Balve. . Der Verein „Hönnetal im Wandel“ will mit kleinen Schritten große Veränderungen anschieben. Wie soll das gehen? Ein Gespräch.

In Balve gibt es einen Verein, der sein Programm im Namen trägt: „Hönnetal im Wandel“. Fragen an die Sprecher Otmar Hermanns und Sabine Biehs-Romann.

In welche Richtung wollen Sie?

Sabine Biehs-Romann: Wir haben unsere Wurzeln in der britisch-irischen Transition-Town-Bewegung. Wir finden, die Politik tut zu wenig, um die Umweltprobleme zu lösen, Klimawandel oder was auch immer. Die Menschen starren darauf und sagen, als Einzelne können wir nichts machen. Die Gründer sagen, wenn man als Gemeinschaft, als Straße, als Ort, als Stadt, etwas anpackt, wird man widerstandsfähiger gegen Einflüsse von außen.

Die Idee lautet: Als Einzelbürger sollte man die Verantwortung nicht komplett an die Politik abgeben.

Otmar Hermanns: Als vor drei Jahren die Dorfentwicklungspläne aufkamen, haben Bürger und Politiker zusammengesessen. Sabine Biehs-Romann hatte in Garbeck mitgearbeitet, ich hatte in Beckum mitgearbeitet. Wir wollten die einfachen Dinge, die man im Dorf lösen kann, übergreifend anpacken. Daraus hat sich „Hönnetal im Wandel“ entwickelt.

Der Verein will zusammenführen.

Sabine Biehs-Romann: Es geht darum, dass die Menschen, die sich etwas interessieren, und die Menschen, die wissen, wie man eine Lösung hinbekommt, zusammengeführt werden. Wir wollen demnächst auf unserer Internetseite Leuten, die lokalen Honig suchen, Adressen nennen, wo sie welchen finden können. Wir machen immer ganz konkrete Sachen.

Ein weiteres Beispiel, bitte.

Sabine Biehs-Romann: Wir haben einen Film über Lebensmittel-Versorgung gezeigt, und dann überlegt, was können wir tun. Daraus ist die Aktion mit der Bio-Lebensmittelkiste in Zusammenarbeit mit einem regionalen Anbieter entstanden. Wir haben inzwischen 80 Abonnenten.

Ein schönes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass es zwar eine lokale Aktion, aber die Produkte deutlich mehr kosten als beim Discounter.

Sabine Biehs-Romann: Wir möchten aber noch mehr lokale Sachen machen. Unsere neueste Initiative heißt „Balve blüht und summt“...

...eine zwingende Ergänzung zur Honig-Aktion. Nur wenn Balve blüht, gibt es auch lokalen Honig.

Sabine Biehs-Romann: Wir haben da auch zuerst eine Dokumentation gezeigt, mit anschließender Diskussion mit Fachleuten.

Sie gehen zweiteilig vor: Erst gibt’s Theorie und dann praktische Hilfe.

Sabine Biehs-Romann: Wir wollen unsere Aktionen immer öffentlich machen. Denn nur wenn ganz viele Leute mitmachen, kann es uns am Ende helfen. Die Leute sollen das Gefühl kriegen, dass wir gemeinsam alle stark genug sind, um die Dinge in den Griff zu kriegen.

Im Frühsommer blühte ganz viel. Was können Balver dafür tun, dass noch mehr blüht?

Sabine Biehs-Romann: In der Landwirtschaft hat es etwas verändert. Wo früher noch auf den Wiesen Blumen blühten, ist heute Silage. Die Bauern schneiden das Gras fünf Mal im Jahr. Es geht nur noch um Hochleistungsgras. Und das findet auf immer mehr Flächen statt. Insekten fliegen nicht weit. Sie bleiben da, wo sie sind. Wenn die Blumen wegbleiben, bleiben am Ende auch die Insekten weg.

Und die Lösung wäre...?

Sabine Biehs-Romann: ...wenn möglichst viele Menschen zumindest in einem kleinen Teil ihres Gartens Wildblumen sähten. Man kann es sogar auf dem Balkon machen.

Das ist zugleich ein Appell an Gartenbesitzer, aus Wiesen keine Steingärten zu machen.

Otmar Hermanns: Wir geben uns nicht der Illusion hin, Hardliner zu überzeugen, weder bei Landwirten noch bei Gartenbesitzern. Aber die Resonanz bei den Leuten – das zeigt die Zahl der verkauften Tüten – ist gut. Wir sprechen inzwischen von mehreren Tausend Tüten im gesamten MK. Gerade die Gruppen, die im Naturschutz tätig sind, wie der BUND, helfen uns. Wenn etwas Bewegung da rein kommt, bei älteren Menschen, in den Menden, dann können wir schon sagen: Das Ding ist ein Erfolg.

Sie wollen nicht nur neue Dinge schaffen, sondern auch alte erhalten.

Otmar Hermanns: Wie bei unserem Repair-Café. Wir hatten letztens ein älteres Ehepaar in Garbeck. Das hat gesagt: So etwas haben wir ja noch nie gesehen. Natürlich wird es auch in Berlin ein Repair-Café geben. Aber in einem solch kleinen Rahmen hätte das Ehepaar so eine Einrichtung nie erwartet.

Sabine Biehs-Romann: Im Repair-Café kommen inzwischen so um die 150 Sachen pro Jahr zusammen. Und die Hälfte wird repariert. Bei der anderen Hälfte ist nichts mehr zu machen. Diese Sachen sind einfach kaputt.

Gerade Geräte aus früheren Zeiten sind ganz gut zu reparieren, weil dafür nicht so viele elektronische Teile erforderlich sind.

Otmar Hermanns: Das Repair-Café folgt einem weiteren Grundsatz, den wir haben, und das ist der Gedanke der Nachhaltigkeit...

Und wenn ich Frau Biehs-Romanns Textiltasche mit Balve-Aufdruck sehe, geht das in dieselbe Richtung.

Otmar Hermanns: Die Taschen sind einfach ein Signal gegen die vielen Plastiktaschen, die noch im Umlauf sind. Wir haben die Tasche im vergangenen Jahr zur Nachhaltigkeitswoche auf den Markt gebracht. Man kann weiterhin kaufen, bei der Stadt zum Beispiel, im Tourismusbüro.

Sabine Biehs-Romann: Wir erfahren übrigens von der Stadt viel Unterstützung. Als wir einen Blühstreifen an einer Straße, auf dem städtischen Gelände, anlegen wollten, durften wir das machen. Das ist nicht selbstverständlich.

Otmar Hermanns: Wir können nicht meckern. Wenn wir irgendwo auftauchen mit einer Aktion, bei der Stadt oder irgendwo in Büros, zeigen die Menschen Interesse. Das ist schon klasse.