Balve. . Rund 1000 Berufstätige wurden für eine Leader-Studie befragt. Manche Ergebnisse sind schmeichelhaft. Anderes macht nachdenklich.

Berufstätige in der Region am Sorpesee haben hohe Erwartungen an ihren Arbeitsplatz. Das geht aus der Studie „Leben und Arbeiten am Sorpesee“ hervor. Sie wurde für den lokalen Leader-Verein erstellt, in dem die Städte Balve, Neuenrade, Sundern und Arnsberg organisiert sind.

Was ist Berufstätigen in der Region besonders wichtig? Und wie sehr finden Sie ihre Wünsche am derzeitigen Arbeitsplatz erfüllt? So lautete eine Kernfrage. Ein klares Ergebnis der Studie ist: Das Miteinander im Team und zu den Vorgesetzten muss stimmen. Kollegiales Umfeld und gute Führung sind, wie es heißt, „allen Befragten am wichtigsten“. Wertschätzung macht zufrieden. Das ist ein weiteres Ergebnis der Studie. „Wichtiger als eine gute Bezahlung ist dabei die direkte Anerkennung vom Vorgesetzten“, heißt es. Zufrieden sind Befragte „insbesondere mit dem kurzen Weg zur Arbeit und der guten Zusammenarbeit mit Kollegen“. Nachholbedarf indes gibt es auch. Genannt wurden Mängel bei Führungsqualität, Leistungsanerkennung, flexibele Arbeitszeiten mit Blick auf Familie und Selbstbestimmung.

Probenbesuch für „Kleine Hexe“ in der Balver Höhle
Probenbesuch für „Kleine Hexe“ in der Balver Höhle © Ralf Rottmann

Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Untergruppen gebildet: Alter, Geschlecht, Branche, persönliche Einstellung zur Arbeit. „Wenn man einen idealtypisch zufriedenen Berufstätigen zeichnen würde, sähe dieser so aus: Mann zwischen 30 und 49 Jahren, Führungsperson, im Büro tätig mit einer hohen Identifikation mit dem Job“, heißt es. „Weniger zufrieden sind tendenziell Frauen und ältere Arbeitnehmer, ebenso Menschen die ihre Arbeit weniger als Selbstverwirklichung denn als Lebensunterhalt sehen.“

Biken, Wandern, Segeln top

Top-Noten werden für Natur und Sportmöglichkeiten vergeben. „Die vorhandenen Sport- und Freizeitmöglichkeiten sind aus Sicht der Befragten eine wesentliche Stärke der Region. Bewegung in der Natur – von Fahrradfahren über Wandern bis zu Segeln oder Skifahren – gehört für viele zu den bevorzugten Freizeitaktivitäten“, notieren die Autoren der Studie. Wer Natur und Sport liebt, findet in der Region um den Sorpesee „ideale Bedingungen“. Schlussfolgerung: „Das wirkt sich auch auf das allgemeine Wohlfühlen aus.“

Beliebt: SGV-Wanderungen
Beliebt: SGV-Wanderungen © Martina Dinslage

Dennoch kommen auch kritische Töne auf. „Junge Berufstätige wünschen sich häufig andere Freizeitangebote“, heißt es. „Wer sich an diesem Standort nicht so wohlfühlt, der stellt gerade im Bereich des Freizeitangebots einen empfindlichen Mangel fest.“ Das trifft „verstärkt“ auf jüngere Befragte zu.

Gesundheitscampus-Geschäftsführer Ingo Jakschies (links) erklärt Besuchern das Balver Erfolgsmodell 
Gesundheitscampus-Geschäftsführer Ingo Jakschies (links) erklärt Besuchern das Balver Erfolgsmodell  © Marcus Bottin

Die Autoren der Studie meinen: „Eine Lösung könnte darin bestehen, kulturelle Alternativen jenseits der naturbezogenen Angebote zu entwickeln. Sie könnte aber auch darin bestehen, das Stärkefeld Sport und Natur weiter zu entwickeln, zu modernisieren und neue Zugangswege für bisherige Nicht-Nutzer zu suchen.“ Dies sei ein wichtiges Handlungsfeld für die Arbeit in der Leader-Region, meinen die regionalen Leader-Manager Lars Morgenbrod und Annika Kabbert. Sie verweisen auf den Bewegungspark am Sorpesee, den Interaktiven Spielplatz in Hüsten, dem Sternendorf in Meinkenbracht und der Heinrich-Knoche-Welt Herdringen. „Eine regionale App für Jugend-Veranstaltungen ist ebenfalls in Planung.“

Detailierte Ergebnisse im Netz

Die Studie hat Handlungsfelder ausgemacht, die sich nach Ansicht von Morgenbrod und Kabbert „gut mit den Leader-Handlungsfeldern decken“. Regionales Arbeitsmarkt-Marketing soll die vielfältigen Jobmöglichkeiten bekannter gemacht werden. Neue Angebote für ältere Menschen in den Bereichen Wohnen, Betreuung, Infrastruktur soll verhindern, dass diese Gruppe die Region verlässt. „Eine weitere aufgedeckte Schwäche ist der Öffentliche Verkehr“, heißt es. Immerhin ein Drittel der Befragten bemängelt das schlechte Angebot von Bus und Bahn. Der Leader-Verein hat das Problem nach eigenen Angaben erkannt und arbeitet an Lösungen.

Von November 2017 bis Januar 2018 fand eine telefonische Befragung von Berufstätigen in der Region Sorpesee statt. Stichprobenartig wurden rund 1.000 Berufstätige ins Gebet genommen. Die Daten wertete Projektleiterin Dr. Barbara Vielhaber aus Sundern aus.

Eine detaillierte Auswertung der Studie ist im Netz („www..leader-sein.de“) verfügbar. Morgenbrod und Kabbert lag viel daran, die Ergebnisse anschaulich aufarbeiten zu lassen.

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Integrationszentrum Beckum, Einweihung  am 1.September dieses Jahres
Integrationszentrum Beckum, Einweihung am 1.September dieses Jahres © Jürgen Overkott

Der Leader-Verein Sorpe-Region entwickelt Projekte in den Städten Balve, Neuenrade, Sundern und Arnsberg. Wichtig dabei ist Bürgerbeteiligung. Wenn Projekte genehmigt werden, erhalten sie eine 65-prozentige Förderung durch Gelder der Europäischen Union. Ziel des Leader-Projekts ist es, den ländlichen Raum attraktiver zu machen. So soll Abwanderung in nahe Großstädte verhindert werden.

Zu den förderungswürdigen Projekten gehören etwa das Integrationszentrum in Beckum, das generationenübergreifende Fitness-Projekt des SuS Beckum und der Bau des Malteser-Zentrums Balve.