Garbeck. . Viele Ehrenämter zeugen von viel Kraft. Adelheid Lösse aus Garbeck hat offensichtlich die Kraft der zwei Herzen. Was sie antreibt.

„Wer etwas verändern möchte, muss aktiv werden“: Das ist das Motto von Adelheid Lösse. Tatsächlich hat die Garbeckerin viel bewegt. Sie kümmert sich um das Jungferngut, arbeitet in einem Steuerbüro und bekleidet mehrere Ehrenämter.

Adelheid Lösse mit den Holzprodukten aus dem Familienbetrieb. Im Holzlädchen auf dem Hof verkauft die Familie Dekorationen aus Holz sowie Skulpturen aus Holz für den Garten.
Adelheid Lösse mit den Holzprodukten aus dem Familienbetrieb. Im Holzlädchen auf dem Hof verkauft die Familie Dekorationen aus Holz sowie Skulpturen aus Holz für den Garten. © Johanna Pankow

Jeder, der durch Garbeck fährt, kommt unweigerlich am Jungferngut der Familie Lösse vorbei. Adelheid Lösse weiß das zu schätzen: „Ich lebe hier mitten im Dorf, habe aber viel Platz.“ Nicht nur durch die geografische Lage des Wohnhauses ist sie in Balve bekannt. Vor allem hat sie sich durch ihr vielschichtiges Engagement, sei es früher in der Kirchengemeinde oder bei den Landfrauen, einen Namen gemacht.

Geboren und aufgewachsen ist Adelheid Lösse in Velen im Kreis Borken. Nach dem Abitur studiert sie in Bonn Agrarwissenschaften mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus.

Adelheid Lösse mit den Holzprodukten aus dem Familienbetrieb. Im Holzlädchen auf dem Hof verkauft die Familie Dekorationen aus Holz sowie Skulpturen aus Holz für den Garten.
Adelheid Lösse mit den Holzprodukten aus dem Familienbetrieb. Im Holzlädchen auf dem Hof verkauft die Familie Dekorationen aus Holz sowie Skulpturen aus Holz für den Garten. © Johanna Pankow

In der ehemaligen Bundeshauptstadt lernt sie ihren Mann Bernward Lösse kennen. 1988 nach Abschluss des Studiums als Diplom-Agraringenieurin zieht sie zu ihrem mittlerweile Ehemann auf das Jungferngut in Garbeck. „Den ersten Winter habe ich mit Bernward im Büro verbracht und fast jedes Stück Papier, das es hier im Haus gibt, in der Hand gehabt. Ich wollte wissen, was Sache ist. Jetzt war ich ja nun mal hier“, erinnert sich Adelheid Lösse an ihre ersten Jahre in Garbeck.

Gemeinschaftsinn zählt

Kurz darauf beginnt sie, in einem Steuerbüro in Menden zu arbeiten. Gleichzeitig kümmert sie sich um das Jungferngut und unterstützt ihren Mann bei seiner Arbeit im Forstbetrieb.

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Adelheid Lösse pflückt Weinbeeren aus ihrem Garten. Daraus kocht sie Marmelade oder verwendet sie für Törtchen oder Kuchen.
Adelheid Lösse pflückt Weinbeeren aus ihrem Garten. Daraus kocht sie Marmelade oder verwendet sie für Törtchen oder Kuchen. © Johanna Pankow

er Umzug nach Garbeck fällt ihr nicht schwer. Sie findet schnell Anschluss. „Ich habe mich von Anfang an hier gut aufgenommen und willkommen gefühlt. Klar, waren die Leute auch neugierig.“ Gemeinschaftsinn und Hilfsbereitschaft der Garbecker schätzt sie besonders. „Ich weiß, wenn ich Hilfe brauche, dann brauche ich nur Leute zu fragen; und umgekehrt helfe auch ich.“

Im Dorf angekommen, tritt sie in den Sportverein Sauerlandia und in den Ortsverband der Landfrauen Balve ein. „Von Kind an habe ich starke Landfrauen kennengelernt. Ich hatte sehr viel Respekt vor ihnen und fand, dass man da eine ganze Menge lernen kann“, schildert Adelheid Lösse.

