Leveringhausen. . Birgit Schulte hat klare Vorstellungen von ihrer Küche. Ländlich soll sie sein, und deftig. So wie „Himmel & Hölle“.

Diesmal gab es keine Silvesterparty, und auch heute, zu Neujahr, ist es eher ruhig. So wie meistens, wenn es draußen regnet und ungemütlich ist. Dann überlegt sich mancher, der eigentlich wandern wollte, ob er wirklich in den Wald gehen oder nicht doch lieber zuhause bleiben sollte. Und so sitzen lediglich einige Feriengäste gemütlich im Bauernhofcafé der Familie Schulte in Leveringhausen zusammen, genießen die Wärme am Kamin und die leckeren Speisen des Hauses – zubereitet von Birgit Schulte.

   Ausblick vom Hochsitz  
  Ausblick vom Hochsitz   © Solveig Flörke

„Worauf wir großen Wert legen, das ist die ländliche Hauswirtschaft“, sagt die 52-Jährige. „So wird das tatsächlich unterteilt, in die ländliche und die städtische Hauswirtschaft. Und wir sind hier im Dorf, in einer ländlichen Region, und deshalb käme ich nie auf die Idee, hier französische Cuisine anzubieten.“ Stattdessen gibt es Gerichte, die auf dem basieren, was auf dem Hof gezüchtet und angebaut wird. „Oberstes Prinzip ist die Frische – und dass das Fleisch von unseren eigenen Tieren kommt.“ Um den großen Gemüsegarten hat sich vor allem Birgits Schwiegermutter, Magda Schulte, lange Jahre gekümmert. Ihr Tod im August passte zum trockenen Sommer. „So richtig wollte letztes Jahr nichts mehr gelingen, seit Oma nicht mehr war.“ Vielen Balvern versetzt es einen Stich ins Herz, wenn sie daran denken, dass das vorige Jahr ihnen auch Magda Schulte genommen hat.

Deftiger Klassiker
Deftiger Klassiker © Solveig Flörke

Aber hier, im Bauernhofcafé, da ist sie stets präsent. „Ich habe damals bei ihr Hauswirtschaft gelernt. Alle Rezepte sind von Schwiegermutter übernommen“, sagt Birgit Schulte. Die hausgemachte Sülze, die Eintöpfe und natürlich auch ihr Lieblingsgericht „Himmel & Hölle“. „Früher hat man die Wurst in Schweineschmalz gebraten, aber das entspricht nicht mehr dem heutigen Geschmack. Da ist Butter besser.“

Als Birgit Schulte ihren Mann Hubertus, Mitte der 80er Jahre, auf einer Jugendparty in ihrem Heimatdorf Küntrop kennenlernte, da war ihr eines sofort klar: „Wenn ich nach Leveringhausen auf den Hof ziehe, dann packe ich da auch mit an.“ Die Technische Zeichnerin gab ihren alten Beruf auf und machte, bei ihrer Schwiegermutter Magda, eine Lehre zur Hauswirtschafterin. „Dazu gehörten auch Praktika in anderen Häusern. In der Küche des Klosters Meschede, zum Beispiel.“ Nach der Hochzeit vor mittlerweile 30 Jahren hängte sie noch ein Jahr an der Wirtschafterinnen-Schule in Meschede hinten dran und machte 1996 die Meisterprüfung.

Keine Männer-, keine Frauen-Arbeit

Da waren drei ihrer vier Kinder schon geboren. „Da war ich schon ehrgeizig. Ich wollte in puncto Aus- und Weiterbildung alles machen, was ging“, sagt sie. „Und das Gute an der Hauswirtschaft ist ja, dass wir alles machen: Kochen und Backen. Köche backen ja in der Regel nicht und Bäcker kochen nicht.“

Verabschiedung Revierförster Norbert Tennhoff von der Forstbetriebsgemeinschaft Balve auf dem Schultenhof: Waldbauern wissen die deftige Küche zu schätzen.
Verabschiedung Revierförster Norbert Tennhoff von der Forstbetriebsgemeinschaft Balve auf dem Schultenhof: Waldbauern wissen die deftige Küche zu schätzen. © Claudia Heinemann

Zwei ihrer vier Kinder arbeiten heute mit im Betrieb, „außerdem der beste Mitarbeiter, mein Mann, und noch eine weitere Festangestellte.“ Dazu kommen Aushilfen und Bedienungen. Tatsächlich soll es Hubertus Schulte sein, der die besten Apfelkuchen backt. Ein riesiges Exemplar steht, bereits zur Hälfte angeschnitten, in der Vitrine der Kuchentheke. „Bei uns machen alle alles, anders geht es gar nicht“, erzählt Birgit Schulte. In Männer- und Frauenarbeit ist da nichts unterteilt. „Mein Sohn räumt genauso die Spülmaschine aus, wie sich meine Tochter um die Tiere kümmert.“

Die knapp 400-jährige Tradition des Hofes versteht sich eben nicht in Rollenbildern. Ein gutes Beispiel dafür ist auch Birgits großes Hobby: die Jagd. „Als ich 1989 einen Jagdschein gemacht habe, da war das noch sehr außergewöhnlich. Und ich werde nie vergessen, wie die Prüfer vor mir saßen und mich haben die Waffen auseinanderbauen lassen, so nach dem Motto: na, mal sehen, ob die Frau das hin kriegt.“ Hat sie aber, und seitdem verschafft ihr nichts so viel Entspannung vom stressigen Gastro-Alltag wie ein Sommerabend auf ihrem Lieblingshochsitz Am alten Feld mit Blick über Hemer, den Dortmunder Fernsehturm bis nach Balve.

Bei jedem Wetter

Ein kleines Mädchen und ihr Bruder spielen mit Dackel „Enno“, und aus dem Caféfenster kann man die Rinder im Stall gemütlich ihr Raufutter kauen sehen. Außerdem steht ein Traktor der Familie mit angehängtem Planwagen auf dem Hof. Ausfahrten gehören zum Betrieb, und die gehen bei jedem Wetter.

>> INFO: REZEPT „HIMMEL & HÖLLE“

Gebratene Blut- oder Leberwurst mit Kartoffelpüree oder Bratkartoffeln und Salat: Das empfiehlt die Küche des Schultenhofs in Leveringhausen.

Zutaten pro Person: 300g selbstgemachte Blut- oder Leberwurst, zum Beispiel aus dem Bauernhofladen.

Zubereitung: die Wurst in fingerdicke Scheiben schneiden und von beiden Seiten in Mehl wälzen, danach in einer Pfanne mit Butter anbraten. Der Rand der Wurstscheiben sollte schön kross angebraten sein, während das Innere lediglich warm wird.

Serviervorschlag I: Dazu Kartoffelpüree oder Bratkartoffeln reichen.

Serviervorschlag II: Gut schmeckt auch selbst gemachtes Apfelmus oder etwas Salat zur Blut- oder Leberwurst.