Balve. . Das Unternehmen hat am Mittwochabend seine Pläne im Balver Rat vorgestellt. Bürger sollen mitreden. Die Werksleitung hat schon einen Termin.,

Eine Stunde später stehen sie wieder vorm Rathaus, die Eisborner. Nachmittags haben sie sich auf den Weg nach Balve gemacht, um zu hören, wie sich das Unternehmen Lhoist die Erweiterung seines Steinbruchs in Asbeck und Eisborn vorstellt. Kurz darauf gesellt sich das Trio der Chefetage dazu: Werkschef Dr. Zacharias Grote, Unternehmenssprecher Christian Zöller und Grundstücksmanager Hans-Joachim Czerwonka. Die Stimmung ist kühl. Aber immerhin: Man redet miteinander. Damit geht die Rechnung von Lhoist auf. Der Besuch in der Ratssitzung: Er soll der Auftakt eines Bürger-Dialogs sein. Doch der Reihe nach.

Eine große Gruppe aus Eisborn im Zuschauerbereich des Ratssaals
Eine große Gruppe aus Eisborn im Zuschauerbereich des Ratssaals © Jürgen Overkott

Schnell hat Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) die Politik-Routine abgehakt. Um 17.10 Uhr gibt er die „Bühne“ (Mühling) frei für den lokalen Lhoist-Chef.

Grote betont den Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Gewinnstreben, Gewinnstreben und Nachhaltigkeit. Seit 130 Jahren holt das Unternehmen, das im Volksmund noch immer Rheinkalk heißt, Kalkstein in bester Qualität aus den Bergen am Nordrand des Sauerlandes. Und das soll laut Grote auch so bleiben. Die Erweiterung des Abbaugebietes soll die Zukunft der Standorte Menden und Balve für 30 weitere Jahre sichern. Bei einem derart langen Zeitraum ist naheliegend, dass Lhoist auf eine große Fläche schielt. Tatsächlich spricht Grote von 86 Hektar für Steinbruch und Abraum auf dem Beil. „Wir denken an einen Start im Jahr 2023“, sagt Grote.

Politik erwartet Einschnitt

Die Fotos vom 27. März 2019 zeigen eine Fahrt mit dem neuen, Millionen teuren Muldenkipper von Fahrer Jürgen Maske (52) aus Hüingsen. Anlass ist die Übergabe von sechs Komatsu-Fahrzeugen im Gesamtwert von etwa sieben Millionen Euro im Steinbruch. Die Bilder zeigen auch den See mit dem dahinterliegenden Kalkberg, der als Erweiterung in Zukunft abgebaut werden soll. 
Die Fotos vom 27. März 2019 zeigen eine Fahrt mit dem neuen, Millionen teuren Muldenkipper von Fahrer Jürgen Maske (52) aus Hüingsen. Anlass ist die Übergabe von sechs Komatsu-Fahrzeugen im Gesamtwert von etwa sieben Millionen Euro im Steinbruch. Die Bilder zeigen auch den See mit dem dahinterliegenden Kalkberg, der als Erweiterung in Zukunft abgebaut werden soll.  © Thomas Hagemann

Der Saal – Ratsmitglieder wie Sitzungsbesucher – reagiert überrascht. Grote ist vorbereitet. Er sagt: „Der Kalkstein auf dem Beil hat eine nicht so gute Qualität wie der Kalkstein, den wir sonst fördern. Aber wenn wir ihn mixen, stimmt die Qualität. Das geht aber nur, wenn wir früh anfangen.“

Früh angefangen hat Lhoist mit der Bürger-Information. Erste Pläne sind bereits im Vorjahr vorgestellt worden. Jetzt kündigt Grote eine Bürgerrunde für Dienstag, 9. April, 17 Uhr, in Eisborns Schützenhalle an. Er schlägt eine sanfte Tonart an: „Es soll bei der Erweiterung keine typischen Gewinner und Verlierer geben.“ Belange von Eisborn und Asbeck sollen berücksichtigt werden. Die Politik weiß das freundliche Zeichen zu schätzen. Die Fraktionschefs – Alexander Schulte (CDU), Lorenz Schnadt (UWG) und Cay Schmidt (SPD) – loben es ausdrücklich. Dennoch lohnt es sich, auf Zwischentöne zu hören. Schulte erwartet „einen Einschnitt für Bürger in Eisborn“. Schnadt spricht von Ausgleichsflächen. Schmidt mahnt an, das Unternehmen müsse den „Bürgern auch ‘was anbieten“.

Der Steinbruch bei Asbeck und Eisborn
Der Steinbruch bei Asbeck und Eisborn © Antje Selter

CDU-Ratsherr Martin Danne, zugleich Eisborns Ortsvorsteher, erwartet, dass öffentliche Wege wegfallen: „Dafür wollen wir eine Entschädigung.“ Zugleich aber sagt er: „Ich freue mich auf den Dialog.“

>> KOMMENTAR: HOFFNUNG BESTEHT

Die Lhoist-Gruppe hat ein Zeichen gesetzt: nicht mehr und nicht weniger. Immerhin: Das Unternehmen sucht das Bürger-Gespräch, bevor seine Pläne in Stein gemeißelt sind. Es sucht einen Interessen-Ausgleich.

Die Politik war fast erleichtert.

Die Eisborner im Ratssaal blieben indes abwartend. Sie brauchen mehr Infos, und sie wollen wissen, ob sie Lhoist vertrauen können.

Schon jetzt ist klar: Die Gespräche werden keine Kaminabende. Aber alle Seiten reden miteinander. Ob ein tragfähiger Kompromiss dabei herauskommt, bleibt abzuwarten. Die Hoffnung besteht.