Langenholthausen. Es werden immer weniger. Doch die verbliebenen Sänger des MGV Eintracht Langenholthausen haben „Spaß inne Backen“.

Getrennt an den Tischen, aber vereint im Klang der kräftigen Männerstimmen. Der MGV Eintracht Langenholthausen geht auf ein großes Jubiläum zu. Und einem fast 100-Jährigen wird es wohl gestattet sein, eine lang gehegte Eigenart in diesem Alter nicht mehr aufzugeben.

Die letzten Akkorde des Klaviers sind verklungen wie auch die letzten Töne des Abschiedsliedes zum offiziellen Probenende donnerstags abends im Haus Habbel. Und auch was danach kommt, sieht fast schon aus wie eingeübt.

Stimme gegen Stimme

Sowohl erster wie auch zweiter Tenor, erster und zweiter Bass steuern zielsicher, nachdem die Sitzordnung der Chorprobe aufgelöst ist, einen Tisch an. Und zwar jede Stimme „ihren“ Tisch, wo dann nach Herzenslust noch geklönt und auch das ein oder andere Kaltgetränk verzehrt wird.

Der WP-Reporter ist für die Chorserie zu Gast beim MGV Eintracht Langenholthausen. Und die Tradition der festen Sitzordnung nach den vier Stimmen, so erzählt man ihm hier, ist ein alter Brauch, den man gerne weiterführt.

Naheliegende Frage des Reporters: Kennt man dann überhaupt die Sänger aus den anderen Stimmen? Schließlich sitzt oder steht man in der Probe und beim Auftritt ja auch nach erstem und zweitem Tenor beziehungsweise Bass sortiert. „Na ja, wir winken uns manchmal zu oder schreiben den anderen eine Karte“, lautet die Antwort.

Frotzeleien gegen andere Stimmen

Humor ist also schon mal ausreichend vorhanden im Chor. Ebenso, wenn mit reichlich Augenzwinkern vor dem Reporter über die anderen Tische hergezogen wird. Da sagt der erste Bass: „Wenn du zum zweiten Bass rüber gehst, halt deine Hosentaschen zu. Die klauen wie die Raben.“

Was der zweite Bass aber mitgehört hat: „Wenn die so gut singen würden wie sie lügen, dann hätten wir im Chor überhaupt keine Probleme.“ Zum Probenbesuch ist diese tiefste der vier Stimmen mit drei Leuten am dünnsten besetzt. Aber kein Problem für die Sänger: „Wir singen so gut, da brauchen wir gar nicht mehr Leute.“

Verschworener Haufen

Selbstbewusst hatte aber auch schon der zweite Tenor verlauten lassen: „Eigentlich singen wir schon am besten.“

Bevor nach diesen Schilderungen ein falscher Eindruck einsteht: Der MGV Eintracht Langenholthausen ist ein richtig verschworener Haufen. Jahre- und jahrzehntelange Freundschaften hat der Chor hervorgebracht. Vielleicht kann man sich nur deshalb diese liebevolle Schrulligkeit der Kleingruppentische erlauben, weil man eigentlich ja weiß: Wir gehören alle zusammen. Und nach einer gewissen Zeit in Stimmentrennung finden dann schließlich auch alle zusammen. Im Probenraum oder an der Theke im Haus Habbel.

Chorleiter mit Humor und Ambition

Und um ein salomonisches Urteil im oben genannten Wettstreit der verschiedenen Stimmen um die beste Sangesleistung zu fällen: Alle vier sind natürlich genauso wichtig, und erst durch das Zusammenspiel entsteht der tolle und vielschichtige Chorklang.

Diesen zu formen ist Aufgabe von Manfred Stein. 2011 übernahm er den Taktstock von Hermann Diebecker, nachdem Stein zuvor selbst seine Stimme im Chor hatte erklingen lassen. Aktiver Sänger ist er auch weiterhin, im Männerchor Balve. Und außerdem in mehreren Kirchen des Pastoralverbundes Organist.

Ganz große Runde

Mit viel Humor, aber auch Ambition und Fokus auf die Details leitet Stein die Proben, attestieren ihm seine Schützlinge. „Singt die tiefen Töne heller, dann sackt ihr auch nicht“, bekommt zum Beispiel der Bass zu hören.

Zum Hundertsten im April 2020 ist ein Sängerfest in Langenholthausen geplant. Die Gemeinschaft unter vielen anderen Chören, wie zuletzt beim Sängerfest in Affeln, wird hoch geschätzt. Und dabei sitzt man dann auch in ganz großer Runde beisammen und nicht etwa an getrennten Tischen.