Balve. . Balve hat’s gut. Balve hat einen neuen Landarzt. Dr. Paul Stüeken jr. hat sich bewusst dafür entschieden. Wie läuft’s?
Dr. Paul Stüeken jr., ist in seine Heimatstadt zurückgekehrt – als Landarzt. Wir trafen ihn am Ende eines Arbeitstages in der väterlichen Praxis am Drostenplatz: entspannt.
Sie sind wieder in der alten Heimat – aber in einer neuen Rolle. Wie fühlt sich das an?
Dr. Paul Stüeken jr.: Eigentlich nicht anders als früher. Für mich war das immer Heimat und ist auch Heimat geblieben. Klar, ich bin jetzt in einer anderen Funktion hier. Die Leute begegnen mir alle sehr offen, sehr freundlich, sehr herzlich. Für mich ist furchtbar einfach, hier anzukommen.
Was hat sich in der Praxis getan?
Es kommen viele Leute, die zwischenzeitlich woanders waren. Es kommen sogar viele aus den umliegenden Orten hierher. Es heißt, der junge Arzt ist jetzt da, und den gucken wir uns an. Das ist ein tolles Gefühl.
Ich höre heraus, dass ein zusätzlicher Arzt in der Stadt den Menschen Ängste nimmt.
Die Leute hatten tatsächlich Ängste: Das ist wahr. Stichwort: Landflucht, es gibt immer weniger Ärzte auf dem Land, mehr Praxen machen zu als auf. Neuenrade ist das Beispiel par excellence. Da gibt es eine Unterversorgung. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Bei uns in Balve ist wieder eine gewisse Konstanz eingekehrt. Diese Praxis jedenfalls wird weitergehen.
Sie haben bei Ihrem Amtsantritt im vorigen Herbst Wünsche geäußert. Ist ein Teil davon schon in Erfüllung gegangen?
Nein, in der Kürze der Zeit nicht. Ich habe ja momentan auch noch eine Nebentätigkeit in Neheim. Ich kann Dinge, die mir wichtig sind, noch nicht so anpacken, wie ich es mir wünsche – das ist einfach ein Zeitproblem. Aber im Sommer werden sich die Dinge ändern. Dann steige ich 100 Prozent in die Praxis ein. Und dann gehe ich die Themen an. Ich bin gerade bei, mit meinem Vater abzusprechen, wie wir das künftig mit der Praxis regeln.
Die Rollenverteilung ist momentan so: Ihr Vater macht 100 Prozent – und Sie Teilzeit.
Genau so.
Demnächst umgekehrt?
Fragezeichen! Er wird kürzer treten: Das ist klar. Aber er wird, zumindest am Anfang, noch in einigen Bereichen mitarbeiten müssen. Er zieht sich schrittweise zurück. Er hat ja noch eine Zweigstelle in Wenholthausen, und da will er auf jeden Fall noch weitermachen.
Wie sieht die Rollen-Verteilung im Augenblick aus?
Wir sind ja eine Hausarzt-Praxis. Wir machen Familien-Medizin, vom Säugling bis zum Greis. Wir gucken, dass wir die Basis-Versorgung sicherstellen. Ich bin dabei, mich weiterzubilden, mit Blick auf sportärztliche Tätigkeit und manuelle Therapie. Ich bin aber noch nicht so weit, dass ich das anbieten könnte. Aber das kommt dazu.
Mannschaftsarzt in Schwarz-Gelb?
Nein, das nicht (lacht). Nein, nein, Breitensport. Ich komme aus dem Sport, habe Fußball gespielt, war Schiedsrichter, und dann hat man auch mit vielen Sportlern zu tun. Mit ist es immer wichtig gewesen, ein Ansprechpartner zu sein.
Es heißt: Vorbeugung ist die beste Therapie. Raten Sie Ihren Patienten, mehr Sport zu machen?
Auf jeden Fall. Ich habe ein gutes Beispiel. Ich war ein Jahr in der Schweiz, in Davos, und es war eindrücklich zu sehen, wie die Menschen da oben drauf sind. Sie sind sehr, sehr sportbewusst. Da hat man kaum einen Übergewichtigen gesehen. Die Leute gehen nach ihrem Job Tennis spielen, Laufen, Fahrradfahren. Das kann man natürlich nicht 1:1 auf Balve übertragen. Aber das ist mir ein Anliegen. Ich sage meinen Patienten immer wieder, dass man sich aufraffen muss, um etwas für seine Gesundheit zu tun.