Balve. Ein junger Hausarzt kehrt in die Hönnestadt zurück. Das freut Balves Bürger sehr. Doch viele Probleme bleiben.

Als der Landtagsabgeordnete Marco Voge mit jungen Leuten aus der Region über die Zukunft der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum diskutierte (wir berichteten), saß auch jemand mit am Tisch, den dieses Thema kaum direkter betreffen könnte. Dr. Paul Stüeken jun. ist seit kurzem wieder zurück in seiner Heimatstadt und in der Praxis seines Vaters am Drostenplatz mit eingestiegen. Nach den ersten Tagen freut er sich über viele bekannte Gesichter und positive Reaktionen. Gleichzeitig macht sich der Mediziner viele Gedanken um Zukunft und Zustand des Gesundheitssystems.

Nach dem Medizinstudium in Halle an der Saale und verschiedenen Stationen im Raum Stuttgart sowie in der Schweiz gab allen voran die Nähe zur Familie den Ausschlag, wieder in die sauerländische Heimat zurückzukehren. Eigentlich war das für mich immer klar“, erzählt der 38-jährige Familienvater, den vor allem die ersten Reaktionen aus der Stadt berühren. „Ich hatte heute noch was in der Stadt zu erledigen. Da haben mehrere Leute extra die Straßenseite gewechselt, um sich bei mir zu bedanken.“

Tätigkeit in Davos

Seit Anfang September arbeitet er in der Praxis am Drostenplatz. Ganz nach dem Vater auch selber Arzt zu werden, „das war für mich immer klar“. Schon als Kind begleitete er ihn auf Hausbesuche und bekam den Praxisalltag hautnah mit. In vollem Umfang ist Stüeken jun. nicht in der Praxis, sondern mit mit einer halben Stelle auch noch in der Abteilung für Innere Medizin des Krankenhauses in Hüsten tätig. Durch seine Tätigkeit in Davos kann er auch den Vergleich zwischen den Gesundheitssystemen in der Schweiz und Deutschland ziehen. Und sein Heimatland kommt dabei nicht so gut weg. „Gerade in der Pflege der Kranken sind wir dramatisch unterbesetzt. Und zwar überall.“ Kein Vergleich mit dem südlichen Nachbarn. „Da wird die Visite mit einem ganzen Team gemacht. Nicht nur Ärzte. Da sind auch Apotheker dabei, Physiotherapeuten etc. So kann dem Patienten ganz schnell geholfen werden.“

Das Gespräch in Balve lenkte auf dieses Thema, weil hier mehrere junge Leute aus der Region ihre Erfahrungen aus Studium oder Ausbildung im Gesundheitswesen nicht nur mit Dr. Stüeken, sondern auch mit dem Landtagsabgeordneten Marco Voge teilen konnten. Fehlendes Geld sei gar nicht das Problem, wurde Stüeken grundsätzlich: „Es kommt an der richtigen Stelle, nämlich an der Pflege, einfach nur nicht an.“ Ein unübersichtliches Wirrwarr an Strukturen, etwa bei der Kassenärztlichen Vereinigung, sei eines der Probleme. Um später noch hinzuzufügen: „Die falsche Grundannahme ist, dass man mit der Gesundheit der Menschen Geld verdienen will. Wenn ein Krankenhaus wirtschaftlich arbeitet, ist das schön. Es sollte aber nicht der ausschlaggebende Faktor sein.“

Im Verlauf des Abends ging es auch darum, Ärzte und generell medizinisches Fachpersonal in den ländlichen Raum zu holen. Seinen persönlichen Fall sieht Stüeken durchaus als vorbildhaft. „Die größten Chancen bestehen für mich darin, die Leute nach Studium oder Ausbildung in der Fremde wieder in ihre Heimat zu holen. Wo sie Familie und Freunde kennen. Irgendwo ganz anders hin, ist vielleicht möglich, aber selten.“

Positive Erfahrungen

Obwohl Mike Stern, einer der anderen Gesprächsteilnehmer, von einem Kommilitonen erzählte, der – aus Ostfriesland stammend – zunächst etwas widerwillig eine Stelle im Sauerland angetreten habe, nun aber partout nicht mehr weg wolle.

Konkrete Gedanken macht er sich sehr wohl auch um den Standort Balve: „Mein Vater und der Kollege Dr. Gregor Tschuk in der Praxis sind Mitte 60. Perspektivisch bin ich also alleine hier.“ Was aber nicht so bleiben soll. Denn der junge Mediziner bastelt nicht nur an Ideen, um neue Mitstreiter zu finden, sondern auch an einer Verknüpfung mit dem Gesundheitscampus. Das sei schon ein Pfund, mit dem man wuchern könne. Austausch und Kommunikation könne man noch weiter ausbauen.

Sein Wunsch: „Ich möchte am liebsten so in einem Team verschiedener Spezialisten arbeiten – wie ich es in der Schweiz kennen gelernt habe.“