
Balve Mellen Johannes Wortmann Schreinerei Marco Voge, MdL Sandra Pawlas, Chefin Agentur für Arbeit, Iserlohn Gudrun Schmitz-Raphael, Jobcenter © Alexander Lück, 22.7.2019    

Die gesellschaftliche Realität sieht hingegen anders aus. Was auch Wortmann zu spüren bekommt. „Es wird schwieriger“, beschreibt Johannes Wortmann das Werben sowohl um Auszubildende als auch neue Mitarbeiter. Er ist auch in der Tischler-Innung des Märkischen Kreises engagiert und hat deshalb konkrete Zahlen parat. Früher gliederte sich die Innung noch in den MK-Süd und Nord-Kreis. Die beiden Berufsschulstandorte Menden und Lüdenscheid verfügten in der Tischlerausbildung über insgesamt vier Schulklassen. 2011 fusionierten beide Innungen. Mittlerweile gibt es noch eine einzige Klasse. Das Hönne-Berufskolleg in der nördlichen Nachbarstadt hat die Tischlerausbildung komplett aufgegeben. Auch die Anzahl der Betriebe hat sich deutlich reduziert. Johannes Wortmanns Sohn und Juniorchef Christopher sagt zum Thema Fachkräftemangel aber auch: „Das trifft einen nicht so, wenn man genug für die eigenen Leute tut.“

Kritik am Handwerk

Marco Voge stimmte zu: „Viele im Handwerk haben in den letzten Jahren vergessen auszubilden. Und jetzt beklagen sie sich.“ Und dabei gehe es auch nicht nur um das Thema Gehalt. Mit der Industrie ist das nicht unbedingt konkurrenzfähig, aber die Entwicklung zeigt auch hier deutlich nach oben. Nicht nur aus purer Freundlichkeit, sagt Johannes Wortmann, sondern einfach, um gute Mitarbeiter zu halten. Weiter hält Wortmann Kontakt zu den Schulen, speziell der Balver Realschule, bietet Ferienarbeit und Praktika. Er übernimmt am Ende der Ausbildung am liebsten die eigenen Schützlinge.

Gesamtgesellschaftlich aber gilt: Wer mit dem Abitur die Möglichkeit zu einem Studium erwirbt, der nutzt das meistens auch. Das weiß auch Sandra Pawlas, die Chefin der Agentur für Arbeit in Iserlohn. Einen Bewusstseinswandel erzeugen, für eine Ausbildung im Handwerk werben, das ist das Anliegen. Schwierig ist das vielleicht auch, weil das Überwindung kostet. „Im Vorstellungsgespräch muss ich dem Chef gegenüber ganz persönlich darlegen, was mich an dem Beruf reizt, was ich einbringen kann. An der Uni kann ich mich – gerade wenn es keine Zulassungsbeschränkung gibt – erst mal einfach einschreiben und mich ausprobieren.“

Die Arbeitsagentur bemüht sich auch intensiv um die Studienabbrecher, die es in großer Zahl gibt.

Voge ist dieser Tage wieder im Rahmen seiner Sommertour im Wahlkreis unterwegs. Im letzten Jahr unter dem Schwerpunkt Gesundheitsversorgung hat er in 2019 den Fokus auf das Thema Ausbildung gelegt. Er war schon bei Betrieben aus verschiedenen Branchen in Menden und Hemer. Die dritte Station (sieben weitere folgen noch) war am Montagnachmittag die Firma Wortmann Massivholztreppen im Garbecker Industriegebiet. Hier dreht sich alles um Holz. Die hölzernen Treppen, die in dem Betrieb mit 16 Mitarbeitern (darunter ein Azubi) hergestellt werden, sind eine Mischung aus gutem, altem Handwerk (was eben auch viel Handarbeit bedeutet) und modernster Technologie.

Die CNC-Fräse etwa arbeitet mit Laser auf den Zehntel Millimeter genau. Eine Besonderheit seines Handwerks nennt Johannes Wortmann: „Wir produzieren immer in der Stückzahl 1“. Nur Unikate, nur individuelle Anfertigungen für das Treppenhaus. Der größte Teil der Wortmann-Produkte ist aus Eiche oder Buche. Während erstere in den letzten Jahren als Rohstoff exorbitant im Preis gestiegen ist, blieb er bei der Buche nahezu konstant. Von den angelieferten Holzbohlen kann nicht alles für die Treppen genutzt werden. Aber mit dem Verschnitt wird die Halle geheizt.