Balve. Familie Schennetten rettete im Urlaub Igel. Die Stacheltiere fühlen sich im Garten wohl – so wohl, dass sie im Winter bleiben dürfen.

Hinter der Terrassentür der Familie Schennetten liegt ein Paradies für stachelige Vierbeiner. Gleich sechs junge Igel haben im Hanggarten der Balver Zuflucht gefunden. Ohne die Hilfe von Erik (5 Jahre) Ansgar (10) und Knud (13) sowie Mutter Sabine und Vater Thomas Schennetten würden die kleinen Säuger vermutlich nicht mehr leben. Denn als die Balver Familie während ihres Sommerurlaubs am Edersee die Jungtiere fand, irrten sie als Waisen durch die Gegend.

„Die kleinen Igel waren abgemagert und fast schon apathisch -- und andere Urlauber haben uns erzählt, dass die Tiere schon seit zwei Tagen ohne Elterntier dort umherstreiften“, erzählt Thomas Schennetten. „Da war eine viel befahrene Straße in der Nähe, und niemand wollte sich um die Tiere kümmern. Also haben wir sie erstmal versorgt“. Mitarbeiter der Jugendherberge, in der die Balver ihren Urlaub verbrachten, halfen dabei, zu später Stunde Katzenfutter zu besorgen und die kleinen Igel unterzubringen.

Am Anfang war’s eine Eine-Nacht-Aktion

Aus der geplanten Eine-Nacht-Aktion wurde mehr, denn die Urlauber aus dem Sauerland erhielten weder von örtlichen Tierärzten noch von einem nahe gelegen Wildtierpark Hilfe für die jungen Igel. Also nahmen sich die Schennettens selbst der kleinen Problemfälle an. „Weil wir sie vor Ort nirgends unterbringen konnten, haben wir uns entschlossen, sie mitzunehmen – auch wenn man das eigentlich nicht darf. Aber es war Gefahr in Verzug“, so Thomas Schennetten.

Allein hätten die kleinen Igel wohl kaum eine Überlebenschance gehabt. Bei einer ersten Gewichtsüberprüfung brachte keiner mehr als 265 Gramm auf die Waage, der schmächtigste Findling sogar nur 166 Gramm. In Balve baute Familie Schennetten seinen neuen Mitbewohnern ein Gehege mit mehreren Unterschlupfmöglichkeiten im Garten – und päppelte sie mit Futter weiter auf. Inzwischen hat der größte der Geschwister sein Gewicht auf 460 Gramm nahezu verdoppelt. Das Nesthäkchen hingegen hat nur gut 50 Gramm zugelegt.

Weder Kuschel- noch Haustiere

„Den kleinen Gesellen werden wir wohl den Winter über in unserer Obhut behalten müssen“, vermutet Sabine Schennetten. „Die anderen sollen demnächst in die Freiheit entlassen werden.“ Sie weiß, dass Jungtiere problemlos über den Winter kommen sollten, wenn sie mindestens 500 bis 550 Gramm schwer sind. Aus diesem Grund beginnt in der nächsten Zeit der Auswilderungsprozess am Hüttenpfad. Dafür wollen die Igelretter einfach das Gatter geöffnet lassen. Weil die kleinen Säugetiere als Einzelgänger bekannt sich, hoffen Sabine und Thomas Schennetten, dass sich ihre Schützlinge nach und nach aus dem Staub machen. Ihre drei Söhne sehen das ein wenig anders. Zwar wurde von Anfang an Wert darauf gelegt, dass die Igel Wildtiere sind und nicht als Kuschel- oder Haustiere angesehen werden, aber gerade Erik, Ansgar und Knud sind die kleinen Stachelträger schon sehr ans Herz gewachsen. Obwohl sie nicht mit ihnen spielen durften. Denn die jungen Igel sollten in ihrem Gartengatter so wild wie möglich aufwachsen und sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnen.

Artgerechte Ernährung

Wertvolle Unterstützung bei der Pflege ihrer sechs kleinen Schützlinge erhielten die Schennettens von der Balver Tierärztin Alexandra Gaberle. Die untersuchte die Igelkinder nicht nur, ohne ein Honorar zu berechnen, sondern versorgte die Familie auch mit Ratschlägen zur artgerechten Ernährung und Unterbringung.

Thomas Schennetten ist zuversichtlich, dass die Jungtiere bald ihre eigenen Wege gehen, denn die Geschwister raufen sich immer häufiger. Gute Aussichten also, dass die Tiere ihre Chance nutzen werden, die Welt zu entdecken. Aktiv verscheuchen wollen die Schennettens ihre Gäste aber auch nicht. „Wenn sie wollen, dürfen sie gerne in unserem Garten bleiben“, betonen die Balver.

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Weil Igel sehr nützliche Tiere sind und immer seltener werden, möchte sich Thomas Schennetten auch in Zukunft um die stacheligen Vierbeiner kümmern. „Wenn junge Igel in Not sind, wissen viele Menschen nicht, was sie tun sollen – und tun dann gar nichts“, weiß der Balver.

Das will Thomas Schennetten ändern. „Ich renne bestimmt nicht durch die Gegend und sammele Igel auf, aber bevor sich niemand um die Tiere kümmert, mache ich es lieber“, sagt er. Deshalb stehe er gern als Ansprechpartner zur Verfügung: 0172-2331773.