Balve. Lediglich ein halbes Dutzend Zuhörer wollten in der Bücherei vom Verbraucherberater aus Iserlohn Wissenswertes zum Thema Mikroplastik erfahren.
Wenn die Problematik groß genug ist, referiert Bernhard Oberle auch vor kleinem Publikum. Dass die Frage „Gibt es heute wieder Plastik zu essen?“, in der Praxis von rhetorischer Natur ist, mag vielen nicht bewusst sein, nach den Ausführungen von Bernhard Oberle war jedoch allen Zuhörern klar, dass kleinste Plastikpartikel kaum noch aus der täglichen Nahrung rauszuhalten sind.
Vorteil ist auch Nachteil
Mikroplastik ist zwar kein neues Phänomen, aber es gibt ständig neue Erkenntnisse zu diesem Thema, berichtete Bernhard Oberle. Seit rund 70 Jahren werden Kunststoffe auf Erdölbasis produziert – und wenn die ersten Plastiktüten nicht verbrannt wurden, befinden sich deren Bestandteile noch immer in der Umwelt. Denn es kann bis zu 400 Jahre dauern, ehe zum Beispiel eine einzige Plastikflasche abgebaut ist. Der große Vorteil von Kunststoffen ist zugleich auch einer ihrer größten Nachteile: sie sind sehr, sehr haltbar.
Weil die Menschheit seit dem zaghaften Beginn in den 1950er Jahren die Produktion von Kunststoffen immer weiter hochfährt, landen auch immer mehr dieser Stoffe im Müll – und vor allem im Meer. Dort vergiftet Mikroplastik nicht nur Fische und Meeressäuger, es landet irgendwann auch auf den Tellern und in den Gläsern der Menschen. Welche Folgen der Konsum für Menschen hat, sei noch nicht abschließend geklärt, sagte Bernhard Oberle. Positive Auswirkungen werden es aber wohl kaum sein.
Manchmal auch sinnvoll
Der Verbraucherberater aus Iserlohn wollte bei seinem Vortrag in Balve Kunststoff nicht generell verteufeln, denn ganz ohne gehe es auch nicht. Er mahnte aber den bewussten Gebrauch an. Zum einen sei Kunststoff nicht gleich Kunststoff und manchmal sei der Gebrauch durchaus sinnvoll. „Nicht das Material muss sich ändern, sondern der Umgang damit“, sagte Bernhard Oberle.
Eine Menge Plastikmüll ließe sich vermeiden. Für viele Produkte gibt es allfallärmere Alternativen, und die Entscheidung gegen kurzlebige Produkte kann jeder bewusst treffen. Ein besonders krasses Beispiel sind Plastikstrohhalme, von denen besonders in den USA jeden Tag große Mengen verbraucht werden. Ein Zuhörerin konnte aber auch Positives berichten. Bei einem Urlaub in Florida habe sie selbst bei den großen Fastfood-Ketten Strohhalme nur auf ausdrücklichen Wunsch erhalten.
„Das Bewusstsein wächst, und es gibt viele Versuche, Plastikmüll zu vermeiden und Kunststoffe zu recyceln“, stellte der Verbraucherberater fest. In diesem Zusammenhang sei sogar der Importststopp Chinas für Abfälle aus Europa eine gute Sache. „Das hat den Druck hierzulande erhöht“, stellte Bernhard Oberle fest.“ Auch die Politik handelt – zumindest zögerlich: Anfang nächsten Jahres wird die Verpackungsverordnung gestrichen – und durch ein schärferes Verpackungsgesetz ersetzt.