Eisborn. Ein Vier-Sterne-Superior-Haus, also vereinfacht gesagt, ein richtig schickes Hotel, mit allem Schnipp und Schnapp: Wellness, Sauna, Tagungsräumen, Spitzenküche, Designerausstattung, 55 Mitarbeitern. Natürlich, das kann man sich an touristischen Hotspots gut vorstellen. In München, am Gardasee oder auf Sylt, zum Beispiel. Aber in Eisborn? Einem 500-Einwohner-Dorf zwischen Menden und Balve? Nichts gegen Eisborn! Landschaftlich schön gelegen. Ruhig. Erholsam. Aber kein Messezentrum. Keine Metropole. Keine Oper. Kein Strand. Wer würde es sich trauen, nun ausgerechnet dort ein solches Hotel hinzustellen? – Eine starke Frau wie Britta Spiekermann.
Ein Vier-Sterne-Superior-Haus, also vereinfacht gesagt, ein richtig schickes Hotel, mit allem Schnipp und Schnapp: Wellness, Sauna, Tagungsräumen, Spitzenküche, Designerausstattung, 55 Mitarbeitern. Natürlich, das kann man sich an touristischen Hotspots gut vorstellen. In München, am Gardasee oder auf Sylt, zum Beispiel. Aber in Eisborn? Einem 500-Einwohner-Dorf zwischen Menden und Balve? Nichts gegen Eisborn! Landschaftlich schön gelegen. Ruhig. Erholsam. Aber kein Messezentrum. Keine Metropole. Keine Oper. Kein Strand. Wer würde es sich trauen, nun ausgerechnet dort ein solches Hotel hinzustellen? – Eine starke Frau wie Britta Spiekermann.
Bald ist es 25 Jahre her, dass die Unternehmerin sich dazu entschlossen hat, die Bäckerei mit „rustikaler Dorfschänke“ ihres Vaters Herrmann weiterzuführen. Britta, die jüngste von zwei Schwestern, war gerade 26 Jahre alt geworden, als ihr Vater starb. Eigentlich hatte sie ganz andere Pläne, als sich um seine Landwirtschaft mit 400 Schafen und die Bäckerei zu kümmern. „Ich wollte Kunst studieren“, sagt sie. „Aber von heute auf morgen war das vorbei. Das war schon hart. Vor allem die ersten zehn Jahre, da hätten sicher viele aufgegeben.“
Damit meint die 50-Jährige nicht etwa die Arbeitsbelastung. „Morgens habe ich mich um die Tiere gekümmert, danach bin ich duschen gegangen und ab in die Kneipe.“ Was sie eigentlich meint, war die fehlende Akzeptanz einer Frau am Verhandlungstisch. Einer jungen, zierlichen, blonden Frau auf dem Chefsessel. „Das passte vielen nicht“, erinnert sich Britta Spiekermann. „Preisabsprachen mit Zulieferern wurden auf einmal zum Problem, denn die dachten ‚Mit dem Blondchen kann ich’s ja machen.“
Und auch manch langjähriger Mitarbeiter kam auf Ansagen einer weiblichen Leitung nicht klar. „Dass ich dann Kellnern, die doppelt so alt waren wie ich, gesagt habe, wie ich mir ab jetzt ihre Arbeit vorstelle, hat nicht jeder akzeptiert.“
Es waren genau solche Momente, die Britta Spiekermann deutlich gezeigt haben, dass sie sich mit zwei Dingen abfinden musste: Erstens: „Als Frau muss ich mich immer doppelt bemühen.“ Und zweitens: „Nicht immer ist es der beste Weg, auf Kontra zu gehen und zu kämpfen. Heute löse ich viel mit Diplomatie und Gelassenheit.“
Britta Spiekermann holt etwas zu trinken an den Tisch. Wenn sie mit ihren weißen Sportschuhen über das Echtholzparkett läuft, knarren die dunklen Bohlen unter ihren Füßen. Ein Bodenbelag, den viele sich nicht mal im eigenen Wohnzimmer leisten würden. 300 Euro kostet der Quadratmeter. Luxus für die Gäste, von denen im Laufe der Jahre schon viele zu Freunden geworden sind. „Ich brauche dieses Publikum. Ich habe Ideen und Visionen, das ist meine Leidenschaft, genau wie die Architektur und die Kunst. Deshalb wechseln hier im Hotel auch immer wieder Kunstausstellungen. Ich möchte den Standard hochhalten, auch wenn das in dieser Lage anstrengend ist. Normale Hotelpreise kann ich eigentlich nur einmal im Jahr verlangen, wenn das Balve Optimum stattfindet. Dann läuft’s von selbst“, sagt sie.
Wie es in edlen Hotels zugeht, das hat die Balverin übrigens schon während ihrer Ausbildung kennengelernt. Von 1989 bis 1991 ließ sie sich in München und Münster in renommierten Fünfsternehäusern zur Hotelfachfrau ausbilden. „Als Kind und Jugendliche liebt man sein Dorf, aber dann kommt die Zeit, da möchte man in die Welt.“
So wie ihre Tochter Josephine das auch gerade macht. Seit Oktober studiert sie Hotelmanagement in , ist gerade erst aus Tansania nach Deutschland zurückgekommen. „Ich erzwinge nicht, dass sie die Antoniushütte weiterführt, aber natürlich freue ich mich, wenn es so kommt.“ Mit Josephines Vater Peter war Britta Spiekermann von 1997 bis 2007 verheiratet. In dieser Zeit waren sie auch beruflich ein Team „und er hat als Küchenchef und super Koch das Niveau der Küche im Haus noch mal richtig vorangetrieben“, sagt Britta Spiekermann anerkennend.
Überhaupt habe es viele Wegbegleiter in ihrem Leben gegeben, die wohlwollend waren. „Unternehmer aus der Region, auf die ich bauen kann, tolle Coaches, die bei Tagungen hier im Hotel waren. Ich habe mir immer Vorbilder gesucht“, sagt Britta, die als ihre stärkste Triebfeder einmal mehr ihren Vater nennt, dessen Namen mittlerweile auch das Restaurant „Hermann’s“ des Hotels trägt. „Er war visionär, und ich glaube, das bin ich auch.“ Eine risikobereite Unternehmerin und eine optimistische Visionärin. „Schlechtes vergesse ich eigentlich schnell und versuche positiv nach vorne zu schauen. Ich habe mich immer geweigert, unglücklich zu sein“, so Spiekermann, die als Vorbildunternehmerin vom damaligen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel schon nach Berlin eingeladen wurde.
„Ich wünsche mir, dass das Muttersein mehr in den Alltag integriert wird. Wir richten uns mit unseren Dienstplänen auch danach, wenn jemand Mutter ist und machen das passend, das muss eigentlich drin sein.“
Wenn Britta Spiekermann abseits des Hotels mal Dampf ablassen muss, dann geht sie ihrem anderen großen Hobby nach: Dem Motorsport. „Ja, ich fahre gerne Autorennen und habe wohl Benzin im Blut. Mich fasziniert das einfach, deshalb fahre ich selbst auch einen Porsche...“ Sie macht eine kurze Pause. Überlegt, muss selbst lachen und fährt fort: „Das gibt’s doch nicht, ich traue mich das kaum zu sagen, und das ist der Unterschied zu jedem Mann.“