Balve. . „Es war einmal...Sieben Märchen auf einen Streich“ überzeugt das Balver Publikum. Den grimmschen Märchen wurde der Staub abgeschüttelt.
Tosender Beifall, ein Donnerwetter trampelnder Füße und Standing Ovations waren die Belohnungen für das Ensemble. Das Publikum wurde mit fantastischem Spiel, tollen Songs und einem Farbenrausch für das Durchhalten in der kalten Balver Höhle belohnt. Wer vorausgedacht hatte, saß gemütlich in Decken gehüllt auf Kissen und wärmte die Ohren mit Wollmütze. So wurde die Premiere vor voller Tribüne zum Vergnügen für Jung und Alt.
Produktion der Festspiele Balver Höhle
„Es war einmal...7 Märchen auf einen Streich“ ist eine Produktion der Festspiele Balver Höhle.
Die nächsten Aufführungen: Mo., 6. Mai, 10 Uhr (Schulvorstellung); Sa., 11. Mai, 15 Uhr, (Familientag); So., 12. Mai, (Muttertag) 15 Uhr; Mo., 13. Mai, 10 Uhr (Schulvorstellung); Sa., 18. Mai, 15 Uhr; So., 19. Mai, 15 Uhr; Fr., 24. Mai, 17 Uhr; Sa., 25. Mai, 15 Uhr; So., 26. Mai, 15 Uhr; Do., 30. Mai, 15 Uhr (Himmelfahrt); Sa., 1. Juni, 18 Uhr; So., 2. Juni, 15 Uhr.
Am 7. Juni folgt im Rahmen der Klassik-Veranstaltungen die „Italienische Nacht“.
Karten gibt es unter 02375/ 1030 oder www.festspiele-balver-hoehle.de.
„Es war einmal...Sieben Märchen auf einen Streich“ war eine Top-Auswahl. Hier konnten die Generationen gemeinsam lachen. Viele Kinder hatten Eltern sowie Oma und Opa im Schlepptau. Den alten grimmschen Märchen war der Staub abgeschüttelt worden, sie kamen in einen großen Topf, es wurde fleißig gerührt und heraus kam ein neues Märchen mit allen bekannten Figuren, die sich auf eine ganz neue Weise begegneten.
Mit viel Musik und hitverdächtigen Songs wurde dem Stück zusätzliches Leben eingehaucht. Es bekam so den Charakter eines Kindermusicals. Landrat Thomas Gemke hatte in seiner Begrüßung nicht zu viel versprochen, als er sagte: „Es lohnt sich!“
Wolf statt Prinzessin geküsst
Da sitzt eines Abends der Vater mit seinen Kindern allein zu Haus. Diese wollen unterhalten werden. Doch, oh Schreck, das Märchenbuch der Gebrüder Grimm ist weg. Doch der Papa schafft es, in seiner Erinnerung zu kramen und zumindest teilweise die alten Geschichten hervorzusuchen. Dabei gerät ihm allerdings einiges durcheinander und so schickt er, ohne es zu wollen, ein Schneiderlein, Rotkäppchen, Rapunzel, einen König, Dornröschen, Rumpelstilzchen, gute und böse Feen sowie den Rest der Märchenbagage auf eine Abenteuerreise, während der sich das Märchenvolk völlig neu begegnet.
Es beginnt, wie es in Märchen oft beginnt: Ein König, überzeugend von Jörg Leiß gespielt, sucht einen wackeren Recken für seine Tochter zum Gemahl. Sein Gesandter, lustig effeminiert dargestellt von Jannis Grafen, präsentiert dem König einen Schneider, der angeblich sieben auf einen Streich erledigt haben soll. Diesen plagen, obwohl scharf auf die Prinzessin, allerdings Selbstzweifel: „Ein Feigling wie ich, eine halbe Portion, bekommt sicher nie die Prinzessin zum Lohn.“ In der Rolle des Schneiderleins zeigt Robin Traud sein großes schauspielerisches und auch gesangliches Können. Wohl kaum jemand hätte die Rolle des Schneiders besser mit Leben erfüllt.
Dann geht es hoch her, der Schneider, ein schlechter Küsser, knutscht statt der Prinzessin den Wolf, dieser ergreift daraufhin wenig kussfreudig die Flucht.
Genossen im Westen verschwunden
Dann wird ein rot bemütztes Mädchen mit einer Lebensmittellieferung für die Großmutter im Wald vermisst. Den magenkranken Wolf befreit Dr. Schneider in der Märchenwaldklinik vom Blinddarm. Die „Dreizehnte Fee“, gleichzeitig Ehefrau des Königs, gespielt von Jeanette Borthwick, vergiftet mit rotem Apfel den Falschen. In einer Nebenrolle toll sächselnd dargestellt der Zwerg Ossi. Er sucht immer noch die Genossen, die im Westen verschwunden sind. In der Figur des stark kopfbehaarten Rapunzels steckt Jana von der Linde. Der Wolf, dargestellt von Thomas Riedel, die „elende Flohschleuder“, hat einen Hang zum Hypochondrismus und wird abermals in der Klinik behandelt. Er verspricht, endlich Vegetarier zu werden. Das Ende ist wie im Märchen, doch bis dahin haben alle Protagonisten reichlich Abenteuer zu bestehen. Die Proben haben sich gelohnt. Regisseurin Marie Neuhaus-Schwermann ist ein großer Wurf gelungen. Die Musik, die opulenten Kostüme, das Bühnenbild und das Ambiente der Höhle machen das Märchen zum Erlebnis.