Balve/Mellen/Bruchhausen. . Gelbe Äcker, gelbe Wiesen. Die Landwirtschaft lechzt nach Wasser. Was bedeutet das konkret? Die WP besuchte die Firma Sorpemilch.
Was haben der Agrarbetrieb Sorpemilch und Laptop-Landwirt Thomas Fabry mit Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Ordnungsamt zu tun? So viel vorweg: mehr als es zunächst scheint. Unsere Reise durchs Stadtgebiet beginnt um 11.30 Uhr. Sie endet sechs Stunden später und einen gewittrigen Regen später.
Wir haben uns mit den Jung-Landwirten Johannes Vedder-Stute und Moritz Hennecke verabredet. Die beiden führen, gemeinsam mit Moritz Henneckes Vater Wilhelm, einen Gemeinschaftsbetrieb mit Sitz in Mellen und Bruchhausen. Das Unternehmen ist eine GbR, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Es nennt sich Sorpemilch. Der Firmenname ist Programm. Genau das interessiert uns: Wie kommt die heimische Milchwirtschaft mit dem scheinbar endlosen Sonnen-Sommer zurecht?
Die Fahrt führt uns nach Bruchhausen. Wir sehen gelbe Stoppelfelder, an die sich gelbe Wiesen reihen, struppig ist das Gras und kurz, manchmal scheint die Erde durch. Es scheint, als sei nicht nur Holland in Not. Tatsächlich?
Auf der Fahrt über Langenholthausen Richtung Sorpesee hat es am Morgen geregnet, ein bisschen. Derweil hat sich der Himmel gelichtet. Die Sonne knallt, wie gewohnt, vom leicht bewölkten Himmel.
Auf dem Hof in Bruchhausen mit unverkennbar neuer Melkhalle und unverkennbar neuem Kuhstall kommt uns Johannes Vedder-Stute entgegen: entspannt. Er zeigt uns den Hof. Im großzügigen, hellen Stall bewegen sich 350 Kühe, darunter die Zwillinge „Brummi“ und „Brause“. „Brummi“ mampft Silage.
Ist Silage in diesem Jahr Mangelware? Johannes Vedder-Stutes Antwort verblüfft: „Drei Grasschnitte waren okay. Der Vierte war allerdings fast ein Totalausfall.“ Und?
Johannes Vedder-Stute sieht keineswegs so aus, als sei ihm die Stimmung verhagelt. Im Gegenteil: „Wir haben im Jahr insgesamt fünf Grasschnitte. Wenn es regnet, fällt die Heu-Ernte ganz normal aus.“
War bereits ein Futter-Zukauf nötig? Johannes Vedder-Stute verneint. Auch Kompagnon Moritz Hennecke winkt ab.
Mais in Reserve
Rückblende. Als der Betrieb vor vier Jahren gegründet wurde, haben die Eigentümer mit Reserven geplant. Johannes Vedder-Stute und die Henneckes bewirtschaften 220 Hektar Land. „Wir haben“, rechnet Moritz Hennecke vor, „120 Hektar Grünland, dazu kommen 100 Hektar Acker.“ Auf 50 Hektar Fläche wächst Mais. Dazu kommen 30 Hektar Getreide, 20 Hektar Ackergrün nicht zu vergessen.
Nicht nur das. Unser Blick schweift auf die Talseite, die nach Affeln weist. Eigenes Land? „Nein“, erwidert Johannes Vedder-Stute, „das gehört einem Nachbarn. Wir arbeiten zusammen. Er zieht Mais für uns. Wir beliefern ihn mit Gülle.“ Johannes Vedder-Stute macht klar, dass es dabei nicht um ein Gegengeschäft handele. Aber, immerhin, es sei eine Reserve. Darauf kann die Sorpemilch zurückgreifen. Weitere Zukäufe, heißt es, seien nicht geplant.
Inzwischen weht eine leichte Brise durch den Stall. Es ist derzeit fast nach allen Seiten offen. Das Milchvieh braucht Kühlung – und manchmal sogar, wie die beiden Jung-Bauern sagen, Abkühlung. „Wenn es zum Milchkarussell geht, werden die Tiere abgeduscht.“
Warum Getreide-Ernte okay war
Die Getreide-Ernte bedeutete für die Landwirte übrigens keine kalte Dusche. Im Gegenteil: Erträge von 8,3 Tonnen Weizen pro Hektar waren sie für ein warmer Geldregen. „Die Ernte“, bilanziert Johannes Vedder-Stute, „war guter Durchschnitt. Der Ertrag war okay. Die Trockenheit hat dafür gesorgt, dass wir die Ernte gut einbringen konnten, und Pilzbefall gab’s auch nicht.“
Während unseres Gesprächs sind Wolken aufgezogen, Gewitterwolken. Wird es regnen? Wird es gewittern? Gibt es Land unter?
Die amtliche Wetter-App Nina schreit am Nachmittag Alarm. Die Feuerwehr reagiert. Feuerwehr-Vize Oliver Prior richtet vorsorglich einen sogenannten Meldekopf ein. Auch Ordnungsamt und Technisches Hilfswerk sind auf dem Posten. Gegen 16 Uhr grummelt es. Es stürmt, es regnet. Chaos gibt’s Gott sei Dank nicht, wie Oliver Prior um kurz nach fünf feststellt.
Dringender Wasser-Bedarf
Unterdessen sitzen wir bei einem weiteren Landwirt: Thomas Fabry. Der Agrar-Student aus Langenholthausen war zehn Tage lang mit Laptop und Kamera unterwegs, um im Namen der Branche mit Alltagsmenschen über Landwirtschaft zu sprechen. Er sieht aus dem elterlichen Wintergarten nach draußen. Die Sonne kommt durch. Thomas Fabry enttäuscht: „Es hätte ruhig mehr Regen sein können. Wir brauchen alle dringend Wasser.“