Nach und nach arbeitet sie an der Programmgestaltung mit, dann auch als Vorstandsmitglied. 2006 übernimmt sie das Amt der ersten Vorsitzenden des Ortsverbandes Balve und soll es für zwölf Jahre auch bleiben.

Vorträge, Besichtigungen, Projekte

Der Veranstaltungskalender der Landfrauen auf Orts- und Kreisebene ist gefüllt mit vielseitigen Fachvorträgen, Stadt- und Betriebsführungen sowie gemeinnützigen Projekten, die Adelheid Lösse mit weiteren Landfrauen organisiert.

Zu den aktuellen Projekten zählt ein illustrierter Kalender mit Bauernweisheiten für das kommende Jahr. Mit dem Erlös des Kalenders unterstützen die Landfrauen unter anderem das SOS-Kinderdorf in Lüdenscheid.

Mutter und Tochter Lösse im WDR-Fernsehen
Mutter und Tochter Lösse im WDR-Fernsehen © WDR

Als sachkundige Bürgerin für die CDU nimmt sie in den 90er Jahren an Ausschusssitzungen im Rathaus teil, manchmal auch mit Kleinkind im Maxi-Cosi. Sie initiiert mit weiteren Müttern und Unterstützern die Gründung eines zweiten Kindergartens und wird als erste Frau Garbecks in den Kirchenvorstand gewählt. „Für die Garbecker war es anfangs undenkbar, dass eine Frau die finanziellen Dinge der Kirchengemeinde mit regelt“, erzählt Adelheid Lösse schmunzelnd. Letztlich wirkte sie für neun Jahre im Kirchenvorstand mit. Nach dieser Zeit stellt sich als ihre Nachfolgerin wieder eine Frau auf – und wird gewählt.

Herausforderung „Kyrill“

Nicht nur durch ihr Engagement für Balve, sondern auch durch Naturkatastrophen wie den Orkan „Kyrill“ 2007, der im Forstbetrieb enorme Schäden verursacht, muss Adelheid Lösse Stärke beweisen. Sie weiß: „Es ist wichtig, dass Frauen immer wieder klar gemacht wird, dass sie eine ganze Menge aushalten und dass sie deswegen nicht so schnell aufgeben sollten. Wenn das eine nicht geht, dann geht etwas anderes.“

Wenn Adelheid Lösse von ihrem Einsatz für Garbeck und Balve in den vergangenen 30 Jahren erzählt, bleibt sie bescheiden. Als sei es eine Selbstverständlichkeit. Gleichzeitig stellt sie auch klar, dass sie nie alleine agiert. Zwar kommt die Initiative manchmal von ihr, aber Unterstützung findet sie stets in der Dorfgemeinde, bei den Landfrauen und bei ihrer Familie.

Besonders geprägt hat die gebürtige Münsterländerin auch ihr Elternhaus und der politisch-aktiver Vater. Schon früh lernte Adelheid Lösse: „Wenn man etwas verändern will, dann muss man selbst aktiv werden.“

>> INFO: LANDWIRTSCHAFTSKAMMER & FINANZGERICHT

Adelheid Lösse ist eine Tausendsasserin. So gehört die Garbeckerin beispielsweise überregional als gewähltes Mitglied der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Obendrein ist sie als ehrenamtliche Richterin am Finanzgericht in Münster tätig.

Diese Ehrenämter kosten zwar Zeit, sind Adelheid Lösse aber wichtig: „Jeder sollte sich im Laufe seines Lebens mindestens vier Jahre für die Allgemeinheit einsetzen. Wir können nicht alles auf Verwaltungen und Politik abwälzen.“