Balve. . Das katholisches Jugendheim bietet beste Bedingungen für realitätsnahe Großübung. Kameraden nehmen keine Rücksicht auf Mobiliar oder Bausubstanz.
Solche Gelegenheiten muss man nutzen. Wann hat die Freiwillige Feuerwehr schon einmal die Chance, Rettungsübungen unter realistischen Bedingungen in einem öffentlichen Gebäude durchzuführen, das bis vor wenigen Wochen noch benutzt wurde. Echte Räume mit echten Türen und Fenstern – und Rücksicht auf Mobiliar oder Bausubstanz musste nicht genommen werden. Für Feuerwehrkameraden ein echter Traum.
Hochwertiges Gesamtensemble
Das katholische Jugendheim wurde im Jahr 1962 gebaut. Bereits vor mehr als zehn Jahren kamen Überlegungen auf, das Pfarrheim energetisch zu sanieren und umzubauen. Später empfahl das Generalvikariat aus Paderborn Abriss und Ersatzneubau wegen des hochwertigen Gesamtensembles mit Kirche und Kirchplatz.
Das alte katholische Jugendheim bot diese Voraussetzungen. Weil in den nächsten Wochen endlich die Abrissbagger anrücken sollen, um Platz für einen Neubau zu schaffen, hat die Kirchengemeinde St. Blasius der heimischen Feuerwehr gerne erlaubt, sich in dem Objekt auszutoben. Auflagen: keine.
Nicht nur Balves Wehrleiter Frank Busche wurde schnell hellhörig, als das Thema aufkam. „Der bevorstehende Abriss des Jugendheims ist ja allgemein bekannt – und unsere Kameraden denken mit“, erklärt Busche. „Weil Löschzugführer Heiner Tillmann auch Mitglied im Kirchenvorstand ist, waren die Wege relativ kurz und wir sind relativ schnell und unproblematisch an die Schlüssel für das katholische Jugendheim gekommen.“
Löschzugführer Heiner Tillmann war federführend an der Ausarbeitung der großen Übung beteiligt. Gemeinsam mit den Oberbrandmeistern Rüdiger Reck (LG Beckum) und Patrick Schäfer (LG Volkringhausen) entwickelte er mehrere Szenarien für Übungseinsätze unter realitätsnahen Bedingungen.
Szenarien durchgespielt
Von morgens um 8.30 Uhr bis 17 Uhr am Nachmittag trainierten knapp 30 Feuerwehrleute aus allen Löschgruppen der Stadt Balve gemeinsam. „Wer in den Fahrzeugen saß, wusste nicht, was auf ihn zukommt“, erklärt Frank Busche. „Wir haben alle möglichen Szenarien durchgespielt: Personensuche, Türöffnungen, Rettung aus Fenstern – halt alles, was auch bei echten Einsätzen passieren kann.“ Einige der Räume wurden extra für die Übung verraucht; dafür benutzt die Wehr eine Disconebelmaschine. „Das sieht täuschend echt aus“, so der Feuerwehr-Chef. In dem alten Gebäude durften die Einsatzkräfte Türen aufbrechen, die auch bei Einsätzen verschlossen sind. Wie im wahren Feuerwehr-Leben waren bei der Personensuche auch Hindernisse wie Möbel und Unrat im Weg.
Die Großübung im alten Jugendheim war nicht nur wegen der besonderen Örtlichkeit ein voller Erfolg. Die Teams wurde auch aus diversen Einheiten durchgemischt. Am Samstag saßen Feuerwehrkameraden nebeneinander im Auto, die aus unterschiedlichen Orten kamen. „Das war zielführend. Das hat echt was gebracht“, zieht Frank Busche ein zufriedenes Fazit. Auch bei der Manöverkritik nach der Übung habe es nur positive Stimmen gegeben.
Kräfte aus allen Einheiten
Solche ortsübergreifenden Übungen werden immer wichtiger, weil auch bei Einsätzen immer häufiger gemischte Teams ausrücken müssen. „Viele Kameraden arbeiten auswärts. Die Tagesverfügbarkeit nimmt seit Jahren ab“, weiß Frank Busche. „Gerade freiwillige Feuerwehren sind dazu gezwungen, Kräfte aus allen Einheiten zusammen zu mischen. Das ist die Zukunft.“ Das Alarmierungssystem der Rettungsleitstelle ist längst auf die so genannte qualifizierte Alarmierung umgestellt – und weiß, welche Löschgruppe wann wie viele Kameraden stellen kann.