Balve/Menden/Arnsberg. . Marie Neuhaus ist die Neue beim Festspielverein. Sie führt Regie beim aktuellen Märchenstück. Ein Gespräch über Hollywood und die Balver Höhle.
Sie redet mit Händen und Füßen, ihr Gesicht ist ständig in Bewegung: Marie Neuhaus sprudelt über vor Temperament und Begeisterung für ihr Projekt. Die Theaterwissenschaftlerin aus Arnsberg führt Regie im Theater am Ziegelbrand in Menden und seit kurzem auch beim Festspielverein Balve. Was treibt sie an, was hat sie vor?
Sie führen Regie. Können Sie noch unbefangen Film und Fernsehen gucken?
(wie aus der Pistole geschossen) Nein! Überhaupt nicht. Ich sehe das mit anderen Augen, mit ganz anderen Augen.
Sie sitzen im Sessel, gucken einen Film. Was denken Sie dann?
Das hätte ich anders gemacht (lacht; kleine Pause). Oder: Ja, sehr gut gemacht. Mir fallen als Regisseurin Dinge auf, die anderen Zuschauern vielleicht nicht so schnell auffallen.
Lassen Sie sich durch gute Film-Szenen inspirieren?
(im Brustton der Überzeugung) Ja! Natürlich! Da sehe ich immer wieder ganz spannende Dinge, die auch bei mir einbaue. Ich hole mir ja aus allen Bereichen das Beste raus.
Gab es zuletzt einen Film, der Sie so beeindruckt hat, dass etwas daraus übernehmen wollen?
Der Film, den ich zuletzt sehr inspirierend fand, war „La-La-Land“. Ein sehr wundervoller Film. Ob man das so auf andere Inszenierungen übertragen kann, weiß ich nicht.
„La-La-Land“ war ein Musical-Film aus Hollywood, und Sie inszenieren in der Höhle. Die örtlichen Gegebenheiten muss man ja immer berücksichtigen.
Klar, ich inszeniere jetzt ein Märchen, ein Familien- und Kinderstück. Das kann man mit „La-La-Land“ nicht vergleichen.
Was fanden Sie bei „La-La-Land“ so toll?
Na ja: alles. Das war zunächst mal ein Musical, das wundervoll in einen Film gepackt wurde. Viel Kunst, Tanz, Musik – und dann noch poetisch dargestellt. Das hat mich völlig begeistert.
Ein wichtiges Merkmal des Films waren Choreografien. Arbeiten Sie selbst auch viel damit?
Ich selber nicht. In der Balver Höhle ist dafür Nadine Schlebrowski zuständig. Sie macht das großartig. Ich habe mal in einer kleinen Inszenierung in Arnsberg die Choreografie gemacht. Aber das hätte den Ansprüchen der Balver Höhle nicht genügt.
Wie läuft’s mit Nadine Schlebrowski?
Ganz wunderbar. Wir arbeiten zusammen, wir sprechen uns ab. Sie hat so viele Ideen, und sie setzt sie um. Das läuft ganz wunderbar.
Es gibt dieses Jahr nur ein Stück. Was ist der Grund dafür?
Wir haben ja einen Wechsel bei der Regie. Und der Vorstand wollte der Regie wohl nicht sofort zwei Stücke aufladen. Deswegen war klar, dass wir dieses Jahr nur ein Kinderstück machen – wobei ich sagen muss, dass es ja auch Erwachsene anspricht.
Bei Animationenfilmen wie „Findet Nemo!“ läuft’s genauso. Sie funktionieren für Kinder wie für Erwachsene.
Genau. Und deshalb haben wir das hier genauso gemacht.
Wie lässt sich ein Stück denn inszenieren, dass es beide Generationen anspricht?
Das fängt mit der Auswahl des richtigen Stücks an. Mit Witz und Charme kriegt man auch die Erwachsenen. Die Kinder erleben viel Tanz, viel Gesang und ein tolles Bühnenbild. Dann sind sie schon gefangen.
Was hat Sie beim Stück „Es war einmal – Sieben Märchen auf einen Streich“ angesprungen?
Total schön ist, dass Märchen auseinander genommen und wieder neu zusammengesetzt werden. Toll, was sich die Autoren ausgedacht haben.
Die Erwachsenen sehen die Brüche und haben ihren Spaß...
...die Kinder auch. Sie kennen die Märchen ja auch. Es ist für alle was dabei.
Sie kennen das Ensemble, waren früher selbst dabei. Wie fühlt sich der Rollen-Wechsel an?
Das ist was ganz Besonderes. Ich fühle mich sehr geehrt, dass mich der Verein gefragt hat.
Sie mussten über das Angebot keine Nacht schlafen.
Nee! Das war mir sofort klar, dass das eine tolle Aufgabe ist. Ich mag die Leute hier sehr.