Balve. . Neues Bistumsgremium muss noch grünes Licht geben. Die Folgen sind ungewiss, der Kirchenvorstand ist entsetzt

Wut, Fassungslosigkeit und Enttäuschung herrschen im Kirchenvorstand der St.-Blasius-Gemeinde. Der Neubau des Pfarrheims droht sich weiter zu verzögern, schlimmstenfalls erst im nächsten Jahr zu beginnen. Grund dafür ist ein neues Gremium beim Erzbistum, das über große Bauvorhaben von Gemeinden entscheiden soll, über dessen genaue Zuständigkeit aber auch in Paderborn selbst scheinbar nicht alle wirklich Bescheid wissen.

Auch Kostensteigerung durch Verzug befürchtet

Das Gesamtvolumen beträgt etwa zwei Millionen Euro. Ein Großteil der Kosten trägt Paderborn. Kirchenvorstand Jürgen Känzler befürchtet durch eine Verzögerung, etwa ins nächste Jahr hinein, auch eine Kostensteigerung wenn die Preise auf dem Markt sich weiter nach oben bewegen wie bisher.

Der Kirchenvorstand der Gemeinde hatte sich am Sonntagmittag zum Pressegespräch versammelt. Dem vorausgegangen war eine Reihe von Krisensitzungen.

Verhängnisvoller Anruf

Der Auslöser: ein Anruf, den Kirchenvorstand Bruno Köck am Mittwoch aus dem Erzbischöflichen Generalvikariat, der Verwaltung des Bistums, bekam. Dass die Meldung genau auf den Aschermittwoch und damit den Beginn der vorösterlichen Fastenzeit fiel, mag ein makabrer Zufall sein.

Der Inhalt des Anrufes, der natürlich sofort weiter kommuniziert wurde, sorgte in Reihen der Verantwortlichen in der Hönnestadt für einen Schock: Bevor Abriss und Neubau des Pfarrheims überhaupt beginnen können, muss erst noch ein gerade neu geschaffenes Gremium des Erzbistums sei Okay für das Bauvorhaben geben: der Diözesan-Vermögensverwaltungsrat (DVVR).

Eingerichtet worden ist dieser runde Tisch als Reaktion auf den Skandal rund um den Luxus-Neubau im Bistum Limburg durch den damaligen Bischof Franz-Peter Tevartz-van Elst. Mitreden darf und muss das Gremium bei Vorhaben über 500 000 Euro.

Das katholische Pfarrheim St. Blasius Balve: Was passiert nach dem Abriss? Vieles muss organisiert werden.
Das katholische Pfarrheim St. Blasius Balve: Was passiert nach dem Abriss? Vieles muss organisiert werden. © WP

Die Crux für Balve: Zwar wusste man von der Existenz und will grundsätzlich die Sinnhaftigkeit dieser Gruppe auch gar nicht in Zweifel ziehen. Allerdings war man davon ausgegangen, nicht unter diese Zuständigkeit, sondern noch unter das alte Vergaberecht zu fallen. Denn das Gremium hat offiziell zum 1.1. 2019 seine Arbeit aufgenommen. Und die Planungen für das neue Pfarrheim im Herzen Balves laufen ja bereits seit 2010.

Verzögerungen, die das ganze Projekt schon länger begleiten, seien nicht die Schuld der heimischen Gemeinde. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, hieß es im Gespräch. Die notwendigen Unterlagen allesamt im letzten Jahr auf den Weg gebracht.

Aber entgegen aller bisherigen Versicherungen dann am Mittwoch die Nachricht: Auch das St.-Blasius-Projekt muss aus dem DVVR erst das Okay bekommen. „Selbst unser Sachbearbeiter wusste das nicht“, sagt Bruno Köck.

Entscheidung Ende April?

Die Nachricht aus Paderborn ging dann wie folgt weiter: Ende April befasst sich das Gremium mit dem Balver Pfarrheim. Eigentlich sollte in dieser Woche endgültig der Abrissbagger anrücken. „Das ist eine Verzögerung von mindestens sieben Wochen“, rechnet Kirchenvorstandsmitglied Ludger Terbrüggen vor. Im Optimalfall. Dann ist nämlich Frühling.

Und die Bauunternehmen stehen ja nicht Gewehr bei Fuß und warten nur auf ihren Einsatz in Balve. Gerade in dieser Jahreszeit sind die Auftragsbücher gut gefüllt. Für den Abriss selbst, wann auch immer er dann startet, rechnet man zwei Wochen ein.

Es folgen weitere Monate der Planung. Bruno Köck schwant: „Dann ist es vielleicht Spätherbst. Und wer fängt im Herbst an zu bauen?“ Es könnte also durchaus 2020 werden, bis der Neubau neben der Pfarrkirche entstehen kann.

Der Kirchenvorstand fühlt sich von Paderborn im Regen stehen gelassen. Im Pressegespräch wurde viel Klartext gesprochen. Bruno Köck sprach davon, wie erbost er nach dem Anruf war, wie die Gedanken, umgehend die Brocken hinzuschmeißen, sich in mehreren Köpfen des Kirchenvorstandes wiederfanden. Ludger Terbrüggen: „Das ist unbefriedigend und frustrierend für alle, die sich ehrenamtlich einbringen und auch keine gute Werbung dafür, sich in der Kirche zu engagieren.“

Keine Angaben zum neuen Zeitplan

Auch aus Jürgen Känzler spricht der Frust: „Einen Zeitpunkt für den Neubau möchte ich jetzt nicht mehr nennen.“

Dennoch wollen die Verantwortlichen konstruktiv bleiben. Pfarrer Andreas Schulte: „Wir geben die Hoffnung nicht auf.“ In der Bringschuld sieht Ludger Terbrüggen aber nun das Erzbistum: „Die Ermessensspielräume sind da, um die Kuh vom Eis zu holen. Das Generalvikariat könnte ganz einfach handeln.“

Konkrete Hoffnung: Vielleicht verabschiedet sich Paderborn doch noch von der Zuständigkeit des DVVR für den Pfarrheim-Neubau. Oder man trennt die Abrissarbeiten vom Neubau ab, so dass zumindest diese erstmal zügig starten können. Denn nur für die Beseitigung des alten Jugendheims liegen die Kosten im niedrigen sechsstelligen Bereich, also deutlich unter der magischen Grenze.

Noch in dieser Woche will der Kirchenvorstand Gespräche in der Bistumszentrale vereinbaren. Ludger Terbrüggen: „Wir haben eine gewisse Erwartungshaltung an diese Gespräche. Wir fahren da nicht für Kaffee und Schnittchen hin.“