Balve. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak in Balve: Na nu, was ist denn da passiert? Bürgerneister und heimische CDU nutzten ihre Chance.
Es sieht regierungsamtlich aus: schwarze Audi-Limousine größerer Bauart, dunkel getönte Scheiben, Berliner Kennzeichen. Sicher, Paul Ziemiak gehört der Bundesregierung nicht an. Aber als Generalsekretär der CDU ist der Iserlohner nah dran. Am Mittwochmorgen aber ist der 33-Jährige nah dran an der Kommunalpolitik. Eine Viertelstunde hat er für die Visite des Schulzentrums eingeplant. 15 Minuten können reichen, um einiges über einen Menschen zu erfahren.
Der Termin ist kurzfristig eingetütet worden, wie CDU-Fraktionschef Alexander Schulte erzählt: „Wir haben es vor zwei Tagen erfahren.“
Ziemiak hat gute Gründe, in der Heimat zu sein. Ein Grund ist sehr persönlich: Der Vollblut-Politiker ist vor zwei Wochen Vater geworden, zum zweiten Mal. ZDF-Talker Markus Lanz hat er bereits im April erzählt, dass das Team Ziemiak verstärkt wird. Dann hat der Christdemokrat aber auch einen politischen Grund, sich im Sauerland zu zeigen. Zwar vertritt er im Bundestag den Wahlkreis 141 (Herne-Bochum II). Aber er hat sich nach der Niederlage von Parteifreundin Christel Voßbeck-Kayser bei der jüngsten Bundestagswahl bereit erklärt, ihren Wahlkreis patenweise zu betreuen. Deshalb also tourt Ziemiak seit Tagen durch den Märkischer Kreis II.
Frühstück in Langenholthausen
Der Mittwoch beginnt für ihn mit einem Frühstück. Da bietet sich Goldbäcker Charly Grote an, der gerade 60 geworden ist. Alexander Schulte hat es vermittelt. Bei der Besichtigung des Schulzentrums trägt er das Hemd seines Dienstherrn unterm Sakko. Manchmal blitzt das Grote-Logo auf. In Langenholthausen wird getafelt und geredet. Alexander Schulte listet die Themen auf: Ausbildung, Fachkräfte-Mangel, Integration. „Paul Ziemiak hat viele Fragen gestellt. Er wollte wissen, wie die Stimmung vor Ort ist.“
Zwischen Gast und Gastgeber ist sie gut. Ziemiak wirkt locker. Die Visite fühlt sich wie ein Heimspiel an.
Eine Mitarbeiterin von Ziemiak hat den Zeitplan fest im Blick. Am Schulzentrum will der Tross um 9.45 Uhr sein. Die Mannschaft schafft’s sogar ein paar Minuten eher.
Bürgermeister Hubertus Mühling hat sich nicht zufällig das Schulzentrum als Vorzeige-Objekt ausgesucht. Ziemiak erzählt er stolz: „Wir haben in allen Klassenräumen Whiteboards. Und nach den Sommerferien erhalten alle Klassen iPads.“ Der Generalsekretärin fragt, was mit den guten, alten Tafeln passiert ist. Sie seien noch da, lautet die Antwort. Dabei schwingt die Botschaft mit: Sie sind nur noch Dekoration. Das digitale Zeitalter hat an der Realschule längst begonnen.
Ziemiak will wissen, ob die iPads mit Fördergeld aus Berlin angeschafft werden. Mühling strahlt, als er dem Gast widerspricht: „Nein, die haben wir alle selbst bezahlt. Ich spreche da als direkt Betroffener.“
Ziemiak hört das gern. Mit digitaler Kommunikation ist der junge Politiker auf Du und Du – auch wenn seine Kritik am YouTuber Rezo viel kritisiert wurde.
Doppeltes Chefinnen-Gespräch
Balve kann Zukunft: Diese Botschaft wollen Mühling und Schulte sowie CDU-Stadtverbandschef Hubert Sauer jr. und Ortsvorsteher Matthias Streiter ihrem Gast mitgeben. Neben dem Bild der Schule von morgen präsentieren sie ihm eine Vision. Sie beginnt mit der Vergangenheit. Das Gebäude der Hauptschule hat seine Zukunft hinter sich. Dazu muss niemand etwas sagen; das ist zu sehen. Noch nicht zu sehen ist, was entstehen soll: ein Kulturzentrum nach Vorbild der niederländischen Partnerstadt Heerde.
Doch an auch der Hönne lässt Ziemiak die große Politik nicht los. Vor seiner Runde an der Hönne hat er bereits ein Gespräch mit Parteivorsitzender „AKK“ geführt, und mit Kanzlerin Angela Merkel.